Karikatur: Jan Tomaschoff - proudly presented |
Samstag, 24. August 2013
Freitag, 23. August 2013
Tarifrunde Zeitungen: Früher Kaliber, heute Anzüge
Ich weiß, es klingt wie: Oppa erzählt von besseren Zeiten. Trotzdem. Das muss raus: Ganz früher saßen den Journalisten-Gewerkschaften noch Kaliber gegenüber. Verleger-Haudegen, mit denen man ordentlich streiten - sich aber auch mal auf Vernünftiges einigen konnte. Selbst, wenn es was kostete. Seit einigen Jahren sitzen da auf BDZV-Seite anscheinend nur noch Anzüge.
"Die Zeitungslandschaft braucht einen modernen Tarifvertrag", schwafelte Georg Wallraf, der neue Verhandlungsführer des BDZV, ins tagesschau-Mikrofon. Und so sieht die Vision des Verlegerverbandes aus: Der bisherige Flächentarifvertrag wird aufgelöst, dafür soll die Statistik die Gehälter diktieren - und zwar je nach Kaufkraft in der jeweiligen Region. Also schon in der Nachbarstadt womöglich anders. Was bitte ist daran modern? Wer kommt denn auf solche Ideen? Moderne Tarifpolitik, moderne Personalpolitik sehen anders aus.
Nach den BDZV-Plänen würden die Redakteurinnen und Redakteure an den Tageszeitungen im Ruhrgebiet übrigens auf viele Jahre hinaus leer ausgehen bei Gehaltserhöhungen - tja, WAZ & Co, Pech gehabt, Nullrunden solange die Kaufkraft im Ruhrgebiet im Keller ist.
Überhaupt würde es bundesweit überwiegend Nullrunden geben,
Georg Wallraf Foto:BDZV |
Nach den BDZV-Plänen würden die Redakteurinnen und Redakteure an den Tageszeitungen im Ruhrgebiet übrigens auf viele Jahre hinaus leer ausgehen bei Gehaltserhöhungen - tja, WAZ & Co, Pech gehabt, Nullrunden solange die Kaufkraft im Ruhrgebiet im Keller ist.
Überhaupt würde es bundesweit überwiegend Nullrunden geben,
Dienstag, 20. August 2013
Mein Balkon, jetzt auch ohne Briten
Mein Balkon ist total gemütlich. Er ist überdacht, liegt unter den Wipfeln mehrerer Bäume. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Bunt und grün, solange ich es am Leben erhalte. Hier hockt man gerne auch mal ein paar Stündchen mit Freunden und erklärt sich die Welt. Allerdings wird die Auswahl meiner möglichen Besucher immer kleiner.
Nun ja, es fing mit den Grünen an. Die Volkserzieher haben bei mir ja schon seit Monaten Hausverbot. Wegen der unsinnigen Verschärfung des in der Praxis klug eingespielten Nichtraucherschutz-Gesetzes. Aber die Verbotspartei wollte ja mehr. Da ich Raucher bin, beschloss ich sofort: Diese Spaßbremsen bringst Du nicht in Gefahr - die bleiben draußen.
Tja, dann kam Prism. Und seitdem haben es bei mir auch US-Amerikaner endgültig verschissen - balkonbesuchsmäßig. Eigentlich gab es schon zahllose Gründe für so einen Schritt, man denke nur an die Waffennarretei. Aber unter dem extraweiten Deckmantel, die Sicherheit der eigenen Bevölkerung schützen wollen, auf die Grundrechte aller anderen Menschen dieser Welt zu pfeifen - das ist der Gipfel der selbstbezogenen Arroganz. Außerdem: Worüber sollte ich mich mit Weltabhörern noch unterhalten - was sie nicht schon wissen?
