Karikatur: Jan Tomaschoff |
Montag, 30. Dezember 2013
Solidarität mit Femen
Samstag, 28. Dezember 2013
Betriebsratswahl: Wofür denn?
Diesmal waren mal wieder die Kollegen vom anderen Medienhaus mit am Stammtisch. Lange nicht gesehen. Weil die kaum rauskommen aus ihrem Laden. Aber solche Querkontakte unter Kollegen sind einfach wichtig. Schnell wurde der Tresen zur Klage-Theke.
„Die haben meinen Urlaub einfach nicht genehmigt“, maulte Peter. „Und zwar kommentarlos. Dabei legen wir Urlaub schon immer so, dass nur einer weg ist.“
Manni rieb sein blaues Auge, das uns schon aufgefallen war: „Gestürzt“, erklärte er. „über den Kabelsalat im Büro.“
Kathi nickte und blickt auf ihr verbundenes verstauchtes Handgelenk. Sie sah geschafft aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen. „Bei uns kümmert sich ja niemand um die ausufernden Arbeitszeiten. Obwohl die Belastungen ständig steigen. Wir kloppen Überstunden ohne Ende.“ Heinz assistierte: „Einige von uns gehen am Stock, sind fast ausgebrannt. Die sollten bei uns mal eine Risiko-Analyse für die Gesundheit machen.“
„Für uns gilt ja der Tarifvertrag nicht“, sagte Dieter. Stimmt, sein Arbeitgeber war einer dieser Tarifflüchtlinge, die ihren Leute nicht einmal die Mindeststandards der Branche gönnen – weder den Festen noch den Freien. „Mich würde ja mal interessieren, ob die wirklich nach Nase bezahlen – und Handverlesene dicke Prämien kriegen. Aber das ist ja geheim.“
Fehlende Fortbildungen, die Angst vor Leiharbeit und Rauswurf – da kamen noch mehr Beispiele. Frank, unser strammster Gewerkschafter, hatte lange schweigend zugehört. Dann fragte er die Kollegen vom anderen Medienhaus: „Habt ihr denn keinen Betriebsrat?“
Große fragende Augen schauten in seine Richtung. Blanke Ratlosigkeit. Man stammelte: „Wofür denn?“
Franks Kopf knallte auf den Tresen. Seine Bissspuren im Holz sind bestimmt noch immer zu sehen.
Kollege Meyer versuchte wirklich alles, um auf die Betriebsratswahl hinzuweisen
Karikatur: Karlheinz Stannies
|
„Für uns gilt ja der Tarifvertrag nicht“, sagte Dieter. Stimmt, sein Arbeitgeber war einer dieser Tarifflüchtlinge, die ihren Leute nicht einmal die Mindeststandards der Branche gönnen – weder den Festen noch den Freien. „Mich würde ja mal interessieren, ob die wirklich nach Nase bezahlen – und Handverlesene dicke Prämien kriegen. Aber das ist ja geheim.“
Fehlende Fortbildungen, die Angst vor Leiharbeit und Rauswurf – da kamen noch mehr Beispiele. Frank, unser strammster Gewerkschafter, hatte lange schweigend zugehört. Dann fragte er die Kollegen vom anderen Medienhaus: „Habt ihr denn keinen Betriebsrat?“
Große fragende Augen schauten in seine Richtung. Blanke Ratlosigkeit. Man stammelte: „Wofür denn?“
Franks Kopf knallte auf den Tresen. Seine Bissspuren im Holz sind bestimmt noch immer zu sehen.
***
P.S.: Wer keinen Betriebsrat hat, verzichtet auf wichtige Arbeitnehmerrechte. Vor allem auch auf Information. Im März 2014 sind wieder Betriebsratswahlen. Kandidiert! Wählt!
Dienstag, 24. Dezember 2013
Macht es Euch schön und gemütlich!
Frohe Weihnachten allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs! Ich wünsche entspannte Tage, wenn es irgendwie geht: mal ohne Stress und Ärger. Das haben wir uns doch verdient, oder?
Samstag, 21. Dezember 2013
Westfälische Rundschau: "Es tut noch immer weh"
Ein Jahr danach. Am 15. Januar 2014 werden sich viele Ehemalige der Westfälischen Rundschau (WR) treffen. Nicht zum üblichen Stammtisch, sondern zum Jahrestag. Zum Wiedersehen, Quatschen, Erfahrungsaustausch. Das gemeinsame Wundenlecken findet ab 19.30 Uhr in der Dortmunder WR-Stammkneipe Anno 1900 statt.
„Es tut noch immer weh“, sagt Mark Sonneborn, der sechs Jahre für die Rundschau arbeitete, die meiste Zeit als Pauschalist in Lüdenscheid. „Ich weiß noch genau, wo ich war, als die Nachricht kam – auf dem Weg zu Roller, Möbel kaufen. Da erreichte mich der Anruf eines Kollegen. Eine Bombe, ein Knaller.“
Der 15. Januar 2013. In einer Betriebsversammlung überraschten die Chefs der Funke-Mediengruppe die WR-Belegschaft, die auf vieles gefasst war, nur nicht darauf, die gesamte Branche und mehr als 100.000 Abonnenten: Alle WR-Redaktionen werden zum Monatsende geschlossen, die 120 Redakteurinnen und Redakteure rausgeworfen, die 180 freien Mitarbeiter stehen hopplahopp auf der Straße. Wie zum Hohn darf die Rundschau als „Zombie“ weiter erscheinen, ohne eigene Redaktion, abgefüllt mit Material von (man muss wohl sagen: ehemaligen) Konkurrenten.
„Das war ein ganz schrecklicher Tag“, erinnert sich auch Karl Dittrich, knapp zwei Jahrzehnte WR-Fotograf in Unna, zuletzt zum WAZ Fotopool abgeschoben. „Mir kam es vor, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Da sind bittere Tränen geflossen, womöglich auch Existenzen vernichtet worden.“
Was wurde aus den vielen Menschen?
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Morgen, Leute, soll's nichts geben...
Der Weihnachtsmann und die Weihnachtsfrau - in Essen waren sie gestern orange. Fotos: Karlheinz Stannies |
Begeistert mitgesungen wurde (nach der Melodie des bekannten Weihnachtsliedes) dieser Text:
Dichteten und organisierten die gelungene Streik-Demo: Inge und Uwe |
morgen
soll'n wir uns nicht freu'n.
Welch
ein elends Schreiberleben,
kaum
noch Zeit, es ist zum Heul'n.
Qualität
sieht anders aus,
drum
steh'n wir heut vor dem Haus.
Morgen
Leute soll's nichts geben,
Rotstift
kürzt, was uns gehört.
Wovon
soll der Nachwuchs leben,
ist
Tarifwerk erst zerstört.
Doch
Verleger gebt fein Acht,
ist
nicht gut, was ihr da macht.
Der Weihnachts-Toni und Knecht Lü zogen die Verleger-Zumutungen aus dem Sack |
Weniger
Urlaub, weniger Knete
und
die Kaufkraft obendrauf,
Weihnachtsgeld
nur noch für Miete,
für
Geschenke zahl'n wir drauf.
Fairer
Lohn sieht anders aus,
drum
steh'n wir heut' vor dem Haus.
Doch
Verleger lasst euch sagen,
unser
Job hat seinen Preis.
Ihr
dürft nicht am Mantel nagen,
Finger
weg, lasst sein den Scheiß.
Denn
Verleger gebt fein Acht,
großer
Streik sonst angesagt!
Überstunden
ohne Ende,
Ausgleich
Null, das kann nicht sein.
Wenig
Geld für's Wochenende,
glaubt
uns, das ist gar nicht fein.
Leute
schlagt mit uns jetzt Krach,
bis
Verleger aufgewacht!
Und jetzt noch: ein Video von der Aktion. Wer möchte, darf mitsingen.
Und jetzt noch: ein Video von der Aktion. Wer möchte, darf mitsingen.
