Siri & Co, versehentlich noch im Übersetzungsmodus
Karikatur: Karlheinz Stannies
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Siri hatte den kleinen Zicken-Streit
gar nicht mitgekriegt. Sie quatschte wieder mal mit dem
Google-Kollegen. Auf ihren Horchposten bekamen Sprach-Gesteuerte halt
viel mit. „Journalisten sollten den Leser ernst nehmen. Hat er
gesagt“, sprudelte es aus Siri hervor. „Wen denn sonst? Ihre
Verleger etwa?“, alberte der Okay-Assistent. „Von wem stammt denn
die Plattitüde?“ Er guggelte mal eben: „Vom neuen Digital-Chef
der Berliner Funke-Zentralredaktion.“ Ist das der, der die Berliner
Morgenpost leitete? Ja. Der da knapp die Hälfte der Verkaufsauflage
verlor? Ja. Okay, so etwas muss man ernst nehmen.
„Alexa“, gab jemand aus Bonn das
Stichwort, „spiel' mir das Lied vom Tod“. Alexa morriconte sofort
los, tüdel-lüdel-lüüü, und Cortana flüsterte den anderen zu:
„Da fürchtet wohl einer um Jobs beim General-Anzeiger. Die
Rheinische Post schluckt das Blatt jetzt“. Siri sinnierte: „Der
Auftrag hätte genauso aus Aachen kommen können. Da werden nun auch
noch die Stadtredaktionen der beiden Zeitungen zusammengelegt.“
Googles Helferlein nickte: „Aachen ist zur Zeit Spitzenreiter bei
der Suche nach dem Begriff Mogelpackung.“
„Upps“, zuckte Alexa zusammen: „Ich
habe gerade viele Aufträge gekriegt, die privaten Kühlschränke
aufzufüllen. Gehen die Streiks bei den Zeitungen etwa weiter?“ Die
Verleger hatten sich ja monatelang geweigert, nach endlosen
Dürre-Jahren endlich mal eine angemessene Gehalts- und
Honorarerhöhung zu bezahlen. Wertschätzung sieht völlig anders
aus. „Experten wie Horst Röper sehen schwarz“, sagte Alexa.
Verleger seien keine Verleger mehr, sondern nur noch Kaufleute.
„Siri“, fragte Cortana, „haben wir einen Durchbruch bei der
Entwicklung Künstlicher Dummheit verpasst?“