Donnerstag, 29. Mai 2014

Werbung für einen Schnarch-Verein, der keiner ist

Der Deutsche Journalisten-Verband wird alt. Im Landesverband NRW sind inzwischen drei von vier Mitgliedern über 40. Der DJV braucht also, wie andere Gewerkschaften und Organisationen auch, dringend Nachwuchs. Junge Leute mit frischen Ideen, die ihre Erfahrungen mit dem Praktika-Wahn, den Frist-Jobs und der digitalen Revolution einbringen. Die gemeinsam nach durchsetzbaren und zukunftsträchtigen Lösungen suchen wollen. Die Einzelkämpferei führt, aufs Ganze gesehen, zur Abwärtsspirale.

Also: Her mit den Jungjournalisten!

Das Problem ist nur: Sie kommen nicht. Jedenfalls nicht mehr so automatisch und selbstverständlich wie frühere Journalisten-Generationen, die keine Probleme und Berührungsängste hatten, sich zu organisieren. Junge Medienmacher und Berufseinsteiger heute sind weitaus seltener bereit, sich - über befristete Projekte hinaus - langfristig zu engagieren. Sich auf eine Seite zu schlagen, selbst wenn es die "ihre" sein sollte.

Seit langem beraten wir in der Gewerkschaft, die zudem noch Berufsverband ist, wie man mehr junge Leute anlocken kann. Die Aktivitäten in den Social Media wurden intensiviert. Viele Jüngere diskutieren auf Facebook-Seiten des DJV und seiner Landesverbände mit, beachten die Tweets. Vor allem: Die jungen Leute, die bereits im DJV sind, sind sehr engagiert, siehe hier, drücken dem DJV bereits unübersehbar modernere Stempel auf. Ihr Beispiel ist vielleicht die beste Werbung für junge Journalisten und solche, die es werden wollen, in den DJV zu kommen. Kurz: Da läuft längst was.

Allerdings: Dem DJV wird trotz allem noch viel zu oft das Image eines Schnarch-Vereins angepappt. Völlig zu unrecht, wie ich finde. Andere Vereine, die weit weniger bieten und leisten, verkaufen sich - und gelten leider oft genug auch - als cool und sexy. Sie sind angesagt. Selbst wenn sie nur ein paar Aktionen und große Worte drauf haben, kaum konkrete Hilfe. Beim DJV, der - gerade auch für junge Journalisten - unglaublich viel bietet (Weiterbildung, Rechtsschutz, Beratung, Netzwerk, konkrete Hilfe, Service, Tarife, Diskussionen und mehr), hält sich dagegen noch oft der Ruf, er sei verstaubt, rückständig, unmodern, veraltet. Was also tun?

Wie wirbt man für einen Schnarch-Verein, der in Wirklichkeit keiner ist?

Der DJV Sachsen, der auch ein schönes Das-sind-wir-Video vorzuweisen hat,  ließ sich von der Medien-Fakultät der Hochschule Mittweida helfen. Das Crossmedia-Projekt "Cocktail der Möglichkeiten" lieferte Vorschläge für ein überarbeitetes Logo, einen entrümpelten Web-Auftritt - und dazu einen Radio-Spot: "Du hast Geschmack? Dann komm' in den DJV!" Plus passende Postkarten nach dem Motto "Besser als Sex on the Beach".

Ich würde versuchen, die angeblichen Schwächen als Stärken darzustellen. Stärken, die sie ja auch sind. Zum Beispiel so:

 
Natürlich können wir auch cool... oder sexy... aber erst einmal machen
wir unsere Arbeit. Karikatur: Karlheinz Stannies
 

Haben Sie eine bessere Idee?



Mittwoch, 28. Mai 2014

Die unbeachteten Medien-Imperien

Kai Rüsberg. Er bloggt als
Ruhrnalist.
Kai Rüsberg, freier Hörfunk- und Fernsehjournalist (meist für den WDR) sowie Dozent aus Bochum, hatte die Idee: Er schreibt einen Text, ich mache dazu eine Karikatur - und wir beide stellen beides auf unsere Blogs. Auf Twitter kündigte der @ruhrnalist das Ganze im Stil von heftig.co an, einer erfolgreichen Netzseite, deren Inhalte einige tatsächlich für Nachrichten halten. Die heftig-Macher selbst weisen das übrigens weit von sich: heftig.co sei "kein journalistisches Angebot" und müsse sich selbst auch "nicht denselben Spielregeln unterwerfen". Sprich: Urheberrecht? Nein danke! Aber ich schweife ab. Kai Rüsberg sieht große Unternehmen als neue Konkurrenz für den Journalismus. Ihr Motto: selber machen statt nur bedienen - und dabei nagen sie wie Kannibalen an den ohnehin geschwächten Redaktionen. Hier Kai pur, proudly presented:

Von KAI RÜSBERG
Karikatur: Karlheinz Stannies

Der Niedergang der traditionellen Medien ist heute jedem Journalisten bewusst, und auch der Öffentlichkeit dämmert, dass dort etwas aus den Fugen gerät. Aber: Stimmt es wirklich, dass die Medien auf dem Rückzug sind? Das würde ja auch bedeuten, dass der Bedarf an Medienkonsum beim Publikum sinkt. Vorsicht: So einfach ist das nicht!

In Wahrheit verlagern sich nur die Produzenten. Es entstehen neue Akteure im Medienmarkt. Auch solche, die man gar nicht vermuten würde. Neue Akteure, das sind auf der einen Seite die Macher von Social Media. Dazu gehören die Twitterer und Facebook-Liker, die aber nur auf vorhandene Inhalte anderer verlinken.  Dann gibt es noch die Autoren von Blogs und Podcasts. Sie erstellen tatsächlich neue Inhalte für neue Medien. Damit erreichen sie aber zumeist nur ein beschränktes Publikum und schmoren oftmals nur in ihrer eigenen Szene.

Die neue Medienmacht

Viel bedeutender ist aber ganz neue Medienmacht: Sie wächst weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit heran. Eine - die noch ein gewaltiges Potential hat, weil sie für Branchenverhältnisse nahezu unbeschränkte Investitionsmittel für die Technologie- und
für die Inhalteentwicklung hat: die Wirtschaft.

In den vergangenen Zeiten von Old-Media,

Freitag, 23. Mai 2014

Gib uns MEHR Wutreden, Frank-Walter!


Karikatur: Heiko Sakurai
... fordert der Kölner Karikaturist Heiko Sakurai. Und zeigt gleich ein paar Einsatz-Beispiele. Grandios.

Sonntag, 18. Mai 2014

Zu teuer, zu teuer, zu teuer...



Kosten sparen! Mehr Rendite! Zu teuer, zu teuer, zu teuer! Die Zeitungsverleger richten einen journalistischen Einheitsbrei an, wenn sie Mogelpackungen mit Fremdinhalten schaffen und Tarifflucht begehen. Diese kleine Aktion fand am Rande des Gewerkschaftstages 2014 des DJV NRW in Essen statt.

Zu sehen sind (die Masken von) Manfred Braun, Karl Hans Arnold, Alfred Neven DuMont und Helmut Heinen, die ihren Lesern einfältigen Zeitungsbrei zumuten und/oder ihren Mitarbeitern nicht einmal die Mindeststandards der Branche gönnen.

Hier steht etwas zum Protest gegen den Einheitsbrei. Hier gibt's noch mehr Infos zum Gewerkschaftstag.