Seit Mitte Dezember blogge ich. Journalisten sollen neugierig sein. Sie sollen, ja: sie müssen vor allem die Errungenschaften des digitalen Wandels für sich nutzen. Sonst haben sie gar keine Chance. Sagen jedenfalls alle Netz-Prediger. Okay, ich blogge, also bin ich (noch da). Hier (m)eine Zwischenbilanz.
Bloggen macht Spaß. Was schreibt man eigentlich? Ein noch leerer Blog ist genau so ein Horror wie ein weißes Blatt beim Zeichnen. Gut, dass ich zum Blog-Start einen kleinen Vorrat an Glossen und Karikaturen hatte. Meine Furcht, nichts zu sagen zu haben, was andere (in meinen Augen) für lesenswert halten, besteht aber immer noch. Ich bin keiner von diesen unbeirrbaren Journal-Missionaren oder Schwarz-Weiß-Malern, die es so einfach haben, stets das Richtige zu denken und zu fordern. Trotzdem: es macht Spaß, etwas zu zeigen oder zu schreiben - und danach zuzusehen, wie die Klickzahl wächst.
Bloggen überrascht. Es ist überaus erstaunlich, dass Texte oder Zeichnungen, die ich für Knaller hielt, fast ungeklickt blieben. Und andere gingen durch die Decke - obwohl ich sie als zweitrangig empfand. So richtig verstanden habe ich es immer noch nicht, was im Netz wirkt.
Bloggen ist für die Minute. Man muss wohl das richtige Thema zur richtigen Zeit haben. Danach ist die Netz-Karawane bereits weitergezogen. Dabei liegen einem doch auch die "anderen" Texte und Karikaturen am Herzen. Also versuche ich ab und zu, einige der Wenigklicker - die zudem bei fast 60 Posts schon weit nach hinten gerutscht und wohl irgendwie "unauffindbar" sind - über Twitter nochmal zu bewerben.
Bloggen sind Zahlen. Charly & Friends hat schon weit über 7000 Klicks. Das ist super, mehr als erwartet. Hoch gingen die Zahlen aber erst mit den Beiträgen zu den gebeutelten Kolleginnen und Kollegen der Westfälischen Rundschau. Vorher dümpelte der Blog, nur leicht ansteigend, so vor sich hin. Die Fragen sind noch unbeantwortet: Liege ich mit meinen Themen richtig? Sind Klickzahlen überhaupt wichtig?
Bloggen sind Freunde. Weitsichtig hatte ich meinen Blog ja "... and Friends" genannt, sprich: Die Einbeziehung von Kolleginnen und Kollegen wie Fotografin Heike Rost oder die Karikaturisten Berndt A. Skott und Heiko Sakurai brachten viele Gucker und Leser. Und zusätzliche Themen. Das möchte ich ausbauen.
Bloggen ist Links. Ohne die Verlinkungen von Facebook und so tollen Blogs wie Pottblog oder Zoom wäre mein Blog noch immer kaum bekannt. Meine "Werbungen" auf Twitter (an gut 1700 Follower) sorgen zwar für Klicks, aber bei weitem nicht für so viele.
Bloggen frisst Zeit. Ja, verdammt noch mal. Und das nicht zu knapp. Man hält, zum Beispiel auf Twitter, vermehrt die Augen auf nach Themen. Man brütet, recherchiert, schreibt vor. Schaut, bespricht. Manche nehmen an Terminen teil. Ich bin froh, keinen Nachrichten-Blog zu haben.
Bloggen ist Zwang. Mein Hauptproblem, schon vor dem Start. Wird der womöglich auch nur subjektiv gefühlte Zwang, Neues zu liefern, die Lust erdrücken? Ein Blog will gefüttert werden, immer wieder. Immer wieder neu. Sonst erlischt das Interesse der Netzbewohner. Will ich nur für mich selbst schreiben und zeichnen? Und warum dann in diesem Internet, von dem jetzt alle reden? Fragen über Fragen.
Noch habe ich für mich nicht entschieden, ob und wie es weitergeht mit Charly & Friends. Aber:
Bloggen kribbelt.