Faktencheck im Medienhaus
Karikatur: Karlheinz Stannies
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„Für die“, giftete Paul. „sind wir nur Flachratten. Die wollen – wie bei Handy oder Netflix – nur pauschal möglichst wenig zahlen, aber wir sollen Flatrate malochen.“ Helga witzelte: „Das Sonderangebot für Medien-Manager – 1a Journalisten, zum Mini-Tarif, und zwar nicht nur im ersten Jahr, aber inklusive Print-Flatrate, Online-Flatrate, Zusatzaufgaben-Flatrate.“ Home-Office, nachts, Wochenende, Feiertage – wir warfen weitere Stichworte ein.
„Da gibt’s doch jetzt dieses EU-Urteil“,
sagte Pia. „Arbeitszeiten müssen erfasst werden.“ Bei uns müssen bisher nur Überstunden dokumentiert werden. „Aber selbst daran“, brummte Karl, „halten sich Gutsherren nicht. Und wir? Lassen es uns gefallen. Wir haben eine Stechuhr-Phobie.“ Lieber kaputtmalochen als mehr Freizeit und Schutz vor Verfügbarkeit rund um die Uhr?
Das mit der Freizeit regelt sich sowieso bald, warf Jan ein. „Dauer-Online und ausgedünnte Redaktionen – das führt automatisch zu mehr Aufteilung in Schichten und kleinen Teams mit neuen Arbeitszeiten.“ Bei der Hamburger Morgenpost zum Beispiel will DuMont die Printler künftig erst nach dem Mittagessen sehen, dafür sollen sie bis in die Puppen bleiben. „Alle mindestens bis 21 Uhr, die Hälfte bis 23 Uhr.“ Wir sahen uns an: Schluss mit Kino, Theater, Abendessen mit der Familie. Unser Stammtisch müsste auf Frühschoppen umschulen.
„Sagt mal“, warf Inge ein, „hättet ihr das Strache-Video eigentlich auch veröffentlicht?“ Viele hatten ja ethische Bedenken, weil die Aufnahmen illegal entstanden waren. Wir grinsten die Kollegin breit an: „Einflussnahme per Zeitungskauf, versteckte Parteispenden, dafür zugeschanzte Aufträge. Natürlich hätten wir das Video auch gezeigt, so eine entlarvende Rechts-Schweinerei mussten alle Menschen wirklich sehen. Einen reinen Text hätten die Lügenpresse-Schreihälse doch nie ernst genommen.“
Wir konnten es nicht ausdiskutieren. Die ersten Onliner und Radioleute mussten schließlich im Morgengrauen wieder zur Arbeit.