Der Stammtisch war schon kurz vor
Schwips. Wir hatten erst angestoßen auf zwei Gedenktage der
Verleger-Schande. Auf vier Jahre Westfälische Rundschau, die ohne
eigene Redaktion zum Zombie wurde: Prost Frau Funke. Auf zehn Jahre
Münstersche Zeitung, wo eine ganze Lokalredaktion hintergangen und
über Nacht ausgetauscht wurde: Prost Lensing. Prost Wolff.
Natürlich gab es genug neue Gründe,
das Glas zu heben. Auch auf Trump, der lieber twittert, weil er sich
mit den Medien „im Krieg“ wähnt. Oder auf Erdogan, der –
obwohl noch gar nicht Sultan – schon jetzt Spitzenreiter im
Journalisten-Einkerkern ist. Wir schafften es nicht, uns die Lage
schön zu saufen.
Aber es wurde alberner. „Kannst Du
Dich noch an den ersten Auftritt des Trump-Sprechers vor der Presse
erinnern?“ fragte Hans. „Ja“, kicherte Petra. „Dieser
Marine-Reservist wollte den Kollegen befehlen, dass das“ – und
sie hielt Daumen und Zeigefinger wirklich nicht weit auseinander –
„bei diesem Präsidenten 20 Zentimeter sind. Punkt.“ Wir
erinnerten uns an Comical Ali und grinsten. „Und die
Trump-Beraterin sprach hinterher nicht von Lügen, sondern von
alternativen Fakten“.
„Bald gibt es mehr Worte für Lügen
als Eskimos Worte für Schnee haben“, stöhnte Max. „Und diese
Populisten sagen immer: Schuld sind die Medien. Alle verlangen, dass
wir genau so sind und exakt so berichten, wie es in ihre alternative
Realität passt.“ Das nagt am Nervenkostüm, das wussten wir alle.
„Der Druck von Zeit und Exklusivität in Digitalien und der
Personalmangel macht etwas mit uns, da passieren Fehler“, gab Björn
zu. Clinton als Präsidentin gemeldet, die NPD als verboten –
Schnellschuss-Fakes.
„Manches ist schon richtiggestellt,
bevor es als falsche Eilmeldung die Handys erreicht“, fasste sich
Andrea an den Kopf. „Nein, Hopplahopp ist kein Journalismus, nicht
mal alternativ. Wir müssen uns Zeit für Recherche nehmen.“ Alle
nickten, als Frank uns neugierig machte: „Ich weiß, womit uns die
Medienmanager demnächst kommen.“ Und? „Wenn sie weiter
Redaktionen verkleinern und immer öfter grundverschiedene Zeitungen
nur von einer Zentrale machen lassen, werden sie behaupten: Das ist
alternative Medien- und Meinungsvielfalt.“ Prost Verleger.