Sonntag, 30. Dezember 2012

Verleger-Traum (auch 2013 wieder?)

Karikatur: Karlheinz Stannies


Samstag, 29. Dezember 2012

Mein Wunsch für 2013

... ist, dass wir nicht wieder Mahnwachen für Print schieben und mit nahezu verzweifelten Aktionen versuchen müssen, hunderte Arbeitsplätze in Redaktionen und anderen Verlagsbereichen zu retten.

Aber wenn ich etwa im Blog Medienmoral NRW lese, was sich nach dem Auslaufen des Sozialplans zum Jahresende nun in der WAZ-Mediengruppe andeutet... oder bei der Rheinischen Post, bei der Westdeutschen Zeitung, in Aachen, womöglich in Ostwestfalen... und dass Lensing-Wolff zum Jahresende drei Lokalausgaben schließt.

Und wenn die Netz-Prediger ihr Mantra noch so strapazieren: Bisher ist Online nicht in der Lage, selbst drastisch verkleinerte Voll- und Lokalredaktionen zu finanzieren. Noch subventioniert Schwächel-Print die Auftritte im Internet. Der Weg ins digitale Zeitalter ist beschritten, zum Teil schon recht erfolgreich, aber der Umstieg braucht eigentlich mehr Zeit. Also: wünscht Euch Print bitte noch lange nicht tot! Tobias Kaufmann hat da ganz Recht ... siehe Lesetipp rechts oben.

Nachtrag: Inzwischen meldet Medienmoral, dass die WAZ-Gruppe den 2009 ausgehandelten Sozialplan für die Zeitungen und den ContentDesk bis September 2014 verlängert hat. Gut gemacht, Betriebsräte!

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Schöne Aussichten

Karikatur: Karlheinz Stannies


Tack, tack, tack


Bernd hackte grimmig auf seiner Computer-Tastatur herum. Sein Zeigefinger fuhr immer wieder auf die Enter-Taste nieder. Tack, tack, tack. „Was machst Du denn da?“ traute sich schließlich Petra, ihn anzusprechen. Bernd zischte: „Ich besorge uns einen Text.“

Sein Finger machte weiter. „Ich habe da bei dieser ,Agentur für Nachrichten auf Nachfrage' einen Bericht über die Ratssitzung bestellen wollen. Du weißt doch, wie das ist in unserer Winz-Redaktion: Wir beide haben Termine, unsere drei Ausgelagerten sind am Desk in der Nachbarstadt, und wir haben unseren Jahresetat für Freie schon fast verbraten. Ich kann denen schon gar nicht mehr in die Augen schauen.“

Und da wolltest Du...?“ Ja, stöhnte Bernd, zwischen zwei Tacks.

Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Gemütliche Festtage, mit netten Begegnungen, entspannten Stunden, zwei oder drei erfüllten Wünschen ... lasst es Euch einfach gutgehen!

Sonntag, 23. Dezember 2012

Magie in der Mediaklinik


Sie wollen die Frankfurter Rundschau besuchen?“ Pfleger Mischa schaute bedröppelt durch seine runde Brille. „Die liegt noch im Intensivtrakt. Wir mussten sie aber schon auf den Flur schieben, gleich neben die Financial Times.“ Er raufte sich die Löckchen. „Es ist so voll hier in der Mediaklinik.“

Vor dem OP-Zentrum standen sie Schlange, gefühlt so lang wie von Aachen bis Bielefeld. Professor Printmann schleuste gerade die WAZ-Gruppe und die Rheinische Post an den Wartenden vorbei. „Reiche Privatpatienten“, flüsterte Mischa hinter vorgehaltener Hand.

Wir liefen durch dunkle Gänge. Überall Gestöhne und Wehklagen, vor allem in der Abteilung Lokales. „Hier wird immer mal wieder Personal amputiert, manchmal mitsamt dem Redaktiönchen“, erklärte Oberschwester Hildegard. Sie schaute mitleidig

Die nächsten Sparrunden

Karikatur: Karlheinz Stannies


Samstag, 22. Dezember 2012

Durchhalten, Mädels und Jungs!


Manni kam ziemlich frustriert zurück von der Betriebsversammlung. Seit die Lokalredaktion so drastisch verkleinert wurde, kann immer höchstens einer dorthin. Manni hatte diesmal das kurze Streichholz gezogen. "Na", fragten wir, "wie war es?"

"Ach, wie immer", stöhnte er. "Der Betriebsrat meint, wir werden uns noch alle krank malochen. Weil wir so wenige sind. Und deshalb so viele Überstunden machen müssen und freie Tage nicht nehmen können. Und weil der Job wegen der Arbeitsverdichtung und der neuen Medien so stressig geworden ist. Und weil es nervt, wenn man gute Geschichten machen möchte, aber die Seiten nur noch abfüllen kann."

Stimmt, das war alles nicht neu für uns. Und wie hat der Chef darauf reagiert? ...

Warum Frauen uns überlegen sind


Ich hatte mich immer wieder einmal gefragt, wie Frauen eigentlich so werden, wie sie sind. Das muss doch Gründe haben; und meist liegen entscheidende Weichenstellungen ja in der Kindheit. Seit ich hier gegenüber vom Kindergarten wohne, mit dem Balkon zum Sandkasten, gelingen mir immer tiefere Einblicke.

In der städtischen Einrichtung wird den Mädchen das Kreischen beigebracht. Ausdauerndes, an kein Ereignis gebundenes, Nerven zerfetzendes Kreischen auf Baumwipfelhöhe. Egal, ob nach einem Schubser oder vor Vergnügnen – die Mädchen kreischen.

Wahrscheinlich gibt es abgestufte Aufstiegsmöglichkeiten mit Zertifikaten wie Seequiekchen, Frei- und Fahrtenkreische. Und am Ende der Kindergartenzeit wartet auf alle Mädchen der VkK-Abschluss: Vorbildliche kleine Kreische.

Es ist nicht nur „learning by doing“...

Medien-Management

Karikatur: Karlheinz Stannies


Donnerstag, 20. Dezember 2012

Prokrass...

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag schon letzte Woche.. Aber es kommt ja immer so viel dazw..

Medien im Wandel


Karikatur: Karlheinz Stannies


Mittwoch, 19. Dezember 2012

Heilig's Deskle


"Wir haben jetzt zu Hause auch einen Desk", strahlte Gerd. "Weil ich meiner Frau erzählt hatte, dass meine Chefs schwören, NewsDesks steigern die Qualität und senken die Kosten." Ach ja? Wir wurden hellhörig. Und baten um mehr Informationen.

"Also", fing er an, "als erstes haben wir Oma und Opa abgeschafft. Die Alten bringen doch nichts mehr, die sollen ihren Lebensabend mal schön woanders genießen."

Er redete sich in Rage: "Am HomeDesk sitzen meine Frau und ich. Die Kinder müssen jetzt nicht mehr mitdenken, sondern können sich im Haushalt ganz auf Putzen und Einkaufen konzentrieren. Und natürlich auf viele andere Sachen, die bisher Oma und Opa erledigt haben. Sie müssen... ähm... dürfen aber ständig Listen einreichen, was sie gern tun würden."

"Klar", gab er zu, "die Kinder stöhnen,

Im Café Journaille


Karikatur: Karlheinz Stannies


Dienstag, 18. Dezember 2012

Totes Holz, totes Holz

Spaziergänge im Blätterwald machen zur Zeit wenig Spaß. Klaus fluchte: „Ruhe? Pah! Immer wieder schlagen Äxte einzelne Lokaläste ab. Inzwischen legen die sogar ganze Zeitungsbäume flach. Da kannste Dich noch so ins Zeug legen.“

Katie knirschte mit den Zähnen: „Und überall schleichen diese gierigen Forstberater um die Bäume und wollen an ihnen schütteln, bis noch mehr aus den Nestern fliegen.“ Fritz maulte: „Mich nerven auch die anderen Horden, die durch den Blätterwald laufen und rufen: Wir nehmen's uns einfach!“ Petra schaute auf: „Du meinst diese Silizium-Jünger, die überall Plastikschilder antackern: Totes Holz, totes Holz?“ Fritz nickte.

