Mittwoch, 30. Juli 2014

Kann man so sehen...

Stramme Gewerkschafter können einem so richtig auf den Geist gehen. Immer wieder erklären sie uns, wie es in einer heilen Welt laufen müsste. Martin war auch so einer. Sein Standardspruch: „Kann man so sehen...“ Kunstpause, dann folgen: „Muss man aber nicht.“ Und danach Argumente, die schlechtes Gewissen verursachen.

Auch diesmal blieb uns nichts erspart. Zum Beispiel beim Thema Arbeitszeit. „Nach den ganzen Sparrunden hocken wir jetzt 60 Stunden und mehr in der Redaktion“, stöhnte Berti, „aber hilft nichts, das Blatt muss ja voll werden.“ Aus Martins Ecke kam: „Kann man so sehen...“ Wir verdrehten die Augen – und erfuhren, dass wir nichts verändern, wenn wir nicht wenigstens die Überstunden aufschreiben.

Tarifflucht, Sozialabbau – dasselbe. Auch beim Honorar-Etat. „Wieder gesenkt“, berichtete Karin. „Die Freien maulen nicht, weil sie Angst haben, sonst gar nichts mehr zu kriegen. Ist verständlich.“ Martins unvermeidliches „Kann man so sehen...“ wurde durch den Hinweis ergänzt: „Wenn Freie zusammenhalten und sich nicht gegenseitig unterbieten...“

Genug, Martin! Reicht!

Wir hatten die Nase voll. Unser zunehmendes Knöttern gefiel ihm wohl auch nicht. Martin trank aus und verließ die Kneipe. Wir atmeten auf. Puh, solche Gewerkschaftsfuzzis nerven. „Wir wissen doch selbst, dass wir mehr tun und solidarischer sein könnten“, sagte Petra, alle nickten. „Das muss uns keiner ständig unter die Nase reiben.“

Die Tür öffnete sich einen Spalt. Und von draußen erklang eine leise Stimme: „Kann man so sehen...“

Freitag, 25. Juli 2014

Kein Sanierungsfall

Deal geplatzt. Das Bundeskartellamt hat den geplanten Verkauf von sieben angeblich Verluste einfahrenden WAZ- und WR-Lokalausgaben der Funke-Mediengruppe im Großraum Dortmund - samt Titel-Rechten - an den Konkurrenten Ruhr Nachrichten nicht genehmigen wollen. Bevor es zum Verbot kam, hat das Medienhaus Lensing-Wolff den entsprechenden Genehmigungsantrag zurückgezogen. Kress berichtet hier, newsroom hier.

Karikatur: Karlheinz Stannies
Einige Kollegen, so hörte und las ich, glauben, dass damit die gesamte Absprache zwischen Funke und Lensing geplatzt sei: Gibt's ab Montag dann keine WR mehr? Ich denke: Abgelehnt ist lediglich der Verkauf, nicht die das Weitererscheinen sichernde Fremdfüllung der Lokalteile. Die Zombie-Zeitung Westfälische Rundschau erscheint wohl auch im Großraum Dortmund weiter mit blauen Einheitsberichten.

Mega-peinlich ist die Sache für Funke trotzdem: Die Essener Funke-Mutti muss nicht nur ihre als hässlich und teuer verstoßenen Sorgen-Kinder im wachsenden Grüppchen behalten. Das elegante Abschieben ist gescheitert. Die Behörde hat zudem noch deutlich erklärt, dass der Verkauf an die Ruhr Nachrichten gar kein echter Notfall ist. Das wäre aber die Voraussetzung für eine Sanierungsfusion, wie sie beantragt war, gewesen. Es sei aber keine Insolvenznähe der Lokalausgaben feststellbar, sagte das Kartellamt. Zumal die Funke-Gruppe insgesamt profitabel sei. Sprich: Das lokale Plattmachen hatte andere Gründe. Autsch, das tut weh.

***
Frank Stach, Vorsitzender des DJV NRW, reagierte "erleichtert" auf die Nachricht. Bei Newsroom sagt er, das Modell der Zombie-Zeitungen, der Zeitungen ohne eigene Lokalredaktion, diene nur dazu, Verbreitungsgebiete zu bereinigen. Deshalb sei es unglaublich wichtig, dass das Bundeskartellamt dieser Taktik jetzt eine klare Absage erteilt habe. Bei Newsroom wird auch Horst Röper erwähnt: "Der Zeitungsforscher vom Dortmunder Formatt-Institut hatte im Auftrag des DJV NRW ein Gutachten zu dieser „Sanierungsfusion“ getitelten Veräußerung erstellt. Röpers Ergebnis - die „Ruhr Nachrichten“ haben im Dortmunder Raum bereits eine überragende Marktstellung und die Behauptung der Funke-Mediengruppe, die Dortmunder Ausgaben nicht verlustfrei verlegen zu können, erscheine nicht glaubwürdig."

