„Guter Journalismus ist überall gleich viel wert“, schimpfte Petra. „Die Verleger senken doch auch nicht die Abo-Gebühren, dort wo die Leute wenig Geld haben.“ Genau, stimmten alle zu. Nur Dietmar hackte weiter auf seinem Schlaufon herum, obwohl wir doch hier ohne Displays auskommen wollten.
„Immerhin hat ja der Gauck den Verlegern mal so richtig die Leviten gelesen, auf deren eigener Jahrestagung“, grinste Bernd. „Aus einem prekären Journalistenhintern kommt kein qualitätsvoller Furz. Hat er gesagt. Sinngemäß.“ Bernd ist ein Meister der knackigen Zusammenfassung.
„Schade, da wäre ich gerne dabei gewesen“, meinte Harry. „Man hätte das Livetickern sollen“, schob Philipp nach. Er schwärmte uns immer davon vor. Das wäre so gut wie dabei sein. Liveticker vom Wahlabend, vom Fußballplatz, bis runter zur Kreisliga, von der entschärften Bombe, vom neuen Apfel-Pad, von der umgefallenen Giraffe im Zoo. „Die Netz-Leser lieben das.“ Deshalb drehen die Internet-Redaktionen wohl auch auf: Ticker-tacka, überall. Eine Redaktion tickerte kürzlich „Wetten dass?“ – damit man die Sendung nicht sehen muss.
„Was
kommt noch im Ticker-Wahn?“, fragte Klaus theatralisch. Wir
schauten auf den stummen Dietmar. Der bearbeitete immer noch nur sein
Handy – am analogen Stammtisch! Wir sprangen hinter ihn. Dietmar
hielt die Hand über das Display. Aber wir hatten bereits gelesen:
Stammtisch-Liveticker. Das Internet hatte die nächste Bastion
eingenommen.