Und jetzt also auch noch die Briten, als EU-Trolle noch irgendwie sympathisch, als US-Schoßhündchen schon weniger. Hausverbot - peng! Wenn mich ein Brite trotzdem besuchen will, kommt erst einmal seine Frau für ein paar Stunden zur strengen Befragung in den Keller. Schlapphut und Trench dafür finde ich bestimmt beim Kostümverleih. Und nach der Prozedur darf er sie abholen - nachdem ich auf seinem Handy und Laptop herumgetrampelt bin. Spaß muss ja sein.
Bevor Sie sich aufregen: Das ist alles völlig in Ordnung, geschieht gemäß der Anhänge 2 und 3 meiner geheimen Besucherabwehr-Vorschriften.
Nun ja, es fing mit den Grünen an. Die Volkserzieher haben bei mir ja schon seit Monaten Hausverbot. Wegen der unsinnigen Verschärfung des in der Praxis klug eingespielten Nichtraucherschutz-Gesetzes. Aber die Verbotspartei wollte ja mehr. Da ich Raucher bin, beschloss ich sofort: Diese Spaßbremsen bringst Du nicht in Gefahr - die bleiben draußen.
Tja, dann kam Prism. Und seitdem haben es bei mir auch US-Amerikaner endgültig verschissen - balkonbesuchsmäßig. Eigentlich gab es schon zahllose Gründe für so einen Schritt, man denke nur an die Waffennarretei. Aber unter dem extraweiten Deckmantel, die Sicherheit der eigenen Bevölkerung schützen wollen, auf die Grundrechte aller anderen Menschen dieser Welt zu pfeifen - das ist der Gipfel der selbstbezogenen Arroganz. Außerdem: Worüber sollte ich mich mit Weltabhörern noch unterhalten - was sie nicht schon wissen?
Und jetzt also auch noch die Briten, als EU-Trolle noch irgendwie sympathisch, als US-Schoßhündchen schon weniger. Hausverbot - peng! Wenn mich ein Brite trotzdem besuchen will, kommt erst einmal seine Frau für ein paar Stunden zur strengen Befragung in den Keller. Schlapphut und Trench dafür finde ich bestimmt beim Kostümverleih. Und nach der Prozedur darf er sie abholen - nachdem ich auf seinem Handy und Laptop herumgetrampelt bin. Spaß muss ja sein.
Bevor Sie sich aufregen: Das ist alles völlig in Ordnung, geschieht gemäß der Anhänge 2 und 3 meiner geheimen Besucherabwehr-Vorschriften.
Freitag, 16. August 2013
Journalisten brauchen eine Marke
Karikatur: Karlheinz Stannies |
Mittwoch, 14. August 2013
Lokaljournalismus: Greifen Sie auch schon zur Feder?
Peter Welchering |
Von PETER WELCHERING
Wenn Journalisten zu Romanschriftstellern werden, ist das zunächst
nicht zu beanstanden. Es liegt sogar nahe, das, was man im
journalistischen Job so erlebt hat, noch einmal schriftstellerisch zu
verarbeiten. Und da sich doch noch einige Kollegen und Kolleginnen
trotz aller widrigen Newsdesk-Umstände gewisse sprachliche
Kompetenzen bewahrt und in wenigen Fällen sogar noch entwickelt
haben, lesen sich die vor Journalistenhand geschriebenen Romane
mitunter ganz gut. Sogar finanzamtstechnisch ist die
Berufsbezeichnung „Journalist und Schriftsteller“ eingeführt.
Wenn selbst das Finanzamt hier einen direkten Bezug herstellt, dann
ist das ja wohl eine direkte Widerspiegelung lebensweltlicher
Verhältnisse. Also, dass Journalisten als Schriftsteller arbeiten
und damit Wirklichkeit auch literarisch verarbeiten, ist anerkannt.
Allerdings greifen gegenwärtig so viele Journalisten zur schriftstellerischen Feder wie noch nie. Nach Feierabend und im Urlaub verfertigen ganze Hundertschaften von Journalisten Manuskripte über Mord & Totschlag, Bestechung & Intrige oder fiese Geschäftemacher & feige Politiker. Mal werden das tatsächlich richtige Romane, immer häufiger Lokalkrimis und mitunter glaubt man sich als Leser fast eher mit einer Enthüllungsgeschichte konfrontiert als mit einem fiktionalen Stück. Wenn der investigative Journalist das schreibt, was er am besten schreiben kann, nämlich Enthüllungsgeschichten, warum schreibt er dann Romane und versetzt nicht selten, wie bei den Krimis um Stuttgart 21, reale politische Vorgänge ins Fiktive?