Klaus gluckste kurz auf: „Viele von denen sollen sich ja schon verlaufen haben.“ Wir stutzten. Wieso denn das? „Weil sie den Ausweg auch nicht fanden.“

Endlich war auch mal wieder Lachen im Blätterwald zu hören. Bitteres Lachen.

Montag, 17. Dezember 2012

Ritter der Schwafelrunde

Solche Stammtische der Ehemaligen gibt’s ja jetzt öfter. Zum Kontakthalten und Wundenlecken. Auch hier saßen knapp 300 Berufsjahre journalistischer Erfahrung rund um den Tisch – ungefähr 100 Jahre vor dem Rentenbeginn.

Klaus klopfte ans Glas: „Hiermit eröffne ich die Sitzung des Stammtischs Zum Alten Eisen. Einziger Tagesordnungspunkt: Umbenennung.“

Alle fanden altes Eisen nämlich blöd: „Klingt so nutzlos“. Dabei waren sie noch fit und fähig, nix „Generation groggy“, nur halt zu früh gefeuert. In der Diskussion lag lange „Mammons schnöde Bauernopfer“ vorn. Verheizte Haudegen, Verschenkte Kompetenz, Olle Durchblicker, Fired Oldies – nichts fand letztlich Gnade.

Mist“, stöhnte Dieter zwischendurch,

Nur, damit das klar ist...



... Schale und Pott sind bzw. waren damals - bei einer Pressekonferenz in Essen - wirklich die Originale. Hach!

Ich gestehe, ich hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, die beiden BVB-Trophäen zum Grundstock für einen Borussia-Schrein in meinem Schlafzimmer (da schaut niemand rein) zu machen. Durch einen überraschenden Sprint zur nahen U-Bahn. Leider lag mein Herz wie üblich auf der Zunge, und so verplapperte ich den eigensüchtigen Plan. Der Sicherheitsmann ließ mich danach nicht mehr aus den Augen.

Nun ja, ein schöner Moment war es trotzdem. Und vielleicht kann ich ja nächstes Jahr mal einen anderen Pott halten.. ;o)

Sonntag, 16. Dezember 2012

Die Zukunft


Karikatur: Karlheinz Stannies


Kann man so sehen...

Stramme Gewerkschafter können einem so richtig auf den Geist gehen. Immer wieder erklären sie uns, wie es in einer heilen Welt richtig laufen müsste. Martin war auch so einer. Sein Standardspruch: „Kann man so sehen...“ Kunstpause, dann folgen: „Muss man aber nicht.“ Und Argumente, die schlechtes Gewissen verursachen.

Auch diesmal blieb uns nichts erspart. Zum Beispiel beim Thema Arbeitszeit. „Nach den ganzen Sparrunden hocken wir jetzt 60 Stunden und mehr in der Redaktion“, stöhnte Berti, „aber hilft nichts, das Blatt muss ja voll werden.“ Aus Martins Ecke kam: „Kann man so sehen...“ Wir verdrehten die Augen – und erfuhren, dass wir nichts verändern, wenn wir nicht wenigstens die Überstunden aufschreiben.

Tarifflucht, Sozialabbau – dasselbe.

Samstag, 15. Dezember 2012

Verleger-Vergnügen


Karikatur: Karlheinz Stannies

 




Unglaublich löcherig

Kollege Manni, der uns immer am Wochenende bei der Terminflut hilft, war ganz aus dem Häuschen: „Dieser Streik von uns Freien, das war vielleicht ein Ding!“ Wir guckten verdattert. Hatten wir etwas verpasst?

„Alle Freien waren sich einig, dass es für diese Hunger-Honorare nicht geht“, drehte Manni auf. „Alle forderten neue Verträge mit angemessenen Rechten. Keiner wollte mehr schreiben oder fotografieren – bis die Arbeitgeber endlich die neuen Honorar-Vereinbarungen einhalten.“ Große Demos, Flugblätter vor allen Redaktionen. Ein machtvoller Streik. Manni erinnerte an beeindruckende DJV-Ausstellungen mit Lokalzeitungsseiten, aus denen Texte und Bilder von Freien herausgeschnitten wurden – zurück blieb unglaublich Löcheriges.

Anfangs seien Zeitungen dünner geworden, erzählte Manni.

