Freitag, 25. Januar 2013

Offener Brief: Soziales Desaster

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In einem Offenen Brief hat der DJV NRW heute die Gesellschafter und die Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe aufgefordert, die in einer Woche geplante Schließung aller Redaktionen der Westfälischen Rundschau zurückzunehmen.

"Gemeinsam mit Betriebsrat, Beschäftigten und Gewerkschaften ließe sich eine Lösung finden, die auch den wirtschaftlichen Bedenken von Gesellschaftern und Banken Rechnung trägt", schrieben Vorsitzender Helmut Dahlmann und Geschäftsführerin Anja Zimmer gegen Ende des Briefes. Das Angebot: "Wir stehen bereit, um gemeinsam mit Ihnen nach konstruktiven Lösungen zu suchen, die die WR als eigenständige Stimme der Region erhalten und viele Arbeitsplätze sichern."  

Flugblatt
 Vorher kritisierten sie die Abwicklung der Westfälischen Rundschau, durch die rund 300 feste und freie Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeitsplätze bzw. Honorare und Pauschalen verlieren: "Hochmotivierte Kolleginnen und Kollegen, die in der Vergangenheit mit Herzblut und aus Überzeugung die WR gemacht haben. Das ist ein soziales Desaster, mit dem Sie gerade Geschichte schreiben."

Der Versuch, ab Februar eine Zeitung ohne Redakteure mit zusammengestückeltem Inhalt auf den Markt zu bringen, sei "eine verlegerische Bankrotterklärung. Auch damit schreiben Sie Geschichte." Der Brief in voller Länge hier. (Ein ähnlicher Brief ging an die SPD-Medienholding, der 13,1% der WR gehören.)

Wie geht es nun weiter? In der nächsten Woche gibt es womöglich Betriebsversammlungen der anderen Zeitungstitel sowie weitere Aktionen und Demonstrationen.

Am Dienstag wollen die Gewerkschaften DJV und dju in verdi die betroffenen Freien, die plötzlich ohne Aufträge da stehen, informieren. Wie kann es nun weitergehen? Kann man vielleicht doch Ansprüche gegen den Verlag geltend machen? Kann die Arbeitsagentur helfen? Los geht's um 19 Uhr im Journalistenzentrum Haus Busch in Hagen.

Am 4. Februar laden die Grünen zu einer Diskussion über die Zukunft des Lokaljournalismus ein. Mit dabei sind Pottblogger Jens Matheuszik, Günter Mydlak von HalloHerne, DJV-Ortsvereinschef Kay Bandermann und Zeitungsexperte Horst Röper vom Formatt-Institut (den einige Leute von den Ruhr Nachrichten übrigens gerade nicht mehr leiden können, weil er die Lensing-Wolff-Zeitung wie in früheren Zeiten Schwarze Paula nannte). Die Gesprächsrunde beginnt um 18 Uhr beim Kreisverband in Dortmund, Rheinische Straße 137.

Nachtrag: Der Hellweger Anzeiger sucht neben Volontären auch Redakteurinnen und Redakteure. "Zur Ausweitung unseres Redaktionsteams", wie es in der Anzeige heißt, in der nicht vergessen wird zu betonen: Der HA sei eine der wenigen Tageszeitungen in Deutschland mit steigenden Abo-Zahlen.