Freitag, 6. April 2018

In einer gerechten Welt ... wären Streiks unnötig

Tarifrunden: Same procedure...
Kariktur: Karlheinz Stannies
Es ist eine Schande! Am Montag (9. April) müssen Journalistinnen und Journalisten von Zeitungen schon wieder streiken. Mehr als ein Dutzend Redaktionen, auch im Ruhrgebiet, sind in NRW dazu aufgerufen, nicht zur Arbeit zu gehen. „Die Arbeitgeber sind bislang ein verhandlungsfähiges Angebot schuldig geblieben. Stattdessen wollen sie mit uns über Steuersparmodelle durch Gehaltsumwandlungen reden", schreibt der Landesverband NRW des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), siehe hier, nur um deutlich abzuwinken: "Wir wollen erst mal mehr Geld auf dem Konto sehen!“

In einer gerechteren Welt wären solche Streiks nicht notwenig. Und auch nicht die berechtigten Klagen der gebeutelten Freien. Verleger würden ihre Inhalte-Lieferanten wertschätzen - und nicht ausbeuten. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. „In den letzten Jahren sind die Gehaltssteigerungen hinter der Inflationsrate und der allgemeinen Einkommensentwicklung zurück geblieben – so gewinnt man keine klugen Köpfe für den Beruf, und so motiviert man auch nicht seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Frank Stach, der Vorsitzende des DJV NRW.

In einer gerechteren Welt...
Karikatur: Karlheinz Stannies
Nicht nur Stach sorgt sich inzwischen um die Anziehungskraft (und damit die Zukunftsfähigkeit) der Branche. Im Editorial des Medienmagazins JOURNAL schreibt er: "Die Medienbranche tut eher alles, um den Nachwuchs abzuschrecken." