Donnerstag, 23. Juli 2015

Ahmads Garten

Altenessen hat ein paar wirklich schöne Ecken. Aber der Essener Stadtteil bietet auch viele triste, ungepflegte Anblicke. Gegenüber vom Bahnhof bemüht sich Ahmad (55) seit Jahren, das pflastergraue Bild der Krablerstraße angenehmer zu machen: Er pflanzt Blumen rund um die Bäume, pflegt und gießt sie. Ganz ohne Auftrag und vom eigenen kargen Geld. "Mein Garten", sagt er, "und auch ein Garten für die Stadt". Und so grünt und blüht und sprießt es wunderschön, dort wo rund um den Straßenbaum noch kein Gehwegpflaster ist. Eine tolle bürgerschaftliche Aktion, ganz ohne den Wunsch nach Anerkennung oder Publizität. Ohne viel Aufhebens, einfach so. Für sich und alle anderen. Nachahmenswert.

Ahmads Garten: Eine von mehreren Mini-Oasen gegenüber vom
Bahnhof Altenessen. Foto: Karlheinz Stannies


Donnerstag, 16. Juli 2015

Aus zwei mach keins

Nein, in dieser Branche bleibt wohl kein Stein auf dem anderen. Und während sich die verbleibenden Redaktionen abmühen, fällt den Managern stets nur ein: sparen, kürzen, verkleinern - und zusammenlegen. Ein Beispiel.

Alle Proteste waren erfolglos: In Stuttgart sollen die beiden konkurrierenden Lokalzeitungen  - Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, beide aus dem Reich der Südwestdeutschen Medienholding - fusioniern. Und dann getrennt weiter erscheinen, aber aus einer gemeinsamen Redaktion befüllt werden. Verleger Richard Rebmann behauptet: das geht. Nicht nur ich behaupte: das geht nicht. Unterschiedliche Geschmäcker aus einer Küche bedienen - das ging noch nie gut, jedenfalls nicht lange.

Karikatur: Karlheinz Stannies
Wieder geht also ein Stück Presse- und Meinungsvielfalt verloren, beklagt der DJV die nächsten Zombie-Zeitungen, z.B. hier und hier. Wieder sind es rein wirtschaftliche Gründe, die einen solchen Unsinn erzeugen.

Ein publizistischer Sinn kann, trotz aller Management-Sprechblasen, wohl kaum dahinter stecken. Zumal fast drei Dutzend Journalistinnen und Journalisten - also die Macher unterschiedlicher Inhalte und Meinungen - künftig angeblich überflüssig sind und gehen sollen. Möglichst freiwillig - siehe hier. Dafür wird, klopften sich die Chefs auf die Schulter, dann aber die Zahl der Programmierer und Mediengestalter aufgestockt. Das nennt man dann wohl Internet-Initiative.

Josef-Otto Freudenreich schrieb in der Kontext:Wochenzeitung, die gleich eine Aktion "David gegen Goliath" startete, was er vom "Neuen Stuttgarter Weg" (Verleger-Sprech) hält und was der eigentliche Grund für "das ganze Gedöns" ist - hier flockig nachlesbar.


Karikatur: Karlheinz Stannies
Übrigens passt zum Thema eine frühere (wohl leider dauerhaft gültige) Karikatur zur schwindenden Medienvielfalt. Sie entstand, als die NRW-Zeitungen der früheren WAZ- und heutigen Funke-Gruppe unter heftigstem Personalverlust zusammengemischt wurden und die Westfälische Rundschau zum Zombie wurde - eine Zeitung ohne eigene Redaktion.

Dienstag, 14. Juli 2015

Immer wieder Lieblingskarikaturen

Es gibt immer wieder Lieblingskarikaturen. Die saugt man geradezu auf. Da beißt man sich in den Bauch, dass man nicht selbst auf solche Ideen kommt. Ich muss mal ein paar davon vorstellen. Auch um für Karikaturen zu werben. Ihre Schöpfer sind die Künstler unter den Journalisten. Gezeichnete Kommentare erhellen oft mehr als so mancher Leitartikel.

Karikatur: Heiko Sakurai
Karikatur: Berndt A. Skott

In Sachen Griechenland kann man gerade erleben, wie Geldgeber dafür beschimpft werden, dass sie Sicherheiten einfordern. Zumindest so ab der dreihundertsten Milliarde. Karikaturist Heiko Sakurai zeichnete den Kampf der stolzen Griechen gegen die anmaßenden Retter - eine herrliche Idee.

Und dann führten die Griechen vor, wie man Demokratie macht: Bürger befragen, dabei vehement für OXI = nein werben, nur um am Tag danach das Gegenteil zu tun. Da kann einem das OXI schon mal in den eigenen Hut fallen, zeichnete Berndt A. Skott. Klasse! Skott überlegte auch, was den griechischen Regierungschef nach durchgemachten Europa-Nächten nun zu Hause erwartet. Volltreffer!

Karikatur: Berndt A. Skott

Wenn wir gerade bei Lieblingskarikaturen sind: Auf Twitter fand ich kürzlich zwei beeindruckende Zeichnungen. Eine grandiose Karikatur von Klaus Stuttmann, als es um die so genannte Tarifeinheit ging, also darum, dass zur Vereinfachung für die Arbeitgeber und die Großgewerkschaften künftig nur noch die Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern im Betrieb einen Tarif abschließen kann. Ein Gesetz, das höchstwahrscheinlich verfassungswidrig ist. Stuttmann ließ einen heuchlerischen Arbeitgeber erklären:

Karikatur: Klaus Stuttmann

Grandios, nicht wahr? Und geradezu genial fand ich die ebenfalls auf Twitter gefundene Zeichung von Nate Beeler, nachdem ein hohes Gericht in den USA dort die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubte. Da fielen sich die Justice und die Liberty in die Arme - super:

Karikatur: Nate Beeler

Mal ehrlich, da muss man doch Fan werden von gezeichnetem Journalismus. Oder?