Frank Stach, der neue Vorsitzende des DJV-Landesverbands NRW, erkennt die Methode: „Wieder wird mit fortlaufenden hohen Verlusten argumentiert, wieder ist für Außenstehende nicht erkennbar, wie der Konzern rechnet.“ Schlägt die WAZ-Axt, die inzwischen eigentlich die Funke-Axt ist, nun auch im Lokalfunk zu?
Radio Herne ist in Gefahr: Die Betriebsgesellschaft von Radio Herne droht damit, den Vertrag mit der Veranstaltergemeinschaft zu kündigen. Radio Herne ist einer von zehn Sendern aus dem Ruhrgebiet und dem Sauerland, die in der Funke-Konzerntochter Westfunk GmbH zusammengeschlossen sind.
Der DJV NRW warnt die Mediengruppe in dieser Pressemitteilung davor, sich aus der Verantwortung für Radio Herne zu ziehen: Es bleibe "rätselhaft, warum ausgerechnet dieser eine Lokalradiosender im Westfunk-Verbund derart defizitär arbeiten sollte". Die Argumentation erinnere an die Westfälische Rundschau (WR): "Auch hier hatte das Medienhaus nicht nachvollziehbare Verluste geltend gemacht." Mit der Schließung aller WR-Lokalredaktionen sei dann die erste Zombiezeitung entstanden – eine Zeitung ohne Redaktion.
Frank Stach fordert: „Das Print-Sparmodell darf nicht auf den Lokalfunk übergreifen.“ Er meint: "Wenn sich die Funke-Gruppe nicht besinnt, wäre es Zeit für neue Player auf dem Markt. Und zwar für solche, die Presse- und Meinungsvielfalt ernst nehmen und Lokalfunk ernsthaft betreiben wollen.“
Die Funke-Mediengruppe bestätigte inzwischen die geplante Vertragskündigung, und zwar zum Jahresende 2013: "Die Funke Mediengruppe wird vor dem Hintergrund anderer Stellenkürzungen in der Gruppe den defizitären Lokalfunksender nicht weiter betreiben! Dies ist nicht zu rechtfertigen“, erklärte Sprecher Gunther Fessen. Er betonte, dass der Sender "seit Gründung im Jahre 1990 bis zum heutigen Tag nur negative Ergebnisse erwirtschaftet hat. Gründe hierfür liegen vor allem in der geringen technischen Reichweite des Senders im regional sehr begrenzten Sendegebiet, das von seiner Wirtschaftskraft nicht in der Lage ist, einen Lokalsender zu tragen. Eine wirtschaftlich tragfähige Lösung wäre sicher, die Sender Herne und Bochum zusammen zu legen. Dies entspricht zum Beispiel auch der Struktur der dortigen IHK. Hier ist auch die LfM gefordert, eine Lösung zu finden. Gutes Beispiel hierfür ist das Sendegebiet Mülheim/Oberhausen."
Solidarische Quersubventionierung im Lokalfunk - das war einmal. Die Mediengruppe rät der Veranstaltergemeinschaft von Radio Herne eiskalt, sich eine neue Betriebsgesellschaft zu suchen - oder "im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten des Landesmediengesetzes, das derzeit novelliert wird, ein tragfähiges Konzept zusammen mit der Betriebsgesellschaft zu entwickeln."
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Auch "radioszene.de" berichtet: Bald weißer Fleck im NRW-Lokalradioverbund?