Man wartete ab, bis der Champagner serviert war. In der blickgeschützten Nische, in diesem Nobellokal. Als der Kellner gegangen war, beugten sich die Verleger vor. "Diesmal fordern sie 6 Prozent mehr Gehalt und Honorar, die Journalisten. Unglaublich frech! Die wollen uns an den Bettelstab bringen."
"Aber was machen wir dagegen? Bei der letzten Tarifrunde, das war ja ein Flop für uns!" Mit dem Slogan "Journalismus ist mehr wert" vom DJV hatten die Gewerkschaften sie damals überrumpelt. Der Spruch kam bei den Redakteuren und bei den Lesern gut an. Plötzlich hielten alle irgendwie zusammen. Der Billig-Tarif für künftige Journalisten-Generationen war nicht durchzusetzen.
Die teuren Anzüge rückten noch enger zusammen. Ihr Sprecher wisperte: "Jetzt machen wir das mit dem Keil." Die Verleger stießen verschwörerisch darauf an, orderten "Kuchen!" zum Nachtisch.
"Wir haben die Keil-dazwischen-Taktik mehrfach getestet", erzählte einer von der großen Mediengruppe. "Wir haben unseren Leuten zum Beispiel gesagt, wenn wir die Freien anständig bezahlen, haben wir kein Geld mehr für die Angestellten. Die liefen daraufhin Amok und machten sogar ihrer Gewerkschaft Probleme." Alle kicherten.
"Gutes Beispiel, so muss das laufen", da waren sich alle einig. Reihum berichteten sie von anderen gelungenen Keil-Versuchen - zwischen Online und Print, alt und jung, lokal und zentral, Redaktion und Verlagsbereich. Die Leute waren ja so leicht zu manipulieren. So leicht gegeneinander aufzubringen.
"Also gut, beschlossen: Wo immer sich in den nächsten Monaten Solidarität zeigt - wir hauen einen Keil dazwischen! Damit sie sich gegenseitig bekriegen - und nicht uns." Man hakte noch eben den letzten Punkt der Tagesordnung ab: Welchen Star laden wir zur nächsten Verleger-Sause ein? "Na, wen wohl", prustete einer: "Die kleine Keili Minougue." Ja, auch Verleger können witzig sein.