Wenn Schnuppen im Pool landen

Abends, auf dem Rückweg von Recherchen in Lokalen, plauderten der olle Fritz und ich wehmütig über damals, als Lokaljournalisten noch was galten und Fotografen die ungekrönten Könige waren – Aushängeschilder jeder Redaktion, bekannt wie bunte Hunde. Heute sind Fotografen oft „gepoolt“, und Schreiber wie Leser fragen sich ständig, welcher wohl kommt, aus dem Pool, und ob sie ihn überhaupt kennen.

Die Zeiten der eingespielten Kuli- und Knips-Teams sind wohl leider vorbei. Wir schauten uns ganz traurig an. „Und ich habe Schuld“, schluchzte Fritz, ein Kamera-Urgestein, inzwischen selbst in einem dieser Fotografen-Pools; Marke: ohne Sprungbrett, aber mit Honorardumping.

Ich muss nach dem Geständnis wohl sehr fragend geguckt haben.

Gestern, heute, morgen

Irgendwie wirkte Kollege Paul, der für die Nachrichten zuständig ist, heute nachdenklich. „Sagt mal“, fing er nach dem dritten Schluck Kaffee an, „wisst Ihr noch, ob heute heute ist oder gestern oder morgen?“ Keiner lachte.

„Wenn man die Agenturen liest und weiß, diese Meldung steht in Kürze auf zahllosen Seiten im Internet, auch auf denen der eigenen Zeitung. Und ist gleich im Radio zu hören, und abends im Fernsehen. Soll man sie dann überhaupt noch genauso abdrucken?“ Paul schaute in die Runde.

„Ich frage mich immer“, gab Kultur-Kollegin Petra zu,

Als Peter mal einen ausgab

Peter stöhnte immer wieder theatralisch auf, bis der Stammtisch endlich fragte: Was ist denn los, Kollege? „Ach“, rückte er raus, „ich mache am Newsdesk aus zugeschicktem Material Lokalmeldungen aus anderen Städten, die ich gar nicht kenne. Das ist doch kein Lokaljournalismus.“

Wir schauten uns an: Eindeutiger Fall von Jammern auf hohem Niveau?

Fritz, der Freie, klopfte dem Verzweifelten auf die Schulter: „Weißt Du, ich schreibe nebenbei für ein paar Cents über die Ratssitzungen einer Kleinstadt – in Bayern. Da war ich auch noch nie. Tagesordnung, Vorlagen, Haushaltsreden, Beschlüsse stehen alle im Internet. Ich hacke es für das Anzeigenblatt dort zusammen, und die sparen sich einen teuren Redakteur.“

Marianne räusperte sich.

Rohstoff, mehr Rohstoff!

Der News-Raum. Unendliche Arbeitszeiten. Wir schreiben das Jahr 2012.

„Konferenz!“ bellte Captain Conference, nun schon zum vierten Mal. Die Köpfe flogen herum. „Die Texte sind zu lang“, murrte Leutnant Out („Mein Name ist Out, Lay Out“). Er warf nur ungern schön Gestaltetes um. „Quatsch – die müssen länger sein. Und wir brauchen Grafiken und Info-Kästen. Die Leute wollen das“, maulte Chief Content.

„Nein, da müssen mehr Fotos rein“, brummte Chief Camera. „Die Leute wollen das. Und Fotos haben wir schließlich haufenweise.“ Und so günstig, pflegte er noch hinzuzufügen. Aber nur im Offiziersklub. Vor der Crew beklagte er leidenschaftlich die hohen Kosten.

„Mehr Videos“, erklang plötzlich eine Stimme: „2012 wird das Jahr des Bewegtbildes!“

Noch 'n Blog

Okay, man muss alles mal ausprobieren. Also blogge ich nun auch. Zumindest ein wenig, so zur Probe. Vielleicht macht es Spaß, womöglich artet es in Arbeit aus. Mal sehen.

Hier wird es also ab und zu ein paar Texte, einige Fotos, immer auch Karikaturen geben. Von mir und von Freundinnen und Freunden, die ich um Beiträge bitten werde. Sicher meist zum Thema Medien, aber auch zum Ruhrgebiet und zum Leben allgemein. Also Frauen und Fußball und so.

Viel Spaß!

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