Die Antwort ist so einfach wie erschreckend:
Wahlkampf: Lalelu gegen Beton
Karikatur: Heiko Sakurai (Ausschnitt) |
Karikatur: Berndt A. Skott |
Isser nicht standhaft, der SPD-Peer?
Montag, 5. August 2013
"Und alle haben was davon": Fit für Journalismus
Beide sind freie Journalisten, bloggen und twittern, sind Autoren und Dozenten. Vor ein paar Tagen haben Bettina Blaß und Timo Stoppacher ein neues Blog gestartet: Fit fürJournalismus. Im Netz. Ich habe sie gebeten, mal kurz aufzuschreiben, worum es ihnen geht - proudly presented:
Uns geht es darum, bereits vorhandenes
Wissen im Netz auf Fit für Journalismus zu bündeln. Schließlich
gibt es so viele spannende Seiten und Blogs für Journalisten, dass
man kaum den Überblick behalten kann. Also sammeln wir, geben im
Blog unsere eigenen Erfahrungen dazu und alle haben was davon.
Da wir selbst seit einigen Jahren freie Journalisten sind, wollen wir Kollegen, die am Anfang stehen, Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit geben. Schließlich ist ein Arbeitsplatz im Journalismus zur Zeit alles andere als sicher. In NRW haben das die Kollegen der Westfälischen Rundschau schon zu spüren bekommen, die Liste der Redaktionsschließungen ist lang, und wir fürchten, dass sie noch länger wird.
Viele der entlassenen Kollegen haben
nur die Option, es als freier Journalist zu versuchen. In unseren
Seminaren stellen wir jedoch fest, dass viele Kollegen noch immer mit
dem Internet fremdeln, zumindest wenn es darum geht, das Netz für
die eigene Vermarktung zu nutzen oder online etwas Eigenständiges
zu produzieren.
Und auch die Nachwuchsjournalisten, die uns in unserer Arbeit als Dozenten an den Hochschulen begegnen, nutzen zwar Facebook und Co., aber können ihre Netzwerke nicht gezielt für ihre journalistischen Ambitionen einsetzen. Deshalb der Untertitel unserer Seite: “Für Einsteiger, Umsteiger und vor allem Aufsteiger!”. Wir wollen natürlich, dass so viele Kollegen wie möglich als Selbstständige erfolgreich werden. Denn das ist gut für die Medienlandschaft in Deutschland.
Bettina Blaß kennt man u.a. von DJV-Seminaren |
Von BETTINA BLAß und TIMO STOPPACHER
Da wir selbst seit einigen Jahren freie Journalisten sind, wollen wir Kollegen, die am Anfang stehen, Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit geben. Schließlich ist ein Arbeitsplatz im Journalismus zur Zeit alles andere als sicher. In NRW haben das die Kollegen der Westfälischen Rundschau schon zu spüren bekommen, die Liste der Redaktionsschließungen ist lang, und wir fürchten, dass sie noch länger wird.
Timo Stoppacher ist im Landesvorstand des DJV NRW |
Und auch die Nachwuchsjournalisten, die uns in unserer Arbeit als Dozenten an den Hochschulen begegnen, nutzen zwar Facebook und Co., aber können ihre Netzwerke nicht gezielt für ihre journalistischen Ambitionen einsetzen. Deshalb der Untertitel unserer Seite: “Für Einsteiger, Umsteiger und vor allem Aufsteiger!”. Wir wollen natürlich, dass so viele Kollegen wie möglich als Selbstständige erfolgreich werden. Denn das ist gut für die Medienlandschaft in Deutschland.
