Karikatur: Karlheinz Stannies |
***
„Es gibt doch immer nur einen
Journalismus, den guten“, schmierte der Berater den Medienmanagern
erst Honig ums Maul. Seine Augen wurden schmal: „Und wieso leisten
Sie sich dann mehr als eine Redaktion?“ Zack, das saß. Die Manager
zuckten. Sie alle hatten mehrere Zeitungen im Portfolio. Früher mal
wegen der Anzeigengebiete zusammengekauft.
"Legen Sie alles zusammen“, beriet
der Berater. Wozu viele Journalisten, wenn jeder doch dasselbe macht?
„Behalten Sie nur die Besten!“ Eine kleine Zentralredaktion für
alle Titel – das spart. „Und Sie können behaupten: Ja, wir
werfen raus, aber die Qualität steigt. Viel bedeutet ja nicht
Vielfalt. Weniger ist mehr.“
Plattitüden konnte er. Den großen
Schritt behielt er natürlich für sich. Nur noch eine einzige
Redaktion für alle Medienhäuser, bundesweit. Mit nur wenigen
Managern. Das wäre der Rendite-Knaller. Er seufzte. Ja, er hatte
noch Zukunftsvisionen.
Aber noch gab es Schecks, äh,
Synergien, wohin man blickte. Zombie-Zeitungen, eine Redaktion für
zwei, eine Zentralredaktion für viele. Tarifbindung aufgeben und dieselben Leute untertariflich oder frei beschäftigen. Es war doch so einfach. Die Medienbranche war auf
einem guten Weg. Für Berater. Die wahren Gewinner der
Digitalisierung. Und wenn er nur an den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk dachte – so viele Sender, so viele Wellen, so viele
Redaktionen, so viele Gremien, herrlich!
Seine Fragen trieben die Verleger in
die Enge. Wieso nutzen Sie vor Ort nicht die billigsten Freien und
Leserreporter? Wieso tauschen Sie nicht noch mehr Lokalteile aus?
Wieso legen Sie Print und Online nicht zusammen? Wieso trennen Sie
nicht beide wieder? Egal was, Hauptsache: Sparmaßnahme.
Er lächelte. Von ihm könnte selbst
Schäuble noch was lernen. Der Berater fuhr mit dem Finger über
seine beeindruckenden Zahlenkolonnen. „Und wieso leisten sie sich
70 Klos für die Redaktion?“ Der noch unreife Jungmanager wollte
erklären, dass die halt alle in anderen Städten...
„Schnickschnack“, fuhr ihm die Berater über den Mund. „Statistik
lügt nicht. Da muss man einen Laden nicht kennen. Ein Mann, ein
Klo... das sprengt die Benchmark.“ Die Verleger unterschrieben.