Mammons schnöde Bauernopfer

Solche Stammtische der Ehemaligen gibt’s ja jetzt öfter. Zum Kontakthalten und Wundenlecken. Auch hier saßen knapp 300 Berufsjahre journalistischer Erfahrung rund um den Tisch – ungefähr 100 Jahre vor dem Rentenbeginn.

Klaus klopfte ans Glas: „Hiermit eröffne ich die Sitzung des Stammtischs Zum Alten Eisen. Einziger Tagesordnungspunkt: Umbenennung.“

Alle fanden altes Eisen nämlich blöd: „Klingt so nutzlos“. Dabei waren sie noch fit und fähig, auch für Zukunftszeugs. Nix „Generation groggy“, nur halt zu früh gefeuert. In der Diskussion lag lange „Mammons schnöde Bauernopfer“ vorn. Verheizte Haudegen, Verschenkte Chancen, Olle Durchblicker, Fired Oldies – nichts fand letztlich Gnade.

Mist“, stöhnte Dieter zwischendurch, „die noch drin sind im Laden, finden leichter Club-Namen.“ Petra prustete, gerade so schön in Fahrt: „Chefredaktion – die Macht der Leitenden Reichen.“ Hobby-Satiriker Peter kicherte: „Newsdesk – der Club der großen Dichter?“ Chef-Zyniker Klaus grinste: „Nee. Ritter der Schwafelrunde.“

Noch lange wurden neue Namen für den Stammtisch vorgeschlagen und verworfen. Dann hatte man endlich einen gefunden. Klaus klopfte erneut ans Glas: „Okay, dann heißen wir jetzt: Vergeudete Kompetenz.“

Donnerstag, 17. Juli 2014

So geht die Angie...

Karikatur: Heiko Sakurai, proudly presented

Montag, 14. Juli 2014

Übrigens, nach der WM...

Karikatur: Berndt A. Skott, proudly presented
... sind wir nun als Weltmeister etwas Besseres? Natürlich nicht. Wir haben bei einem Kick-Turnier, das Kontinente verbindet, bis zum Schluss feiern dürfen, mehr nicht. Wie gut wir als Menschen sind, zeigt sich anders.

Karikatur: Thomas Plaßmann, proudly presented

... kann man Mario Götze, der vom BVB auf die Ersatzbank von Bayern München wechselte, eigentlich noch böse sein? Nein, aber nicht, weil er dieses technisch fantastische Weltmeister-Tor schoss. Sondern weil er beim Pokal-Holen und Abfeiern auf dem Rasen die ganze Zeit das Trikot des kurz vor WM-Start verletzten früheren Teamkameraden Marco Reus durchs Stadion trug. Das war eine feine Geste.

... kann man Lukas Podolski, den kölschen Prinzen und Humor-Akrobaten, weiterhin veralbern? Wenn man gesehen hat, wie er - lange nach dem Abpfiff - ganz allein im schon fast leeren Maracana-Stadion mit seinem anscheinend talentierten Sohn Louis kickte, während in den Katakomben schon die Post abging. Großartiger Papa.

... kann Integration wirklich so schwer sein, wenn hier unter meinem Balkon die Kids ausländischer Mitbürger schon Tage vor dem Finale ausgelassen miteinander kickten und dabei Deutschland, Deutschland riefen? Beeindruckend. Kinder sind Zukunft.

Freitag, 11. Juli 2014

Finale ... die Päpste spielen schon

Die Anregung kam von Gerd Pater vom tollen Blog Neheims-Netz. Er schrieb mir per Mail, dass er bei Google vergeblich Zeichnungen gesucht hätte: Papst Argentinien vs. Papst Deutschland. Ihm schwebe da so eine Kicker-Szene vor. Hier meine Umsetzung:

Högschde Fairness: Die Päpste aus Argentinien und Deutschland nehmen's sportlich.
Karikatur: Karlheinz Stannies



Mittwoch, 9. Juli 2014

Deutschland-Brasilien

Das Spiel gegen Brasilien machte sprachlos. Sogar die Lautsprecher von BILD titelten: Ohne Worte. Zeichnern wie Berndt A. Skott gehen dagegen die Striche nicht aus, proudly presented:

Karikatur: Berndt A. Skott

... und Heiko Sakurai dachte sofort über die historische Dimension des 7:1-Sieges nach, proudly presented:

Karikatur: Heiko Sakurai

Dienstag, 8. Juli 2014

Investigativ

Karikatur: Karlheinz Stannies

Montag, 7. Juli 2014

Troll-Alarm in Leser-Foren

Manche dachten: Man braucht nur das Internet, also die breite Vernetzungsmöglichkeit untereinander, und schon wird die Welt besser. Mehr Teilhabe und Diskussion, mehr Wissen und Verständnis, mehr Meinungsfreiheit und Demokratie, kurz: mehr Friede, Freude und Eierkuchen. Und das ist ja auch so, zumindest in guten Ansätzen. Ja, da hatten die Internet-Gurus schon Recht. Inzwischen weiß man aber auch: Die Propheten haben nicht alles erwähnt. Oder nicht alles bedacht: Das Internet fördert nicht nur die guten Dinge. Es ermöglicht totale Überwachung, Mobbing und Hasspredigten, zu oft ohne Folgen für den Bösewicht. Und es gebiert Trolle.