Dienstag, 10. Dezember 2013
Hach, ein Buch... mein Erstling
Die Titelseite meines erste Buchs - Schmunzelstoff nicht nur für DJV-Mitglieder |
Hach, mein erstes Buch. Heute knackfrisch ausgeliefert. Wie das riecht! Wie sich das anfühlt! Da kommt kein eBook mit. Schönes Gefühl, jetzt auch "Buchautor" zu sein. So richtig mit Namen auf dem Rücken. Auch wenn es nur ein kleines Buch ist. Mit Softcover. Kein weltbewegender Roman. Bärig stolz bin ich trotzdem.
Der Titel sagt alles: "Du bist nicht allein!" Ist das nicht das Beste, was man von der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft erwarten kann? In über 20 Glossen und mehr als 60 Karikaturen geht es auf knapp 100 Seiten um die bewegte Medienwelt, um Journalistinnen und Journalisten und ihre Macken, um in Rendite verliebte Medienmanager ohne zukunftszündende Ideen, um Gewerkschafter und nicht organisierte Trittbrettfah... ähm: Einzelkämpfer. Ich hoffe: ein geballter Riesenspaß, längst nicht nur für DJV-Mitglieder. Wenn Sie also ein schönes Geschenk für Medienleute suchen...
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Sonntag, 8. Dezember 2013
Timo fragt: Was müssen Journalisten heute lernen?
Mein junger Kollege im DJV-Landesvorstand, Timo Stoppacher, startete in seinem Blog - siehe hier - eine Blogparade zur Frage: Was müssen Journalisten heute lernen? Hier meine kurze Antwort:
Überleben.
Es begann schon vor der digitalen Revolution, wurde durch die enorme Wirkkraft des Internets drastisch beschleunigt: Der journalistische Job-Abbau geht gerade ins massive Redaktionssterben über, das nach und nach zum Printprodukte-Sterben wird, dem vor allem Zeitungen zum Opfer fallen werden. Bis auf Zeitschriften und Spezialtitel gilt wohl: Alles, was gedruckt werden muss und in weitestem Sinne mit Nachrichten zu tun hat, ist in der schönen neuen Welt zu langsam. (Dabei täten "slow media" bzw. Entschleunigen unserem Berufsstand wirklich gut, aber das ist eine andere Geschichte.)
Journalistinnen und Journalisten müssen, um zu überleben (im Sinne von: davon zu leben), nicht nur ihr übliches Handwerk "können". Dazu zähle ich inzwischen längst auch ganz selbstverständlich das grundsätzliche Beherrschen der medialen Möglichkeiten im Netz - und den veränderten Umgang mit Lesern/Hörern/Sehern. Übrigens, falls es eine Art Online-Zurückhaltung bei Journalisten gab, dann hauptsächlich deshalb, weil man ihnen (zudem in dezimierten Redaktionen) zumuten wollte, alles auf einmal und zusätzlich und gleichzeitig zu erledigen.
Überleben lernen.
Das bedeutet für mich: Junge Journalistinnen und Journalisten müssen in Zeiten schwindender Angestellten-Jobs bereits während der Ausbildungsphase unbedingt darauf vorbereitet werden, sich irgendwann als Einzelkämpfer durchzuschlagen. Sie müssen lernen, als Unternehmer zu denken und zu arbeiten - von der Eigenvermarktung über die Buchhaltung bis hin zur Akquise. Nur, wer das bei Bedarf "kann", wird künftig als Journalist im Hauptberuf "überleben".
Überleben.
Es begann schon vor der digitalen Revolution, wurde durch die enorme Wirkkraft des Internets drastisch beschleunigt: Der journalistische Job-Abbau geht gerade ins massive Redaktionssterben über, das nach und nach zum Printprodukte-Sterben wird, dem vor allem Zeitungen zum Opfer fallen werden. Bis auf Zeitschriften und Spezialtitel gilt wohl: Alles, was gedruckt werden muss und in weitestem Sinne mit Nachrichten zu tun hat, ist in der schönen neuen Welt zu langsam. (Dabei täten "slow media" bzw. Entschleunigen unserem Berufsstand wirklich gut, aber das ist eine andere Geschichte.)
Journalistinnen und Journalisten müssen, um zu überleben (im Sinne von: davon zu leben), nicht nur ihr übliches Handwerk "können". Dazu zähle ich inzwischen längst auch ganz selbstverständlich das grundsätzliche Beherrschen der medialen Möglichkeiten im Netz - und den veränderten Umgang mit Lesern/Hörern/Sehern. Übrigens, falls es eine Art Online-Zurückhaltung bei Journalisten gab, dann hauptsächlich deshalb, weil man ihnen (zudem in dezimierten Redaktionen) zumuten wollte, alles auf einmal und zusätzlich und gleichzeitig zu erledigen.
Überleben lernen.
Das bedeutet für mich: Junge Journalistinnen und Journalisten müssen in Zeiten schwindender Angestellten-Jobs bereits während der Ausbildungsphase unbedingt darauf vorbereitet werden, sich irgendwann als Einzelkämpfer durchzuschlagen. Sie müssen lernen, als Unternehmer zu denken und zu arbeiten - von der Eigenvermarktung über die Buchhaltung bis hin zur Akquise. Nur, wer das bei Bedarf "kann", wird künftig als Journalist im Hauptberuf "überleben".
Sonntag, 1. Dezember 2013
Journalisten? Was der Fensterrentner sagt...
JessesMariaundJosef! (Im Advent ist so ein Einstieg sicher möglich.) Und ich hatte gedacht, wir kriegen es umme Ohren, wenn ich den Fensterrentner bitte, mal was über Journalisten zu schreiben. Und was liefert dieser Otto Redenkämper? Die perfekte Weihnachtssalbe für die geschundenen Journalistinnen- und Journalisten-Seelen. Hach. Danke dafür, proudly presented:
Von OTTO REDENKÄMPER (Fensterrenter)
Otto sacht, wie et iss (auch in seinem Blog Ottos Revier) |
Mein alter Kumpel Karlheinz hat mich gefragt, ob ich nicht einen Gastbeitrag über Journalisten für sein Blog schreiben möchte. Kein Thema hab ich gesagt und dann stand ich da. Über Journalisten an sich hatte ich so auch noch nicht nachgedacht und datt obwohl sie ja immer um einen rum sind. Ob du die Zeitung aufmachst, datt Internetz einschaltest oder in die Glotze guckst.
Und ich glaub, et gibt da irgendwo einen geheimen Journalistenkalender, wo wir alle nicht kennen. Da steht ganz genau drin, watt wann wie abgefeiert werden muss. Ab Herbst geht datt zum Beispiel so: Winterreifen, Schneechaos, Grippeimpfung, Weihnachtsgeldvergleich, Umtauschregelungen, Todes-Silvesterknaller aus Polen, Tierseuche, Politikerskandal, Prominentenaffäre.
Und zwischendurch gibt et dann noch astreine Regeln für den kleinen Mann. Aktuell sollen wir ja alle unsere Kohle komplett aus dem Fenster schmeißen, weil et ja keine Zinsen gibt. Da frag ich mich, wenn getz ne Oma mühsam 5.723 Euro unter ihr Kopfkissen gespart hat. Ob sie da getz 0,5 Prozent oder 5 Prozent Zinsen drauf kriegt, datt macht die Rheumasalbe auch nicht schärfer.
Und so gern ich die ganzen Quasselbuden in der Glotze gucke und Zeitungen lesen und mich über de Sportreporter ärgere, so genau weiß ich, datt ich an allererster Stelle immer mein gesunden Menschenverstand vertraue. Dann häng ich meinen Kopp aus dem Fenster, denk ein bissken nach und merke, datt die Welt doch noch nich so hart am untergehen dran ist, wie die Medienhysterie uns datt erzählen will.
