Jost Wolf arbeitet bei der Lippischen Landes-Zeitung |
Als eine Kollegin vor ein paar Jahren die Betriebsratsarbeit hinschmiss, war ihre Begründung: „Ich muss damit jetzt erstmal für eine Weile aufhören. Ich bin es leid, mich für Menschen einzusetzen, die nicht bereit sind, für ihre Rechte einzustehen.“ Ich respektierte ihre Entscheidung und stellte mich selbst zur Wahl. Sonst wäre im Betriebsrat unseres kleinen, mittelständischen Verlags kein Redakteur mehr vertreten gewesen. Wäre doch gelacht... Schließlich sind wir nicht die WAZ.
Inzwischen kann ich den Frust der Kollegin gut verstehen. Mich nimmt die Betriebsratsarbeit psychisch sehr mit. Angetreten war ich, um endlich einmal mitzubekommen, was hinter den Kulissen passiert. Inzwischen will ich es oft gar nicht mehr so genau wissen. Vielleicht ist es für die Psyche gerade deshalb so schwierig, weil wir eben kein großer, anonymer Konzern mit einer Geschäftsführung sind, die nicht jeden Angestellten kennen kann. Bei uns kennt jeder jeden und das Du ist auch zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen verbreitet.
Trotzdem gibt es Aktionen, bei denen ich nur ungläubig den Kopf schütteln kann.