Troll-Alarm
Karikatur: Karlheinz Stannies
Trolle finden sich überall, wo im Netz diskutiert wird; vor allem dort natürlich, wo dies weitgehend anonymisiert geschieht. Trolle gibt es auch in den Leserforen von Online-Medien. Journalismus muss mit den Lesern, Sehern, Hörern in einen schnellen und direkten Dialog treten - darüber sind sich heute alle einig. Das klappt auch. Aber diese Foren sind einladende Spielwiesen für Trolle. Sie verpesten dort grinsend die Diskussion, verschrecken andere. Und die Winz-Redaktionen kommen mit dem Löschen kaum noch nach.

Stefan Plöchinger von der Süddeutschen findet nun: "Wir haben einen Fehler im System. Nämlich in den Foren der Meinungsseiten. Wir müssen den Leserdialog neu denken."

Samstag, 5. Juli 2014

Übrigens...

... sucht das frisch gegründete Investigativbüro correctiv von David Schraven noch Mitarbeiter, siehe hier. Bei Wer wir sind werden schon einige Macher vorgestellt, z.B. Annika Joeres, David Crawford und Daniel Drepper sowie Bastian Schlange, den man von der Wattenscheider Schule und ihren Selbstversuch-Reportagen kennt. Über correctiv hatte ich hier etwas geschrieben.

Foto: DJV NRW / Christian Esser
... fand ich die Aktion mit WDR-Freien gegen Rasenmäher-Kürzungen geil, die der DJV kürzlich vor der außerordentlichen Personalversammlung des WDR machte: Die Kolleginnen und Kollegen packten einen Rasenmäher in den Müllbeutel. Aussage der Symbol-Tat: Wenn schon sparen, dann mit Sinn und Verstand. Dazu gab es giftig-grüne Bonbons: Der Drops ist noch nicht gelutscht. Bericht: hier.

... bin ich sehr stolz, dass meine Gewerkschaft - genauer: der DJV NRW - jetzt zur Mitgliederwerbung mein Buch Du bist nicht allein mit vielen Karikaturen und Glossen zur Medienwelt einsetzt. Wer ein neues Mitglied wirbt, bekommt eins.

... laufen hier jetzt auch Anzeigen. Ja, ich weiß. Aber ich bin noch jung und brauche das Geld. Wer mein Blog unterstützen möchte, kommt öfter - und klickt vielleicht sogar mal drauf. Oder drückt den Flattr-Knopf. Bin gespannt, wie viele Pennies zusammenkommen.


Donnerstag, 3. Juli 2014

Meckeracker... im Spiel wie nach dem Spiel

Karikatur: Heiko Sakurai
Karikaturisten kommentieren mit Tusche. Wenn das klappt, was Heiko Sakurai oben auf den Punkt gebracht hat, dann könnte Angela wohl bald wieder publikumswirksam losschwirren, wie es Berndt A. Skott unten zeichnete. Beides proudly presented.

Karikatur: Berndt A. Skott

Mittwoch, 2. Juli 2014

Zukunft des Journalismus - ein Puzzle

Karikatur: Karlheinz Stannies
Sie kennen das vielleicht: Puzzlen mit Freunden - und ewig scheinen ein paar Mosaiksteinchen zu fehlen. Und plötzlich findet einer wieder zwei, drei Teile, die zusammenpassen. Es scheint weiter zu gehen, aber das Gesamtbild erschließt sich noch nicht.

So ähnlich sieht es auch bei der Zukunft des Journalismus aus. Ein großer Begriff, eigentlich geht es ja um die Finanzierung von Journalismus im Zeitalter der Digitalen Revolution und dessen Aufbereitung für die Generation Smartphone. Hier und da tauchen bemerkenswerte Puzzle-Teile auf. Aber ob sie passen oder überhaupt zu diesem Puzzle gehören: weiß keiner, das muss man ausprobieren.

Es ist unglaublich spannend, was gerade alles ausprobiert wird. Crowdfunding ist so ein Stichwort. Die Krautreporter hatten zunächst nur mit Ach und Krach (und dann mit interessierten Großsponsoren) ihre erste Million fürs erste Jahr geschafft, siehe hier. Einigen gefiel ihre Retter-Arroganz nicht: "Online-Journalismus ist kaputt, wir kriegen das wieder hin". Als Jessica Schober, siehe hier, für eine ganz persönliche "Wortwalz" durch den Lokaljournalismus um 142 Euro für den Zug zum Startort bat, bekam sie ruckzuck das Zehnfache zusammen. Crowdfunding ist halt sehr projekt- und personenbezogen.

Sind Blogs die Lösung?

Dienstag, 1. Juli 2014

Wie die Politik den Fußball total überlagert

Während der Fußball-WM peitscht die Politik kritische Beschlüsse durch? Nicht nur, weiß der Kölner Karikaturist Heiko Sakurai... proudly presented:


Karikatur: Heiko Sakurai