Angelika Beuter (47, aus Meschede) bloggt seit ein paar Tagen. Aus Notwehr. Auf "Absprung" berichtet die "Journalistin aus Leidenschaft" von ihren Gefühlen und Erlebnissen, seit die Geschäftsführung der WAZ-Mediengruppe das Aus für alle Redaktionen der Westfälischen Rundschau verkündete. Auch ein Versuch, die Existenzkrise zu verarbeiten. Bewegend, urteilen alle. Lesen Sie mit! Ich habe die Kollegin gebeten, hier einen Beitrag übernehmen zu dürfen. Ich habe mich für "Durcheinander" entschieden:
Es ist, wie es ist. Ich weiß das auch. Ab 1. Februar gibt es meinen Arbeitsplatz nicht mehr. Seit Dienstag ist manches in meinem Leben auf den Kopf gestellt. Es kommt mir so unwirklich vor. Ein bisschen ist es, wie wenn jemand gestorben ist. Man weiß genau, dass er tot ist, aber hin und wieder erwartet man, dass er gleich zur Tür hereinkommt.
Angelika Beuter ist seit 25 Jahren im WAZ-Konzern. Als die WR Meschede geschlossen wurde, landete sie bei der WR Arnsberg. |
Ich rede neuerdings manchmal mit mir selber. Nichts Kluges. Mehr solche Bemerkungen wie “Oh Gott” oder “Das gibt’s doch gar nicht.” Dann staune ich, wenn ich meine eigene Stimme höre. Ob das noch schlimmer wird, wenn ich erst mal ganz zu Hause bin?
An der Tankstelle hoffe ich, dass mich keiner kennt. Ich schaue zu Boden auf dem Weg zur Kasse. Wenn mich jetzt jemand anspricht, breche ich in Tränen aus. Ohne Grund. Einfach so.
Ich lese, was Kollegen zur Schließung der WR-Redaktionen schreiben. Kämpferisch ist manches, wütend vieles. Ich kann das nachvollziehen. Mir fehlt gerade die Kraft, mich daran abzuarbeiten. Ich bin mit Überleben beschäftigt. Jeder muss seinen Weg finden, mit der Situation zurecht zu kommen. Ich nehme mir jeden Tag aufs Neue fest vor, nach vorn zu schauen. Einen Plan habe ich noch nicht. Ich werde erst einmal einen Tag nach dem anderen überstehen.
Meine Strategie hat schon in manch schwieriger Phase meines Lebens funktioniert: Immer nur den nächsten Schritt sehen, nie den ganzen Berg, der vor mir liegt. Mein nächster Schritt ist das Zusammenstellen von Bewerbungsunterlagen.
Nachtrag: Angelika Beuter im Meedia-Interview.