Aber wenn du die paar Zeitungsseiten oder Sendeminuten mal zur Seite läßt, wo sich nur um Hysterie drehen, dann kannst du dich wirklich tip top über alles informieren und bekommst, dank unsere Journalisten, richtig was an Informationen und Wissen in die Birne gefeuert. Und dafür möchte ich an diese Stelle mal allen ein herzlichet Dankeschön sagen, von den Journalisten, die direkt aus und über unsern Ruhrpott berichten, über die Sportreporter, die mal gucken, wie so eine WM-Vergabe wirklich abläuft, bis zu den Medienleuten, die den hohen Damen und Herren in Politik und Wirtschaft auf die Finger gucken und uns darüber berichten. Ich find datt toll watt ihr macht und lese, gucke und höre euch immer gerne!
Glück auf!
Euern Otto
Mittwoch, 27. November 2013
Mittwoch, 13. November 2013
Tarif der Zukunft = Sparorgie
Alle Jahre wieder... Zeichnung: Karlheinz Stannies |
Beispiele: Im von den Verlegern so genannten "Tarifwerk der Zukunft" soll es künftig bundesweit unterschiedliche Gehälter geben, mit kleinen Gehaltszuwächsen nur in Regionen mit hohem Kaufkraftindex. Das wäre das Ende des Flächentarifvertrags. Vor allem im Norden bedeutet das: Nullrunden. Aber auch in NRW würden die meisten Journalisten-Gehälter über Jahre eingefroren. Die Verleger wollen außerdem eine neue Niedrig-Gehaltsgruppe schaffen und die Steigerungsmöglichkeiten über Berufsjahre abbauen. Das Urlaubsgeld soll um bis zu 20 Prozent, das Weihnachtsgeld um bis zu 40 Prozent gekürzt werden. Urlaubstage sollen auf 30 für alle begrenzt werden. Die preisgünstigen Volontariate sollen drei statt zwei Jahre dauern.
Im Gegenzug boten die Verleger für das Jahr 2014 eine kleine Einmalzahlung an, in 2015 dann eine Gehaltssteigerung um satte 1,4 Prozent. DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring beurteilte die Wunschliste der Verhandlungspartner laut einer Mitteilung des DJV NRW so: „Die Verleger haben ihr 'Tarifwerk Zukunft' als Spardiktat entzaubert. So sichert man nicht die Zukunft des Journalistenberufs.“ Am 18. Dezember wird weiterverhandelt. Der DJV fordert (neben tariflichen Verbesserungen und einer verbindlichen Arbeitszeiterfassung) vor allem eine Einbeziehung der Onliner in das Tarifwerk.
Montag, 11. November 2013
Einfach mal (Radio) machen!
Sandra Müller lebt in Tübingen und arbeitet als Redakteurin, Moderatorin und Reporterin überwiegend für den Südwestrundfunk. Sie ist Mitbegründerin der Initiative fair radio, die sich für mehr Glaubwürdigkeit im Hörfunk einsetzt, und Mit-Organisatorin der Tutzinger Radiotage. Sie unterrichtet u.a. an der Universität Tübingen und beim Lernradio der Hochschule für Musik in Karlsruhe. (Das Foto stammt von ihrer Webseite.) |
Von SANDRA MÜLLER
„Auf Sendung gehen“ ist heute leichter denn je. Und doch werde ich immer wieder gefragt: „Wo kann ich denn nun mal Beiträge machen, moderieren, senden?“ Die Antwort: in Deiner Schule, in Deiner Stadt, in Deinem Wohnzimmer. Gelegenheiten gibt’s überall, Anregungen hier:
Ihr könnt podcasten.
Podcasten heißt: Radiosendungen oder Beiträge aufnehmen und ins Internet stellen. Dort können andere sie herunterladen und anhören.
Wie’s geht,
Ein zerrissener Mantel taugt nichts
Rund 200 Journalistinnen und Journalisten aus Ostwestfalen, Köln und Bonn zogen durch Bielefeld. Foto: DJV NRW/Jost Wolf |
Kolleginnen und Kollegen aus Ostwestfalen, aus Köln (trotz Karnevalsauftakt!) und Bonn folgten den Aufrufen von DJV und Verdi zu Warnstreiks. In Bielefeld machten sie den streichwütigen Verlagsmanagern deutlich: "Journalismus ist mehr wert!" Einige trugen zerrissene Mäntel: "Dieser Mantel taugt nichts!" Eine Anspielung auf den Manteltarifvertrag, in dem die Verlagsvertreter ganz besonders wüten wollen (Jahreszahlungen, Urlaub und mehr). Gestreikt wurde auch in Baden-Württemberg und Bayern - die gemeinsame Protestdemo fand in Ulm statt. Aktionen gab es auch in Hamburg und Hessen.
Frank Stach, der Vorsitzende des DJV NRW, sagte: "Es kann nicht sein, dass Redakteure seit Jahren bei Gehaltserhöhungen leer ausgehen, dafür aber immer mehr arbeiten müssen." Hier geht's zur Pressemitteilung des DJV NRW.
Samstag, 9. November 2013
Die Einflüsterer
Prof. Dr. Frank Überall Foto: Bastei Lübbe |
Er ist Professor Doktor. Lehrt an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (Köln/Berlin). Ist freier Journalist und Autor. Sein aktuelles Buch heißt "Abgeschmiert - Wie Deutschland durch Korruption heruntergewirtschaftet wird". Und er ist (frisch wiedergewählt) im Bundesvorstand des DJV. Für Charly&Friends drängt sich Frank Überall ein Vergleich zwischen Supermarkt und Medienhaus auf: Die hören wohl auf dieselben unseligen Einflüsterer, meint der Kölner Politikwissenschaftler - proudly presented:
Von FRANK ÜBERALL
„Liebe Kunden, wir öffnen Kasse fünf für Sie!“ Wie erleichternd ist diese Durchsage, wenn man in der Endlos-Schlange seines Supermarkts steht. Aber Kasse fünf bleibt immer häufiger zu. Weil Personal teuer ist, und die Kunden ja auch kommen, wenn sie sich in langen Schlangen schlängeln. Als Großstädter kann ich meine Milch ja schließlich nicht selbst ermelken, keine Sau durchs Millionendorf treiben, der ich dabei einen schmackhaften Schinken abschneide, kein Korn ernten und schroten, um mir ein Brot zu backen. Ich brauche den Supermarkt, zumindest im Moment noch, das wissen die Verkaufsstrategen dort ganz genau.
Aber die Zahlen müssen stimmen: Personal wird abgebaut, Vielfalt und Qualität der Waren werden heruntergeschraubt. Hauptsache, die Bilanz stimmt: Nicht für mich als Kunde, sondern für Inhaber und Investoren des Supermarkts. Super? Ganz bestimmt nicht.
Samstag, 2. November 2013
Aus der gerechten Welt von Freeman (1)
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Donnerstag, 31. Oktober 2013
Ticker-tacka, überall
Drehen
die Verleger jetzt ganz durch? Heftiges Nicken am Stammtisch. Erst
fordern sie die Gewerkschaften zum „eindeutigen Bekenntnis zum
Flächentarif“ auf - und dann schlagen sie Gehaltserhöhungen nach
irgendwelchen Kaufkraft-Statistiken vor! „Statt Flächentarif
hätten wir einen Flickenteppich“, ereiferte sich Paul. „In
Mülheim könnte es ja noch was geben, aber nebenan in Duisburg kriegste
ein Jahrzehnt Nullrunden.“ So ein Blödsinn!
„Guter Journalismus ist überall gleich viel wert“, schimpfte Petra. „Die Verleger senken doch auch nicht die Abo-Gebühren, dort wo die Leute wenig Geld haben.“ Genau, stimmten alle zu. Nur Dietmar hackte weiter auf seinem Schlaufon herum, obwohl wir doch hier ohne Displays auskommen wollten.
„Immerhin hat ja der Gauck den Verlegern mal so richtig die Leviten gelesen, auf deren eigener Jahrestagung“, grinste Bernd. „Aus einem prekären Journalistenhintern kommt kein qualitätsvoller Furz. Hat er gesagt. Sinngemäß.“ Bernd ist ein Meister der knackigen Zusammenfassung.
