Mein Balkon ist total gemütlich. Er ist überdacht, liegt unter den Wipfeln mehrerer Bäume. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Bunt und grün, solange ich es am Leben erhalte. Hier hockt man gerne auch mal ein paar Stündchen mit Freunden und erklärt sich die Welt. Allerdings wird die Auswahl meiner möglichen Besucher immer kleiner.
Nun ja, es fing mit den Grünen an. Die Volkserzieher haben bei mir ja schon seit Monaten Hausverbot. Wegen der unsinnigen Verschärfung des in der Praxis klug eingespielten Nichtraucherschutz-Gesetzes. Aber die Verbotspartei wollte ja mehr. Da ich Raucher bin, beschloss ich sofort: Diese Spaßbremsen bringst Du nicht in Gefahr - die bleiben draußen.
Tja, dann kam Prism. Und seitdem haben es bei mir auch US-Amerikaner endgültig verschissen - balkonbesuchsmäßig. Eigentlich gab es schon zahllose Gründe für so einen Schritt, man denke nur an die Waffennarretei. Aber unter dem extraweiten Deckmantel, die Sicherheit der eigenen Bevölkerung schützen wollen, auf die Grundrechte aller anderen Menschen dieser Welt zu pfeifen - das ist der Gipfel der selbstbezogenen Arroganz. Außerdem: Worüber sollte ich mich mit Weltabhörern noch unterhalten - was sie nicht schon wissen?
Und jetzt also auch noch die Briten, als EU-Trolle noch irgendwie sympathisch, als US-Schoßhündchen schon weniger. Hausverbot - peng! Wenn mich ein Brite trotzdem besuchen will, kommt erst einmal seine Frau für ein paar Stunden zur strengen Befragung in den Keller. Schlapphut und Trench dafür finde ich bestimmt beim Kostümverleih. Und nach der Prozedur darf er sie abholen - nachdem ich auf seinem Handy und Laptop herumgetrampelt bin. Spaß muss ja sein.
Bevor Sie sich aufregen: Das ist alles völlig in Ordnung, geschieht gemäß der Anhänge 2 und 3 meiner geheimen Besucherabwehr-Vorschriften.