Dienstag, 14. Mai 2019

Facebook? Twitter? Journalisten-Plattform!

Professor Doktor (soviel Zeit muss sein) Frank Überall ist Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV, 35.000 Mitglieder). Der promovierte Sozialwissenschaftler ist zudem Professor an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (Köln, Berlin, Frankfurt/Main). Frank möchte, erstmal exklusiv bei Charly & Friends, eine Idee vorstellen, die ihm schon einige Zeit durch den Kopf geht: eine "Journalisten-Plattform" oder ein "DJV-Netz", auf dem - wie bei Facebook oder Twitter - munter diskutiert und veröffentlicht werden kann und auf das (nicht nur!) Öffentlich-Rechtliche aufspringen. Franks Gastbeitrag, proudly presented:

Regt eine Journalisten-Plattform an: DJV-Vorsitzender Frank Überall
Foto: Werner Siess HMKW
Von FRANK ÜBERALL

Diskutieren Sie mit uns weiter bei facebook“, heißt es nach der einen Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, und bei der anderen wird dazu aufgefordert: „Folgen Sie uns bei twitter!“ Jan Böhmermann erschafft sogar jede Woche in seinem „Neo Magazin Royale“ einen kurzweiligen „Hashtag der Woche“, auf dass doch bitteschön alle folgsam sein mögen. Ein prima Modell – zumindest für die US-amerikanischen Unternehmen, die auf diese Weise kostenlose Reklame bekommen.

Und nicht nur das: Ihnen werden die Nutzerinnen und Nutzer zugetrieben, die – wenn es ganz schlimm kommt – zum Ursprungsprodukt „Öffentlich-Rechtliches Fernsehen“ gar nicht mehr zurückkommen.

Eigentlich müsste man jetzt eine eigene Plattform gründen. „DJV-Netz“ oder „Journalisten-Plattform“ zum Beispiel. Als genossenschaftliches Modell von Journalistinnen und Journalisten, mit Bezahlmodell für exklusive Stories.

Und wenn damit genug Nutzer registriert sind,
würde es in die Verhandlungen mit ARD, ZDF und Deutschlandfunk gehen: Stichwort Gleichbehandlung. Es wäre doch schön, wenn „Tagesschau“, DLF-Nachrichten und Böhmermann dann auf unsere Plattform hinweisen würden bzw. müssten. Denn notfalls müsste man die mediale Reklame-Chancengleichheit eben einklagen.

Dass eine solche Konkurrenz-Beschwerde nicht vollends irrwitzig ist, sieht man an den früheren Auseinandersetzungen mit Hilfsorganisationen. Bei Katastrophenberichten wird gerne darauf hingewiesen, an wen man spenden kann, um die Not der Opfer zu lindern. Weil es immer unfair ist, eine einzelne Organisation zu empfehlen, haben sich diese zu Bündnissen zusammengetan.

Von mir aus können „DJV-Netz“, „Journalisten-Plattform“ oder wie auch immer ein solches Angebot heißen könnte, dann auch mit anderen Partnern ein Bündnis eingehen: Hauptsache, wir bekommen auch kostenlose Werbung bei den Rundfunkanstalten.