„Schade, da wäre ich gerne dabei gewesen“, meinte Harry. „Man hätte das Livetickern sollen“, schob Philipp nach. Er schwärmte uns immer davon vor. Das wäre so gut wie dabei sein. Liveticker vom Wahlabend, vom Fußballplatz, bis runter zur Kreisliga, von der entschärften Bombe, vom neuen Apfel-Pad, von der umgefallenen Giraffe im Zoo. „Die Netz-Leser lieben das.“ Deshalb drehen die Internet-Redaktionen wohl auch auf: Ticker-tacka, überall. Eine Redaktion tickerte kürzlich „Wetten dass?“ – damit man die Sendung nicht sehen muss.
„Guter Journalismus ist überall gleich viel wert“, schimpfte Petra. „Die Verleger senken doch auch nicht die Abo-Gebühren, dort wo die Leute wenig Geld haben.“ Genau, stimmten alle zu. Nur Dietmar hackte weiter auf seinem Schlaufon herum, obwohl wir doch hier ohne Displays auskommen wollten.
„Immerhin hat ja der Gauck den Verlegern mal so richtig die Leviten gelesen, auf deren eigener Jahrestagung“, grinste Bernd. „Aus einem prekären Journalistenhintern kommt kein qualitätsvoller Furz. Hat er gesagt. Sinngemäß.“ Bernd ist ein Meister der knackigen Zusammenfassung.
„Schade, da wäre ich gerne dabei gewesen“, meinte Harry. „Man hätte das Livetickern sollen“, schob Philipp nach. Er schwärmte uns immer davon vor. Das wäre so gut wie dabei sein. Liveticker vom Wahlabend, vom Fußballplatz, bis runter zur Kreisliga, von der entschärften Bombe, vom neuen Apfel-Pad, von der umgefallenen Giraffe im Zoo. „Die Netz-Leser lieben das.“ Deshalb drehen die Internet-Redaktionen wohl auch auf: Ticker-tacka, überall. Eine Redaktion tickerte kürzlich „Wetten dass?“ – damit man die Sendung nicht sehen muss.
„Was
kommt noch im Ticker-Wahn?“, fragte Klaus theatralisch. Wir
schauten auf den stummen Dietmar. Der bearbeitete immer noch nur sein
Handy – am analogen Stammtisch! Wir sprangen hinter ihn. Dietmar
hielt die Hand über das Display. Aber wir hatten bereits gelesen:
Stammtisch-Liveticker. Das Internet hatte die nächste Bastion
eingenommen.
Mittwoch, 30. Oktober 2013
Zombies, viele neue Zombies
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Bereits im Frühjahr hatte die Funke-Gruppe die WR-Ausgaben in Unna, Fröndenberg, Holzwickede, Kamen und Bergkamen an die Verleger Günter Rubens und Hans-Christian Haarmann verkauft, die ohnehin bereits die Lokalteile lieferten. Die WR-eigenen Redaktionen waren Monate zuvor geschlossen worden.
Die nunmehr vom Lokalredaktionen-Ausverkauf betroffenen Funke-Titel in Dortmund, Lünen und Schwerte sind lokal bereits längst "tot" und werden nur mit Fremdinhalten gefüllt am Leben gehalten, Castrop-Rauxel ergeht es ab November ebenso. Den Mantelteil (also Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur usw.) liefert weiterhin der Content Desk der Funke-Gruppe in Essen.
WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz hatte mit dem Zentral-Desk ursprünglich große Pläne, wollte u.a. einen an andere Zeitungshäuser verkaufbaren Mantelteil liefern. Okay, zumindest dieses Desk-Ziel hat er ja nun erreicht. Irgendwie.
Die Funke-Gruppe verkauft die Erfindung der Zombie-Zeitungen (mit identischen Lokalteilen in den Blättern vor Ort) übrigens weiterhin als Rettung der Titel- und Medienvielfalt im Land. Das kann man nur so verstehen: Seid froh, dass wir nicht einfach alles dichtgemacht haben (wie z.B. die WAZ Dorsten) - sondern lieber nochmal Kasse machen.
"Flurbereinigung", schimpft der DJV NRW, so berichtete der Pottblog, so Meedia, so Kress, so Spiegel online.
Sonntag, 27. Oktober 2013
Die übergroße Koalition
Die Geister, die ich im Wahn rief
Samstag, 26. Oktober 2013
Protest gegen das Redaktionssterben
Die Protest- und Kondolenz-Planen lagen noch gar nicht richtig am Boden, schon entwickelten sich Diskussionen zwischen den Journalisten und interessierten Dorstener Bürgern. Foto: Karlheinz Stannies |
Mitten im Markttrubel legte der DJV in der Dorstener Innenstadt große orange-farbene Planen aus. Für den Protest gegen das Aus für die WAZ in Dorsten und zum Eintragen in die "Kondolenz-Liste". Viele Bürger unterschrieben. Diskutierten mit. Schimpften mit. Werden ihre Lokalzeitung vermissen.
Die Lokalredaktion wird zum Monatsende geschlossen - das nächste Opfer der WAZ-Axt. Die Funke-Gruppe redet von "lokaler Offensive", meint aber damit wohl: Attacke gegen das Lokale. In Dorsten wird die größere Lokalzeitung aufgegeben, die kleinere bleibt - nunmehr als Meinungsmonopolistin.
Wir-trauern-Transparente. Foto: Karlheinz Stannies |
Der DJV NRW berichtet hier über die gelungene Aktion: "Leser erschüttert".
Freitag, 25. Oktober 2013
Blogstöckchen: 10 spontane Antworten
Herrje! Da denkt man an nichts Böses - und dann kriegt man plötzlich ein "Blogstöckchen" zugeworfen. Wuff, wau, hechel! Und zwar von der lieben Kollegin @siswords Silke Sandkötter, die es ihrerseits von @stiftblog Sonja Kaute bekam. Sonja aus Regensburg hat sich wohl auch die Fragen ausgedacht. Wer mal vergleichen möchte: Silkes kluge Antworten findet man hier. Meine sind kürzer. Schnell und spontan:
Welches soziale Netzwerk ist dir das Liebste – und warum?
Twitter. Als Nachrichten-Stammtisch, Gerüchteküche, Aufrege-Plattform und Lustige-Sprüche-Karussell.
Was ist das Dümmste, was du je über Facebook gehört hast?
Dass man da unbedingt dabei sein muss, in diesem Fratzebuch.
Wie wichtig findest du das Monitoring deiner Online-Aktivitäten für dich? (Besucherzahlen, Likes, Follower etc.)
Ist für mich (im Gegensatz zu Leuten, die mit/im Internet Geld machen wollen) ziemlich unwichtig. Obwohl ich zugebe: Meine Tweets werden zu selten weitergeleitet, meine Blog-Geschichten zu wenig gelesen. Das ist aber Eitel-, nicht Notwendigkeit.
Welche Blogs sollte man unbedingt lesen?
Außer Charly&Friends? Viele! Aber unbedingt Ruhrbarone, Pottblog, Zoom, heimatpottential, Post von Horn, Wir in NRW, Medienmoral.
Der Autor und einige seiner Leidenschaften - so wie mich der göttliche Karikaturist Berndt A. Skott zeichnete |
Twitter. Als Nachrichten-Stammtisch, Gerüchteküche, Aufrege-Plattform und Lustige-Sprüche-Karussell.
Was ist das Dümmste, was du je über Facebook gehört hast?
Dass man da unbedingt dabei sein muss, in diesem Fratzebuch.
Wie wichtig findest du das Monitoring deiner Online-Aktivitäten für dich? (Besucherzahlen, Likes, Follower etc.)
Ist für mich (im Gegensatz zu Leuten, die mit/im Internet Geld machen wollen) ziemlich unwichtig. Obwohl ich zugebe: Meine Tweets werden zu selten weitergeleitet, meine Blog-Geschichten zu wenig gelesen. Das ist aber Eitel-, nicht Notwendigkeit.
Welche Blogs sollte man unbedingt lesen?
Außer Charly&Friends? Viele! Aber unbedingt Ruhrbarone, Pottblog, Zoom, heimatpottential, Post von Horn, Wir in NRW, Medienmoral.
