Freitag, 25. Juli 2014

Kein Sanierungsfall

Deal geplatzt. Das Bundeskartellamt hat den geplanten Verkauf von sieben angeblich Verluste einfahrenden WAZ- und WR-Lokalausgaben der Funke-Mediengruppe im Großraum Dortmund - samt Titel-Rechten - an den Konkurrenten Ruhr Nachrichten nicht genehmigen wollen. Bevor es zum Verbot kam, hat das Medienhaus Lensing-Wolff den entsprechenden Genehmigungsantrag zurückgezogen. Kress berichtet hier, newsroom hier.

Karikatur: Karlheinz Stannies
Einige Kollegen, so hörte und las ich, glauben, dass damit die gesamte Absprache zwischen Funke und Lensing geplatzt sei: Gibt's ab Montag dann keine WR mehr? Ich denke: Abgelehnt ist lediglich der Verkauf, nicht die das Weitererscheinen sichernde Fremdfüllung der Lokalteile. Die Zombie-Zeitung Westfälische Rundschau erscheint wohl auch im Großraum Dortmund weiter mit blauen Einheitsberichten.

Mega-peinlich ist die Sache für Funke trotzdem: Die Essener Funke-Mutti muss nicht nur ihre als hässlich und teuer verstoßenen Sorgen-Kinder im wachsenden Grüppchen behalten. Das elegante Abschieben ist gescheitert. Die Behörde hat zudem noch deutlich erklärt, dass der Verkauf an die Ruhr Nachrichten gar kein echter Notfall ist. Das wäre aber die Voraussetzung für eine Sanierungsfusion, wie sie beantragt war, gewesen. Es sei aber keine Insolvenznähe der Lokalausgaben feststellbar, sagte das Kartellamt. Zumal die Funke-Gruppe insgesamt profitabel sei. Sprich: Das lokale Plattmachen hatte andere Gründe. Autsch, das tut weh.

***
Frank Stach, Vorsitzender des DJV NRW, reagierte "erleichtert" auf die Nachricht. Bei Newsroom sagt er, das Modell der Zombie-Zeitungen, der Zeitungen ohne eigene Lokalredaktion, diene nur dazu, Verbreitungsgebiete zu bereinigen. Deshalb sei es unglaublich wichtig, dass das Bundeskartellamt dieser Taktik jetzt eine klare Absage erteilt habe. Bei Newsroom wird auch Horst Röper erwähnt: "Der Zeitungsforscher vom Dortmunder Formatt-Institut hatte im Auftrag des DJV NRW ein Gutachten zu dieser „Sanierungsfusion“ getitelten Veräußerung erstellt. Röpers Ergebnis - die „Ruhr Nachrichten“ haben im Dortmunder Raum bereits eine überragende Marktstellung und die Behauptung der Funke-Mediengruppe, die Dortmunder Ausgaben nicht verlustfrei verlegen zu können, erscheine nicht glaubwürdig."