In Sonntagsreden der Medien-Oberen
werden Journalisten wertgeschätzt.
Tatsächlich sind sie für die Manager
einfach nur Kostenstellen.
Karikatur: Karlheinz Stannies
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Die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe - zynisch.
Die Manager - ohne Kreativität.
Für die Fehler der Chefetagen muss die Belegschaft den Kopf hinhalten - wieder einmal.
Die Betriebsräte von Funke in NRW sind entsetzt und tief enttäuscht. Wieder einmal knallen ihnen die Oberen der Mediengruppe ein Kahlschlag-Konzept um die Ohren, wieder einmal (wie 2009) müssen allein in NRW gleich rund 300 Stellen unter die WAZ- bzw. Funke-Axt. Bei Medienmoral NRW wurde die Stellungnahme der Betriebsräte veröffentlicht. Hier ist sie im Wortlaut:
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
die Verlagsgeschäftsführung hat heute darüber informiert, dass sie aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation massive personelle Einschnitte vornehmen wird. Knapp 300 Stellen werden allein in NRW gestrichen. Dazu gehören nach unseren Informationen allein 120 Kolleginnen und Kollegen aus dem Anzeigenbereich, 40 Drucker (der Druckstandort Essen wird geschlossen), die Hälfte der bislang 46 Volos, zehn Mediengestalter, zwei Onliner sowie knapp 40 Redakteure. 14 davon sollen es bei der WAZ sein, 14,5 bei der WP sowie eine bislang noch nicht konkret benannte Zahl bei der NRZ. Auch bei den Sekretariaten aller NRW-Titel soll gespart werden. Noch ist unklar, wie viele Kolleginnen es treffen wird.
Dies stellt einmal mehr einen tiefen Einschnitt in unsere Belegschaften dar. Erinnerungen an 2008/2009 kommen hoch, als im Redaktionsbereich aller Titel 300 Stellen gestrichen wurden. Eine weitere Hiobsbotschaft erreichte die Kollegen der WP-Redaktion Warstein, die zum 28. Februar geschlossen wird. Geschlossen werden auch 21 der 26 Geschäftsstellen in NRW, was aus unserer Sicht einen riesigen Imageschaden in der Leserschaft anrichten und zudem in den Redaktionen zu erheblicher Mehrarbeit führen wird. Diese Entscheidung wurde in unserem Hause schon einmal gefällt – und der Verlag hat sie im Nachhinein bitter bereut und zurückgenommen.
Auf all diese Spar-, Schließungs- und Stellenstreichungs-Pläne haben wir als Betriebsräte mit Empörung und Unverständnis reagiert!
Wieder einmal muss die Belegschaft den Kopf für Managementfehler, die in den vergangenen Jahren gemacht wurden, hinhalten. Seit Jahren heißt die einzige Lösung des Verlags: Stellenabbau. Wir kritisieren, dass der Arbeitgeber jene Kreativität, die er uns tagtäglich abfordert (und auch bekommt), in seinen Unternehmens-Entscheidungen vermissen lässt. Auch deshalb verspüren Großteile der Belegschaft nun starke Vorbehalte gegenüber der neuen Strategie, ab sofort im Rahmen von „User First“ den Fokus völlig aufs Digitale zu richten. Ein positiver Effekt dieses neuen Konzeptes sollte es sein, die Redaktionen in ihrer Alltagsarbeit zu entlasten. Wir befürchten, dass dies mit den heute verkündeten Stellenstreichungen so gut wie unmöglich ist.
Für die Redaktionen
kommen diese Stellenstreichungen zur Unzeit. Wir fragen uns: Warum haben wir Betriebsräte sowie zahlreiche Kollegen seit Oktober mit Hochdruck an Konzepten für „User First“ gearbeitet? Warum haben wir pragmatisch eine Betriebsvereinbarung erarbeitet und einer Testphase zugestimmt? Es braucht engagierte und motivierte Kollegen, um das in der Pilotphase steckende Projekt auch in der Fläche über alle Titel ans Laufen zu bekommen. Wir befürchten, dass durch das Sparkonzept die Motivation und das Engagement vieler Kollegen nun schweren Schaden nehmen, wenn sie gleichzeitig um ihre berufliche Zukunft fürchten müssen.
kommen diese Stellenstreichungen zur Unzeit. Wir fragen uns: Warum haben wir Betriebsräte sowie zahlreiche Kollegen seit Oktober mit Hochdruck an Konzepten für „User First“ gearbeitet? Warum haben wir pragmatisch eine Betriebsvereinbarung erarbeitet und einer Testphase zugestimmt? Es braucht engagierte und motivierte Kollegen, um das in der Pilotphase steckende Projekt auch in der Fläche über alle Titel ans Laufen zu bekommen. Wir befürchten, dass durch das Sparkonzept die Motivation und das Engagement vieler Kollegen nun schweren Schaden nehmen, wenn sie gleichzeitig um ihre berufliche Zukunft fürchten müssen.
Wir sind enttäuscht und irritiert darüber, wie mit den Mitarbeitern dieses Hauses umgegangen wird. Noch vor zwei Wochen betonte die Aufsichtsratsvorsitzende Julia Becker bei der Begrüßung der Kollegen in der neuen Essener Zentrale, wie wichtig engagierte Mitarbeiter seien – wohl wissend, dass in absehbarer Zeit ein Teil dieser Kollegen ihre Stellen verlieren werden. Das halten wir für zynisch und hat mit Wertschätzung verdienter Mitarbeiter, die teils seit Jahrzehnten für das Unternehmen arbeiten, nichts zu tun.
Seid Euch sicher, dass wir Betriebsräte in allen Bereichen zusammenstehen, an einem Strang ziehen und uns nicht auseinander dividieren lassen. Ihr wisst, dass Ihr mit Euren Befürchtungen, Anregungen oder Rückfragen jederzeit auf uns zukommen könnt.
Herzliche Grüße
Eure Betriebsräte
Barbara Merten-Kemper, Thomas Richter (WAZ)
Denise Ludwig, Jan Jessen (NRZ)
Rudi Pistilli, Rolf Hansmann (WP)
Melanie Meyer, Andreas Ernst (Funke Sport)
Katrin Figge, Marc Wolko (Funke Online)
Aylin Gimmerthal, Gerd Heidecke (Funke Medien NRW)