Mittwoch, 23. Oktober 2013
Gegen die WAZ-Axt: Mahnwache in Dorsten
Lokalzeitungen waren früher mal fast wie Omma und Oppa. Familienmitglieder. Man las sie über Generationen. Und wenn die Kinder früher auszogen, dann abonnierten sie - na, was wohl? Lokalzeitungen erklärten das Leben vor Ort, und sie prägten. Noch heute kann ich nicht frühstücken, ohne (wenigstens irgendwas) Bedrucktes zu lesen. Inzwischen haben die Kids angewachsene Pads und Phones, sündhaft teuer, und sie abonnieren (für viel mehr Knete) lieber Flatrates und Downloads. Und so schmerzt es umso mehr, wenn schon wieder Lokalredaktionen geschlossen oder zu Zombie-Ausgaben degradiert werden. Wenn wieder Verbindungen zum Leser verloren gehen.
Zum Monatsende macht die Essener Funke-Gruppe die WAZ-Lokalredaktion in Dorsten dicht. Die Begründung lautet wie immer: nicht wirtschaftlich. Die WAZ/WR-Redaktion in Castrop-Rauxel wird ab November zur Mogelpackung: Die lokalen Inhalte liefert die Konkurrenz, die Ruhr Nachrichten.
"Ein erneuter Schlag gegen die Medienvielfalt im Kreis Recklinghausen", klagt der DJV-Ortsverein Journalisten-Kreis Recklinghausen. Vorsitzender Rainer Kohl: "Zum dritten Mal in diesem Jahr werden bei uns WAZ-Redaktionen dicht gemacht und die Kolleginnen und Kollegen kurzfristig davon in Kenntnis gesetzt." Der einzige Lichtblick sei, dass die betroffenen Kolleginnen und Kollegen ihre Jobs behalten und innerhalb der Funke-Gruppe weiterbeschäftigt werden sollen.
Zum Monatsende macht die Essener Funke-Gruppe die WAZ-Lokalredaktion in Dorsten dicht. Die Begründung lautet wie immer: nicht wirtschaftlich. Die WAZ/WR-Redaktion in Castrop-Rauxel wird ab November zur Mogelpackung: Die lokalen Inhalte liefert die Konkurrenz, die Ruhr Nachrichten.
"Ein erneuter Schlag gegen die Medienvielfalt im Kreis Recklinghausen", klagt der DJV-Ortsverein Journalisten-Kreis Recklinghausen. Vorsitzender Rainer Kohl: "Zum dritten Mal in diesem Jahr werden bei uns WAZ-Redaktionen dicht gemacht und die Kolleginnen und Kollegen kurzfristig davon in Kenntnis gesetzt." Der einzige Lichtblick sei, dass die betroffenen Kolleginnen und Kollegen ihre Jobs behalten und innerhalb der Funke-Gruppe weiterbeschäftigt werden sollen.
Samstag, 19. Oktober 2013
Die HoffPo
Kürzlich hockte ich müde vor der Tastatur; mir fiel mal wieder
kein vernünftiger Blog-Beitrag ein. Wie soll man da jemals viele
Leser finden, geschweige denn etwas verdienen? Die Gedanken gingen
auf Streife. Meine weltweit verfügbaren Blog-Beiträge werden kaum
gelesen, sagen mir die Statistiken. Im Schnitt zwischen 20 und 80
Mal, nur wenn Fußball (BVB, Bayern) dabei ist auch öfter. Bei
Tarifpolitik eher weniger.
Das konnte ich nicht länger hinnehmen. Wovon träumt jeder Blogger? Von den fünf R-Dingen: Reichweite! Relevanz! Reichtum! Ruhm und Rehre! Also habe ich mich zusammengerissen und einen echt guten Beitrag für die Blogs der Huffington Post geschrieben. Ich wußte: Die Arianna bezahlt Bloggern nichts, jedenfalls kein Geld. Sie "zahlt" nur mit Aufmerksamkeit. Jene Klick-Währung im Internet, die alle geil und gaga macht – von der aber nur die Allerwenigsten wirklich profitieren. Aber ich wollte sie.
Als Gewerkschafter schämte ich mich natürlich ein wenig. Neuer Autor, neuer Text, alles für lau: Die HuffPo profitiert davon sofort, der Schreiber nur vielleicht. Irgendwie. Irgendwann. Wenn er gaaaanz fest daran glaubt. Der Digitalnutzer in mir zuckte schließlich mit den Schultern: so what?! Das Netz ist wie der Papst – für Gläubige unfehlbar..
Und es klappte wirklich vorzüglich. Mein Text in der HuffPo wurde tausendfach gelesen. Die Kommentatoren waren, bis auf die üblichen Meckerer und Trolle, begeistert. In der Folge gingen bei meinem Blog die Klickzahlen durch die Decke. Kurz darauf riefen die ersten Firmen an und bettelten darum, in meinem Blog werben zu dürfen. Andere Blogger färbten ihre Webseiten schon neidisch-grün. Das stand mal fest: Der Beitrag in der HuffPo würde mich berühmt, reich und unabhängig machen. Apple und Microsoft liefert sich gerade ein erbittertes Überbiete-Duell...
… da stuppste Klaus mich an: „Schlaf nicht!“ Ich zuckte hoch, öffnete die Augen. „Verdienst Du schon? Oder postest Du noch Huff?“, kalauerte er grinsend. Und ich schämte mich schon wieder ein wenig.
Das konnte ich nicht länger hinnehmen. Wovon träumt jeder Blogger? Von den fünf R-Dingen: Reichweite! Relevanz! Reichtum! Ruhm und Rehre! Also habe ich mich zusammengerissen und einen echt guten Beitrag für die Blogs der Huffington Post geschrieben. Ich wußte: Die Arianna bezahlt Bloggern nichts, jedenfalls kein Geld. Sie "zahlt" nur mit Aufmerksamkeit. Jene Klick-Währung im Internet, die alle geil und gaga macht – von der aber nur die Allerwenigsten wirklich profitieren. Aber ich wollte sie.
Als Gewerkschafter schämte ich mich natürlich ein wenig. Neuer Autor, neuer Text, alles für lau: Die HuffPo profitiert davon sofort, der Schreiber nur vielleicht. Irgendwie. Irgendwann. Wenn er gaaaanz fest daran glaubt. Der Digitalnutzer in mir zuckte schließlich mit den Schultern: so what?! Das Netz ist wie der Papst – für Gläubige unfehlbar..
Und es klappte wirklich vorzüglich. Mein Text in der HuffPo wurde tausendfach gelesen. Die Kommentatoren waren, bis auf die üblichen Meckerer und Trolle, begeistert. In der Folge gingen bei meinem Blog die Klickzahlen durch die Decke. Kurz darauf riefen die ersten Firmen an und bettelten darum, in meinem Blog werben zu dürfen. Andere Blogger färbten ihre Webseiten schon neidisch-grün. Das stand mal fest: Der Beitrag in der HuffPo würde mich berühmt, reich und unabhängig machen. Apple und Microsoft liefert sich gerade ein erbittertes Überbiete-Duell...
… da stuppste Klaus mich an: „Schlaf nicht!“ Ich zuckte hoch, öffnete die Augen. „Verdienst Du schon? Oder postest Du noch Huff?“, kalauerte er grinsend. Und ich schämte mich schon wieder ein wenig.
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Funke und Springer: Sie machen Geschäfte, und sie machen Lokalteile kaputt
Eine Zeitlang schien es so, als könne der durch dutzendfache Redaktionsschließungen und Stellenabbau im großen Stil "verbrannte" Name Funke-Mediengruppe auch mal positiv punkten: Durch den geplanten Kauf von traditionsreichen Zeitungen sowie Frauen- und Programmzeitschriften von Springer (für 920 gepumpte Millionen Euro) konnten sich die Essener als "Retter von Print" vermarkten. Der Image-Aufschwung hielt nicht lange.
