MUSEUM OF MODERN MEDIA, immer dieselbe Frage.
Karikatur: Karlheinz Stannies
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Wir waren empört. Dass Verlage ihre
Marken kaputt sparen und auf Traditionen pfeifen – geschenkt.
Ältere erinnerten sich noch an die ruhmreiche stolze Westdeutsche
Allgemeine Zeitung. Die läuft dank Zentralredaktionen längst selbst
in eigenen Texten nur noch als „Zeitung der Funke-Mediengruppe“.
Viele gestandene Titel fristen ihre Identität inzwischen
unter Begriffen wie Redaktionsnetzwerk. Die Neue Westfälische will gerade ihren Mantel wechseln und mit zwei anderen Blättern eine neue Zentralredaktion gründen. Burda will eine komplette Fernseh-Redaktion feuern und die Inhalte beim Konkurrenten Funke kaufen.
unter Begriffen wie Redaktionsnetzwerk. Die Neue Westfälische will gerade ihren Mantel wechseln und mit zwei anderen Blättern eine neue Zentralredaktion gründen. Burda will eine komplette Fernseh-Redaktion feuern und die Inhalte beim Konkurrenten Funke kaufen.
Inge schüttelte den Kopf: „Anfangs
gab's noch Aufstände, denkt mal an Dortmund oder Münster.
Inzwischen nehmen die Menschen leider Zombie-Zeitungen und
Mogelpackungen hin. Aber für Bier? Ich denke, dafür gehen die noch
massenhaft auf die Straße.“ Gerd stimmte zu: „Zombie-Kneipen
sind 'ne blöde Idee! Wer fragt uns? Es heißt doch: Gebt den
Konsumenten, was sie wollen.“
User first – bei den Medien ist das
längst Pflicht. „Es gab Zeiten“, erinnerte sich Malte, „da
haben Redaktionen bewusst genau das ausgewählt, von dem sie
überzeugt waren, ihre Leser müssten das unbedingt wissen.
Lebenshilfe, Information und Aufklärung.“ Wir wussten, dieser
Anspruch schwindet. Heute sind oft Klicks die Chefredakteure. „Das
Internet bietet ja jedem die Möglichkeit, nur noch die Nachrichten
zu lesen, die ins eigene Weltbild passen“, dozierte Uwe. „Und
genau darauf muss man reagieren, wenn man überleben will“.
Es gibt Redaktionen, erzählte er, die
überprüfen mit viel digitalem Aufwand ständig, welche Themen wie
oft angeklickt und wie lange gelesen wurden. Die Hitliste bestimmt
dann das redaktionelle Angebot. Petra schnaubte: „Auch wenn es
lauter Unsinn ist, was da gewünscht wird? Und Wichtiges gar keine
Rolle mehr spielt? Was, wenn das Publikum Migranten-Beschimpfung
will?“
Wir lehnten uns entspannt zurück. Ganz
ohne Redaktionen und Journalisten, die aufpassen, wird es wohl auch
künftig nicht gehen. Darauf bestellten wir beim Wirt unserer Wahl
die nächste Runde. Frisch gezapft.