Donnerstag, 24. Juni 2021

Von Wow zu Wau

Karikatur: Karlheinz Stannies
Katja klang ein wenig bedrückt. „Wir haben jetzt draußen Bewegungsmelder installiert“, informierte sie den Stammtisch, „so fühlen wir uns sicherer. Vor allem wegen der Kinder.“ Schmierereien, Haus-“Besuche“, Beschimpfungen, Mord-Mails und Braunes im Briefkasten – Journalistinnen und Journalisten gehörten zu den bevorzugten Opfern der Hass-Idioten. Schlimme Sache. Wirtschaftsbosse oder Politiker hätten längst Polizeischutz, vermuteten wir. Karo sagte: „Inzwischen werden Sender-Logos von Fahrzeugen gekratzt, damit die niemand erkennt. Und wenn Teams zu Demos fahren, dann nur noch mit Security.“ Das sei Auflage der Versicherung. Wir lächelten: Irgendjemand sorgt sich also doch um uns! Nee, meinte Manni: „Die fürchten um Autos und Ausrüstung.“

„Vielleicht kann uns die Polizei ja ein paar stichfeste Westen leihen“, giggelte Blaulichtreporter Wolfgang. „Oder die Bundeswehr einen Begleit-Jet für Flug-Dienstreisen.“ So richtig witzig fanden wir das nicht, nachdem dieser durchgeknallte Belarus-Diktator einen oppositionellen Journalisten krallte, indem er eine überfliegende Linienmaschine kapern ließ.

Von Politik und Behörden gab es immer noch zu wenig Unterstützung. Darin waren wir uns einig. „Politiker machen oft nur halbe Sachen“, knurrte Verena. „Sie fummeln am Urheberrecht herum – fein. Aber wo bleibt das Verbandsklagerecht?“ Oder: Sie wollen Betriebsräte stärken. „Prima“, rief der Stammtisch im Chor: „Aber wo bleibt das Aus für den Tendenzschutz?“

Auch das Hickhack um die Presseförderung war irritierend. Erst wurden den Verlegern 80 Millionen für die Zeitungsboten versprochen, dann sogar 200 Millionen für digitalen Wandel – plötzlich Pustekuchen. Einige von den erfolgsverwöhnten Medien-Lobbyisten sollen rituellen Selbstmord angeboten haben. Selbst das Leistungsschutzrecht hat Beigeschmack, weil Google und Facebook einzelne Verlage mit Millionen zu Sonderaktionen locken. „BDZV-Chef Döpfner funkt den anderen mächtig dazwischen“, kicherte Petra.

„Apropos Springer und Funke“, hakte Sven ein: „Die bei Bild & Co haben gerade eine große Mitarbeiterbefragung gemacht, nach dem Skandal um Julian Reichelts gefürchtete Regentschaft.“ Ergebnis? „Miese Noten für viele Chefs. Gesellschaftliche Verantwortung: nur Durchschnitt. Und ein Viertel verschweigt lieber, bei wem sie arbeiten.“ Wow, ein Debakel. Und was ist mit Funke? „Die Essener starten gerade eine Charme-Offensive, wollen ihre Redaktionen attraktiver machen.“ Rechtzeitig zum Ende der HomeOffice-Zeit? „In der Zentrale sind jetzt Hunde erlaubt, fürs Betriebsklima.“ Wau.