Die WAZ-Axt der Funke-Mediengruppe schlägt nämlich wieder zu. In Dorsten sowie in Lüdenscheid/Halver und in Altena/Werdohl/Plettenberg werden Lokalredaktionen geschlossen - und in Castrop-Rauxel entsteht eine neue Mogelpackung. So wie beim Zombie-Blatt Westfälische Rundschau liefert dort ab November der Konkurrent Ruhr Nachrichten das Lokale. Der Mantel kommt vom zentralen "Desk" in Essen.
Der DJV NRW kritisiert, das sei erneut ein "deutlicher Verlust von Medien- und Meinungsvielfalt in der Region". Auf der Webseite hier fragt Landesvorsitzender Frank Stach: "Ausgerechnet dem Medienkonzern, der sich erst kürzlich mit dem Zukauf von Springer-Produkten zum Retter von Print erkoren hat, fällt außer Mogelpackungen und Redaktionsschließungen nichts Kreativeres ein?" Das lasse nichts Gutes ahnen für die 900 neuen Kolleginnen und Kollegen aus Berlin und Hamburg, die 2014 zum Konzern dazu stoßen sollen.
Zur Behauptung der Mediengruppe, man erhalte die Titel- und Medienvielfalt vor Ort und informiere die Leser weiterhin über das Geschehen vor ihrer Haustür, sagt Stach nur: "Das ist Zynismus pur!"
Auch bei BILD geht es der lokalen und regionalen Berichterstattung an den Kragen. "Die Abrissbirne kreist", klagte der Berliner Betriebsrat Anfang Oktober in einer Mitarbeiter-Information. "Es geht um einen Kahlschlag, wie es ihn bei Axel Springer und der roten Gruppe noch nie gab!"
Auch die BILD-Redaktionen in NRW sind betroffen.
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Der DJV NRW kritisiert, das sei erneut ein "deutlicher Verlust von Medien- und Meinungsvielfalt in der Region". Auf der Webseite hier fragt Landesvorsitzender Frank Stach: "Ausgerechnet dem Medienkonzern, der sich erst kürzlich mit dem Zukauf von Springer-Produkten zum Retter von Print erkoren hat, fällt außer Mogelpackungen und Redaktionsschließungen nichts Kreativeres ein?" Das lasse nichts Gutes ahnen für die 900 neuen Kolleginnen und Kollegen aus Berlin und Hamburg, die 2014 zum Konzern dazu stoßen sollen.
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Auch bei BILD geht es der lokalen und regionalen Berichterstattung an den Kragen. "Die Abrissbirne kreist", klagte der Berliner Betriebsrat Anfang Oktober in einer Mitarbeiter-Information. "Es geht um einen Kahlschlag, wie es ihn bei Axel Springer und der roten Gruppe noch nie gab!"
Auch die BILD-Redaktionen in NRW sind betroffen.
Dienstag, 8. Oktober 2013
Glücksräder für nix, nada und niente
In Essen - vor dem Leserladen. Foto: DJV NRW/Andreas Becker |
Mit Glücksrädern vom DJV NRW machten die Protestler auf die Abstrusität der Verleger-Idee aufmerksam.
Warnhinweise, jetzt auch für Politiker Pflicht
Merkel-Foto: Armin Linnartz CC BY-SA 3.0 DE |
uch!! Schlimmer als erwartet pic.twitter.com/gy7PaXOG7L
— Monika Bassani (@Pisepampell) October 9, 2013
Freitag, 4. Oktober 2013
Gauck machte Verlegern keine Freude
Ganz aktuell: die Gauck-Postkarte des DJV (Infos dazu auch hier) |
Das war starker Tobak. Bundespräsident Joachim Gauck durfte auf der Jahrestagung des BDZV sprechen - und dabei las der Mann, der mit einer Journalistin lebt, den Zeitungsverlegern ganz ungeniert die Leviten. Der DJV machte aus einem Gauck-Satz jetzt (übrigens in Absprache mit dem Bundespräsidialamt) eine Protest-Postkarte und ein Plakat für die laufende Tarifrunde: "Der Zeit- und Kostendruck in den Redaktionen lässt immer weniger Spielraum für aufwendigen oder investigativen Journalismus." Viele Journalisten "würden gern gründlicher recherchieren, öfter nachfragen und präziser texten. Sie sträuben sich dagegen, Masse statt Klasse zu produzieren."
Jau, da hat er leider Recht, der Herr Bundespräsident.
In seiner Rede hat Gauck sehr deutlich geklagt: "Überall lässt sich beobachten, wie feste Stellen in den Redaktionen verschwinden, wie freie Mitarbeiter für Zeilenhonorare schuften, wie Volontäre als Redakteure arbeiten, aber Azubilöhne verdienen. Prekäre Arbeit ist keine stabile Basis für verlässliche Inhalte." Der DJV schreibt seinen Slogan drunter: Qualitätsjournalismus ist mehr wert! Gaucks Fazit an dieser Stelle: "Personelle Auszehrung schlägt früher oder später auf die Qualität durch. Und die Leser merken das." Langfristig sei eine solide Personalausstattung in den Redaktionen "inhaltlich wie ökonomisch sinnvoll."
Tja, aus präsidialem Munde gehört haben es die Zeitungsverleger. Aber ob sie es verstanden haben? Geschweige denn beherzigen...
*
Übrigens: Die vollständige Rede des Staatsoberhaupts kann man u.a. hier nachlesen.
Mittwoch, 25. September 2013
Warum niemand mit Mutti koalieren will...
... hat der Düsseldorfer Karikaturist Berndt A. Skott in zwei treffenden Zeichnungen zusammengefasst: "Das Schmusekätzchen schnurrt" - so heißt die eine, mit dem FDP-Gerippe. Die andere zeigt Lorelei Merkel, die die SPD mit süßen Tönen zur Klippe lockt. Können Hannelore Krafts Kopfhörer das Schlimmste verhindern? Proudly presented:
Karikatur: Berndt A. Skott |
Karikatur: Berndt A. Skott |
Montag, 23. September 2013
Die Wahl im Ruhrgebiet
Die Mutti strahlt - und muss sich trotzdem bange fragen: Mit welchem Partner denn jetzt? Wer traut sich noch, mit ihr zu koalieren? Die FDP fliegt aus dem Bundestag - man durfte es ihr wirklich gönnen. Grüne und Linke gestutzt. Große Koalition? Schwarz-Grün? Neuwahlen? Es werden spannende Wochen, da in Berlin.
Für Statistiker vielleicht ganz wichtig: So wählte das Ruhrgebiet bei der Bundestagswahl. Die SPD blieb, trotz Mutti-Effekt für die CDU, im Pott vorn. Die Grafiken stammen vom Regionalverband Ruhr.
Sonntag, 22. September 2013
Hallo Herr Klopp...
Völlig klar, heute heißt es: wählen gehen. Falls man nicht schon briefgewählt hat. Und ich fürchte, um 18 Uhr ist mit der ersten Prognose wieder ärgern angesagt. Alles hängt an der FDP. Sind die längst überflüssigen Freien Dekadenten mit Hilfe ihrer Leihstimmen-Bettelei wieder im Bundestag - gute Nacht. Fliegen sie aber raus, sind neue Konstellationen (bis hin zum Kanzler) zumindest möglich. Dann wird's spannend. Der Kölner Karikaturist Heiko Sakurai (der eigentlich aus Recklinghausen kommt) macht sich auch so seine Gedanken, was passieren wird: Vorbereitet sein ist alles - proudly presented:
Karikatur: Heiko Sakurai |
Montag, 16. September 2013
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Donnerstag, 12. September 2013
Plettenberg
Christian Nienhaus Foto: presseportal |
Zwischendurch: Funke Mediengruppe, sagt ihnen nichts? Ja, das ist die frühere WAZ Mediengruppe, die Hunderte von Journalistinnen und Journalisten rauswarf, Dutzende Lokalredaktionen schloss, die erste große Zombie-Zeitung ohne eigene Redaktion gründete - und nun bei Springer groß einkaufen will. Zeitungen, Frauen-Zeugs und Programmies. Und der dann so zum "Verlag mit den meisten Journalisten" in Deutschland werden möchte. Alles klar?
