Von Ulrich Pätzold
Die Entscheidung der WAZ-Geschäftsführung in Essen, die Westfälische Rundschau in Dortmund mit allen ihren Lokalredaktionen in der Region zu einer Hybridzeitung mit WAZ-Mantel und dem Lokalteil des jeweiligen bisherigen Konkurrenten umzubauen, ist ein geradezu groteskes Modell und belegt, wie beratungsresistent und ohne Fantasie die Zeitungsverleger durch das digitale Zeitalter stolpern.
120 Redakteure und ebenso viele freie Mitarbeiter von heute auf morgen zu entlassen, ist nicht nur eine Verletzung des Betriebsverfassungsgesetzes sondern zeigt auch den kaltschnäuzigen Umgang mit anerkannt guten Journalisten. Diese Geschäftsentscheidung auch noch als Maßnahme zur Erhaltung der Medienvielfalt in der Region zu verkaufen, kann man nur noch als zynisch kommentieren.
Ulrich Pätzold |
120 Redakteure und ebenso viele freie Mitarbeiter von heute auf morgen zu entlassen, ist nicht nur eine Verletzung des Betriebsverfassungsgesetzes sondern zeigt auch den kaltschnäuzigen Umgang mit anerkannt guten Journalisten. Diese Geschäftsentscheidung auch noch als Maßnahme zur Erhaltung der Medienvielfalt in der Region zu verkaufen, kann man nur noch als zynisch kommentieren.
Die WAZ-Gesellschafter spielen bewusst falsch, wenn sie von der „Sanierung“ der Westfälischen Rundschau sprechen. Das ist Hohn. Was ist das für eine Sanierung, wenn der Mantel des verbleibenden Titels identisch mit der WAZ ist und der Lokalteil vom jeweiligen Wettbewerber, im Dortmunder Fall also von den Ruhr Nachrichten übernommen wird. So etwas hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. Es ist journalistische Falschmünzerei, mit einem eigenen Zeitungstitel eine eigenständige Zeitung zu suggerieren. Es ist ein politischer Skandal, solche Hybridzeitungen überhaupt zuzulassen.
Nicht Sie, die Redaktion, haben die Westfälische Rundschau in den Ruin getrieben. Sie sind nicht einmal gefragt worden, wie es mit Ihrer Zeitung weitergehen soll. Auch wir Leser sind nicht gefragt worden, was wir für unsere Westfälische Rundschau tun können. Sie, die Redaktion und wir, die Leser, sind von einer selbstherrlichen WAZ-Geschäftsgruppe getäuscht worden. Mit Erich Brost, auch nicht mit Erich Schumann hätte so eine Entscheidung in Essen nie fallen können.
120 Redakteurinnen und Redakteure werden entlassen. Ebenso viele freie Mitarbeiter verlieren einen wichtigen Auftraggeber. Politiker, Unternehmen, städtischen Einrichtungen, Gewerkschaften, Vereine, Wissenschaften, in die Stadt Eingewanderten, wir alle, die mit der Westfälischen Rundschau Dortmunder groß geworden sind und gerne in dieser Stadt leben, verlieren unsere kritischen Begleiter und Beobachter, müssen auf Ihre gute Arbeit als Journalisten verzichten, sollen uns damit abfinden, dass es in Dortmund keine Zeitungsvielfalt mehr geben wird.
Der Brüderweg verliert seine Stimme. Das publizistische Oberkommando für die Dortmunder Zeitungen ist nun der Hellweg. Blauweiß mit roter Maske wird zum neuen Markenzeichen der WR. Die WAZ-Erklärung ist blanker Hohn: „Unser Ziel ist es, die Westfälische Rundschau zu erhalten und damit die Medienvielfalt in dem Verbreitungsgebiet sicherzustellen,“ verlautbart die Geschäftsführung.
Nehmen wir diese Erklärung beim Wort und wenden sie gegen die Konzernzentrale: Redaktion, Politik, Publikum, also die Gesellschaft stehen gemeinsam zusammen für den Erhalt einer eigenständigen Westfälischen Rundschau. In der Medienvielfalt zählt nur das Nebeneinander von Eigenständigkeit. Mogelpackungen gehören nicht zum Vertrag. Die WAZ hat den Vertrag mit uns Abonnenten aufgekündigt, weil sie nicht mehr liefert, was wir eingekauft haben. Ab sofort stellen wir deshalb die Zahlungen ein. Diese Hybridzeitung hatten wir nicht bestellt und wir hätten sie nie abonniert.
Weil wir die Medienvielfalt im Ruhrgebiet brauchen, wollen wir an dem Entstehen eines tragfähigen Konzeptes für eine eigenständige Westfälische Rundschau beteiligt sein. Wir fordern deshalb die WAZ-Geschäftsführung auf: Nehmen Sie Ihre absurde und verächtliche Entscheidung wieder zurück! Wir fordern die Einrichtung eines Runden Tisches, an dem erörtert wird, wie die ehrwürdige Westfälische Rundschau in Dortmund als eigenständige Zeitung erhalten und ihren wertvollen Beitrag zur Medienvielfalt in der Region erfüllen kann.