Die Streiks gehen weiter. Foto: Karlheinz Stannies |
Klar ist, es geht nicht nur ums Geld. Es geht um viel mehr: um die Zukunft des Berufs, um Chancen für den Nachwuchs. Dies versuchten während der Verhandlungsrunde am Mittwoch einige junge Kolleginnen und Kollegen, den Verleger-Vertretern hautnah deutlich zu machen. Sie sagten ihnen mal, wie es wirklich aussieht in der Branche und den Läden, die sie repräsentieren. Ich dokumentiere hier sehr gerne das beeindruckende "Manifest", das der DJV in einer Tarifinfo verbreitete.
Manifest der Jungen
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Verlegerinnen und Verleger,
vielen Dank, dass wir heute die Gelegenheit haben, persönlich mit Ihnen zu sprechen. Wir sind hier als Delegation von jungen Journalistinnen und Journalisten aus Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Wir sind hier, um Ihnen zu verdeutlichen, warum wir überproportional mehr Gehalt im neuen Gehaltstarifvertrag fordern.
Seit wir die ersten Praktika im Journalismus gemacht haben, wurden wir vor unserem Job gewarnt. „Die Zukunft ist ungewiss“, hieß es immer, oder „Davon kann man als junger Mensch kaum leben.“ Uns wurde schon immer klargemacht, dass es extrem schwer sein wird, im Journalismus einen Job zu finden, der finanzielle Sicherheit und eine Perspektive fürs Leben bietet.
Wir sind trotzdem hier: Wir sind Journalistinnen und Journalisten geworden. Was wir heute machen, ist viel mehr als Zeitung. Wir schreiben Artikel, bauen Online-Grafiken und Multimediareportagen oder machen Live-Blogs. Wir schreiben Sonderbeilagen und Themenserien. Oder wir drehen Videos und machen Podcasts.
Und das sicher nicht, weil wir reich werden wollen. Denn der Weg in den Journalismus war hart. Als freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wir mit Zeilensätzen von 10 Cent angefangen. Neben dem Studium haben wir viele unbezahlte Praktika gemacht und dann im Volontariat trotzdem nochmal zwei Jahre lang im Schnitt von 1500 Euro netto gelebt – und das bei stetig steigenden Lebenshaltungskosten. Trotz dieser langen Ausbildung sind viele Einstiegsstellen befristet.
Wir machen Überstunden, Spät- und Wochenenddienste und schicken Artikel mal eben von unterwegs rein. Wir feilen in unserer Freizeit an Konzeptideen und Kamera-Skills und gehen am Wochenende auf Weiterbildungsseminare. Die Anforderungen steigen, die Gehälter nicht. Wir sind in den Journalismus gegangen, weil wir an ihn glauben und dafür arbeiten wollen, dass er eine Zukunft hat. Man könnte sagen, es ist Leidenschaft.
Nur: Irgendwann reicht auch die größte Leidenschaft nicht mehr aus. Wenn wir keine Jobsicherheit haben, wenn wir keine Freiräume für eigene Ideen bekommen, wenn wir von Sparrunden bedroht sind und vor allem: Wenn unsere Arbeit nicht wertgeschätzt wird, auch in Form von Geld, dann gehen wir.
Bei jeder Umstrukturierung heißt es, dass die Zeitung digitaler werden und junge Menschen für sich gewinnen muss. Gleichzeitig wird der Beruf des Journalisten immer unattraktiver. Doch gerade wir als Digital Natives werden gebraucht.
Viele Leistungen haben Sie uns nach 2014 gekürzt.