Zurück zu Herrn Nienhaus und seinen gedrechselten Worten bei der Verabschiedung eines Thüringer Chefredakteurs: "Lesernähe, Identifikation mit der Region, Kreativität und Mut zur Einmischung - das ist unser Verständnis von gutem Regionaljournalismus."
Hat er zusammengefasst. Und vorher noch detaillierter ausgeführt: "Die Nähe zu den Menschen, und zwar die wirkliche, nicht nur die postulierte, die Identifikation mit der Region, ich scheue in diesem Zusammenhang nicht vor dem Begriff eines Lokalpatrioten zurück, die Kreativität bei der inhaltlichen und gestalterischen Weiterentwicklung der Zeitung und der Mut zur Einmischung im Sinne des (regionalen) Gemeinwohls: Das macht guten Lokal- und Regionaljournalismus aus."
Hach. Schön gesagt. Und dann hat er den Chefredakteuren beteuert, sie seien frei in ihren Entscheidungen, natürlich mit der kleinen Mahnung verbunden, man müsse ja nicht immer mit Ecken und Kanten und polarisierend... Es müsse halt stets nur den Lesern gefallen.
Damit könnte die Geschichte hier enden. Wäre da nicht Plettenberg.
Mittwoch, 4. September 2013
Ab in die Kraut? Warum Kai skeptisch ist...
Kai Rüsberg ist Freier Hörfunk- und TV-Journalist, u.a. für den WDR. Auf Twitter ist der Bochumer der @ruhrnalist. Zum Thema Crowdfunding zur Finanzierung von Journalismus ist Kai ziemlich skeptisch und nennt dafür acht Gründe. (S)ein schöner Beitrag zur Debatte - proudly presented:
Von KAI RÜSBERG
Crowdfunding - wird immer häufiger als neue Zukunft des unabhängigen Journalismus gehandelt. Prekäre Arbeitsverhältnisse, geringer Verdienst, unsichere Zukunftsaussichten lassen Journalisten nach neuen Finanzierungsquellen suchen. Inzwischen haben sich Plattformen wie Krautreporter.de gebildet, die Crowdfunding speziell für publizistische Projekte organisieren. Dort können Journalisten ihr Projekt vorstellen, die benötigte Finanzierungssumme festlegen und als Gegenleistung kleine Prämien ausloben, gestaffelt nach der Beteiligungssumme (die zumeist zwischen 10 und 500 Euro liegt). In der Regel geht dies von persönlicher Danksagung, über Information zum Fortgang des Projektes bis zu exklusivem Zugang oder Sonderausgaben des Endprodukts. Zusätzlich wird das fertige Produkt auf der Plattform veröffentlicht. Potentielle Finanziers entscheiden nach Themensetzung, mit wieviel Geld sie sich beteiligen und erwerben ein Recht auf die Veröffentlichung + Prämie.
Eigentlich ist es also ein klassisches Investorenmodell, erweitert um eine Art gesellschaftliche Rendite: die Veröffentlichung, von der auch Nutzer profitieren, die nicht zur Vorfinanzierung beigetragen haben.
Ein Win-Win Modell? Journalisten können unabhängig recherchieren, erhalten einen angemessenen, weil selbst kalkulierten Unkostenersatz und ein auskömmliches Honorar - und auch die Gesellschaft hat etwas davon. So die Theorie. Die Öffentlichkeit wird mit aufwändig recherchiertem Journalismus versorgt, ohne jeweils einzeln dafür bezahlen zu müssen. Ist das die Zukunft des Journalismus angesichts des Niedergangs klassischer Finanzierung durch Verlage. Ich bin da skeptisch.
Von KAI RÜSBERG
Kai Rüsberg |
Eigentlich ist es also ein klassisches Investorenmodell, erweitert um eine Art gesellschaftliche Rendite: die Veröffentlichung, von der auch Nutzer profitieren, die nicht zur Vorfinanzierung beigetragen haben.
Ein Win-Win Modell? Journalisten können unabhängig recherchieren, erhalten einen angemessenen, weil selbst kalkulierten Unkostenersatz und ein auskömmliches Honorar - und auch die Gesellschaft hat etwas davon. So die Theorie. Die Öffentlichkeit wird mit aufwändig recherchiertem Journalismus versorgt, ohne jeweils einzeln dafür bezahlen zu müssen. Ist das die Zukunft des Journalismus angesichts des Niedergangs klassischer Finanzierung durch Verlage. Ich bin da skeptisch.
Samstag, 24. August 2013
Freitag, 23. August 2013
Tarifrunde Zeitungen: Früher Kaliber, heute Anzüge
Ich weiß, es klingt wie: Oppa erzählt von besseren Zeiten. Trotzdem. Das muss raus: Ganz früher saßen den Journalisten-Gewerkschaften noch Kaliber gegenüber. Verleger-Haudegen, mit denen man ordentlich streiten - sich aber auch mal auf Vernünftiges einigen konnte. Selbst, wenn es was kostete. Seit einigen Jahren sitzen da auf BDZV-Seite anscheinend nur noch Anzüge.
"Die Zeitungslandschaft braucht einen modernen Tarifvertrag", schwafelte Georg Wallraf, der neue Verhandlungsführer des BDZV, ins tagesschau-Mikrofon. Und so sieht die Vision des Verlegerverbandes aus: Der bisherige Flächentarifvertrag wird aufgelöst, dafür soll die Statistik die Gehälter diktieren - und zwar je nach Kaufkraft in der jeweiligen Region. Also schon in der Nachbarstadt womöglich anders. Was bitte ist daran modern? Wer kommt denn auf solche Ideen? Moderne Tarifpolitik, moderne Personalpolitik sehen anders aus.
Nach den BDZV-Plänen würden die Redakteurinnen und Redakteure an den Tageszeitungen im Ruhrgebiet übrigens auf viele Jahre hinaus leer ausgehen bei Gehaltserhöhungen - tja, WAZ & Co, Pech gehabt, Nullrunden solange die Kaufkraft im Ruhrgebiet im Keller ist.
Überhaupt würde es bundesweit überwiegend Nullrunden geben,
Georg Wallraf Foto:BDZV |
Nach den BDZV-Plänen würden die Redakteurinnen und Redakteure an den Tageszeitungen im Ruhrgebiet übrigens auf viele Jahre hinaus leer ausgehen bei Gehaltserhöhungen - tja, WAZ & Co, Pech gehabt, Nullrunden solange die Kaufkraft im Ruhrgebiet im Keller ist.
Überhaupt würde es bundesweit überwiegend Nullrunden geben,
Dienstag, 20. August 2013
Mein Balkon, jetzt auch ohne Briten
Mein Balkon ist total gemütlich. Er ist überdacht, liegt unter den Wipfeln mehrerer Bäume. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Bunt und grün, solange ich es am Leben erhalte. Hier hockt man gerne auch mal ein paar Stündchen mit Freunden und erklärt sich die Welt. Allerdings wird die Auswahl meiner möglichen Besucher immer kleiner.
Nun ja, es fing mit den Grünen an. Die Volkserzieher haben bei mir ja schon seit Monaten Hausverbot. Wegen der unsinnigen Verschärfung des in der Praxis klug eingespielten Nichtraucherschutz-Gesetzes. Aber die Verbotspartei wollte ja mehr. Da ich Raucher bin, beschloss ich sofort: Diese Spaßbremsen bringst Du nicht in Gefahr - die bleiben draußen.
Tja, dann kam Prism. Und seitdem haben es bei mir auch US-Amerikaner endgültig verschissen - balkonbesuchsmäßig. Eigentlich gab es schon zahllose Gründe für so einen Schritt, man denke nur an die Waffennarretei. Aber unter dem extraweiten Deckmantel, die Sicherheit der eigenen Bevölkerung schützen wollen, auf die Grundrechte aller anderen Menschen dieser Welt zu pfeifen - das ist der Gipfel der selbstbezogenen Arroganz. Außerdem: Worüber sollte ich mich mit Weltabhörern noch unterhalten - was sie nicht schon wissen?