Samstag, 3. August 2013
Schwänzchen in die Höh'
Vor langer Zeit habe ich mal viel gechattet. Und dabei einige wirklich nette Leute kennengelernt. Auch so im echten Leben, sonst wird das nämlich nix. Und da haben wir ordentlich geblödelt und uns kreativ was ausgedacht. Unter anderem haben wir uns (auch selbst) mit Montagen auf die Schüppe genommen, die wir uns zuschickten, nur so für uns, zum Spaß. Diese Montage hier (Insider-Details werden nicht verraten!) ist Jahre alt - passt aber irgendwie zum Wetter.. ;o)
Liebe Flanellmännchen: If you pay peanuts...
Was kann eine Gewerkschaft konkret tun, wenn es in Medienhäusern knallt? Oft leider viel zu wenig. Trotz guter Argumente und massiver Demonstrationen kann man einen Arbeitgeber meist nicht daran hindern, sogar hanebüchenen Blödsinn zu machen, z.B. wie bei der Westfälischen Rundschau (WR) eine ganze Belegschaft zu feuern und das entstandene Zombie-Blatt dann von Fremden füllen zu lassen. Gewerkschaften können leider den Job nicht retten. Aber sich bemühen, den Mitgliedern - vor allem den stets kurzfristig betroffenen freien Journalistinnen und Journalisten - so konkret zu helfen, wie es nur geht. Zum Beispiel mit Rechtsschutz und Klagen, Verhandlungen mit Verlagsmanagern, Seminaren und sogar Darlehen.
Gemeinsame Vergütungsregeln - das sind als "angemessen" geltende Mindesthonorare, die zwischen Verlegern und Gewerkschaften ausgehandelt wurden. Die Gewerkschaften haben dabei ziemlich niedrige Honorare akzeptiert, damit es überhaupt etwas gibt. Das "Gemeinsame" endete, kaum war die Unterschriftstinte trocken, in der Umsetzung: Die meisten Arbeitgeber halten sich einfach nicht daran. So sind sie halt, unsere "Tarifpartner", die Gutsherren.
Was kann eine Gewerkschaft tun? Betroffenen Freien bei der Klage (die sie leider selbst führen müssen, solange es kein Verbandsklagerecht gibt) helfen.
Das Kölner Landgericht hat den Bonner Generalanzeiger (in erster Instanz) jetzt dazu verdonnert, zwei freien Journalisten fünfstellige Summen nachzuzahlen - weil die Zeitung viel zu niedrige Honorare gezahlt hatte. Der DJV NRW, der den klagenden Freien Rechtsschutz gab, freute sich nach über einjährigem Kampf natürlich darüber, siehe hier. Landesvorsitzender Frank Stach urteilte: "Dass uns jetzt das Landgericht Köln Recht gibt und diesem Verlag die Unangemessenheit seiner Honorare bescheinigt, ist für uns ein grandioser Sieg."
Zugegeben, solche Urteile könnten nach hinten losgehen.
Beispiel Gemeinsame Vergütungsregeln
Dieses Foto wurde von @RobertReiz auf Twitter verbreitet |
Was kann eine Gewerkschaft tun? Betroffenen Freien bei der Klage (die sie leider selbst führen müssen, solange es kein Verbandsklagerecht gibt) helfen.
Das Kölner Landgericht hat den Bonner Generalanzeiger (in erster Instanz) jetzt dazu verdonnert, zwei freien Journalisten fünfstellige Summen nachzuzahlen - weil die Zeitung viel zu niedrige Honorare gezahlt hatte. Der DJV NRW, der den klagenden Freien Rechtsschutz gab, freute sich nach über einjährigem Kampf natürlich darüber, siehe hier. Landesvorsitzender Frank Stach urteilte: "Dass uns jetzt das Landgericht Köln Recht gibt und diesem Verlag die Unangemessenheit seiner Honorare bescheinigt, ist für uns ein grandioser Sieg."
Zugegeben, solche Urteile könnten nach hinten losgehen.
Donnerstag, 1. August 2013
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