Und jetzt also auch noch die Briten, als EU-Trolle noch irgendwie sympathisch, als US-Schoßhündchen schon weniger. Hausverbot - peng! Wenn mich ein Brite trotzdem besuchen will, kommt erst einmal seine Frau für ein paar Stunden zur strengen Befragung in den Keller. Schlapphut und Trench dafür finde ich bestimmt beim Kostümverleih. Und nach der Prozedur darf er sie abholen - nachdem ich auf seinem Handy und Laptop herumgetrampelt bin. Spaß muss ja sein.
Bevor Sie sich aufregen: Das ist alles völlig in Ordnung, geschieht gemäß der Anhänge 2 und 3 meiner geheimen Besucherabwehr-Vorschriften.
Nun ja, es fing mit den Grünen an. Die Volkserzieher haben bei mir ja schon seit Monaten Hausverbot. Wegen der unsinnigen Verschärfung des in der Praxis klug eingespielten Nichtraucherschutz-Gesetzes. Aber die Verbotspartei wollte ja mehr. Da ich Raucher bin, beschloss ich sofort: Diese Spaßbremsen bringst Du nicht in Gefahr - die bleiben draußen.
Tja, dann kam Prism. Und seitdem haben es bei mir auch US-Amerikaner endgültig verschissen - balkonbesuchsmäßig. Eigentlich gab es schon zahllose Gründe für so einen Schritt, man denke nur an die Waffennarretei. Aber unter dem extraweiten Deckmantel, die Sicherheit der eigenen Bevölkerung schützen wollen, auf die Grundrechte aller anderen Menschen dieser Welt zu pfeifen - das ist der Gipfel der selbstbezogenen Arroganz. Außerdem: Worüber sollte ich mich mit Weltabhörern noch unterhalten - was sie nicht schon wissen?
Und jetzt also auch noch die Briten, als EU-Trolle noch irgendwie sympathisch, als US-Schoßhündchen schon weniger. Hausverbot - peng! Wenn mich ein Brite trotzdem besuchen will, kommt erst einmal seine Frau für ein paar Stunden zur strengen Befragung in den Keller. Schlapphut und Trench dafür finde ich bestimmt beim Kostümverleih. Und nach der Prozedur darf er sie abholen - nachdem ich auf seinem Handy und Laptop herumgetrampelt bin. Spaß muss ja sein.
Bevor Sie sich aufregen: Das ist alles völlig in Ordnung, geschieht gemäß der Anhänge 2 und 3 meiner geheimen Besucherabwehr-Vorschriften.
Freitag, 16. August 2013
Journalisten brauchen eine Marke
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Mittwoch, 14. August 2013
Lokaljournalismus: Greifen Sie auch schon zur Feder?
Peter Welchering |
Von PETER WELCHERING
Wenn Journalisten zu Romanschriftstellern werden, ist das zunächst
nicht zu beanstanden. Es liegt sogar nahe, das, was man im
journalistischen Job so erlebt hat, noch einmal schriftstellerisch zu
verarbeiten. Und da sich doch noch einige Kollegen und Kolleginnen
trotz aller widrigen Newsdesk-Umstände gewisse sprachliche
Kompetenzen bewahrt und in wenigen Fällen sogar noch entwickelt
haben, lesen sich die vor Journalistenhand geschriebenen Romane
mitunter ganz gut. Sogar finanzamtstechnisch ist die
Berufsbezeichnung „Journalist und Schriftsteller“ eingeführt.
Wenn selbst das Finanzamt hier einen direkten Bezug herstellt, dann
ist das ja wohl eine direkte Widerspiegelung lebensweltlicher
Verhältnisse. Also, dass Journalisten als Schriftsteller arbeiten
und damit Wirklichkeit auch literarisch verarbeiten, ist anerkannt.
Allerdings greifen gegenwärtig so viele Journalisten zur schriftstellerischen Feder wie noch nie. Nach Feierabend und im Urlaub verfertigen ganze Hundertschaften von Journalisten Manuskripte über Mord & Totschlag, Bestechung & Intrige oder fiese Geschäftemacher & feige Politiker. Mal werden das tatsächlich richtige Romane, immer häufiger Lokalkrimis und mitunter glaubt man sich als Leser fast eher mit einer Enthüllungsgeschichte konfrontiert als mit einem fiktionalen Stück. Wenn der investigative Journalist das schreibt, was er am besten schreiben kann, nämlich Enthüllungsgeschichten, warum schreibt er dann Romane und versetzt nicht selten, wie bei den Krimis um Stuttgart 21, reale politische Vorgänge ins Fiktive?
Die Antwort ist so einfach wie erschreckend:
Wahlkampf: Lalelu gegen Beton
Karikatur: Heiko Sakurai (Ausschnitt) |
Karikatur: Berndt A. Skott |
Isser nicht standhaft, der SPD-Peer?
Montag, 5. August 2013
"Und alle haben was davon": Fit für Journalismus
Beide sind freie Journalisten, bloggen und twittern, sind Autoren und Dozenten. Vor ein paar Tagen haben Bettina Blaß und Timo Stoppacher ein neues Blog gestartet: Fit fürJournalismus. Im Netz. Ich habe sie gebeten, mal kurz aufzuschreiben, worum es ihnen geht - proudly presented:
Uns geht es darum, bereits vorhandenes
Wissen im Netz auf Fit für Journalismus zu bündeln. Schließlich
gibt es so viele spannende Seiten und Blogs für Journalisten, dass
man kaum den Überblick behalten kann. Also sammeln wir, geben im
Blog unsere eigenen Erfahrungen dazu und alle haben was davon.
Da wir selbst seit einigen Jahren freie Journalisten sind, wollen wir Kollegen, die am Anfang stehen, Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit geben. Schließlich ist ein Arbeitsplatz im Journalismus zur Zeit alles andere als sicher. In NRW haben das die Kollegen der Westfälischen Rundschau schon zu spüren bekommen, die Liste der Redaktionsschließungen ist lang, und wir fürchten, dass sie noch länger wird.
Viele der entlassenen Kollegen haben
nur die Option, es als freier Journalist zu versuchen. In unseren
Seminaren stellen wir jedoch fest, dass viele Kollegen noch immer mit
dem Internet fremdeln, zumindest wenn es darum geht, das Netz für
die eigene Vermarktung zu nutzen oder online etwas Eigenständiges
zu produzieren.
Und auch die Nachwuchsjournalisten, die uns in unserer Arbeit als Dozenten an den Hochschulen begegnen, nutzen zwar Facebook und Co., aber können ihre Netzwerke nicht gezielt für ihre journalistischen Ambitionen einsetzen. Deshalb der Untertitel unserer Seite: “Für Einsteiger, Umsteiger und vor allem Aufsteiger!”. Wir wollen natürlich, dass so viele Kollegen wie möglich als Selbstständige erfolgreich werden. Denn das ist gut für die Medienlandschaft in Deutschland.
Bettina Blaß kennt man u.a. von DJV-Seminaren |
Von BETTINA BLAß und TIMO STOPPACHER
Da wir selbst seit einigen Jahren freie Journalisten sind, wollen wir Kollegen, die am Anfang stehen, Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit geben. Schließlich ist ein Arbeitsplatz im Journalismus zur Zeit alles andere als sicher. In NRW haben das die Kollegen der Westfälischen Rundschau schon zu spüren bekommen, die Liste der Redaktionsschließungen ist lang, und wir fürchten, dass sie noch länger wird.
Timo Stoppacher ist im Landesvorstand des DJV NRW |
Und auch die Nachwuchsjournalisten, die uns in unserer Arbeit als Dozenten an den Hochschulen begegnen, nutzen zwar Facebook und Co., aber können ihre Netzwerke nicht gezielt für ihre journalistischen Ambitionen einsetzen. Deshalb der Untertitel unserer Seite: “Für Einsteiger, Umsteiger und vor allem Aufsteiger!”. Wir wollen natürlich, dass so viele Kollegen wie möglich als Selbstständige erfolgreich werden. Denn das ist gut für die Medienlandschaft in Deutschland.
Abonnieren
Posts (Atom)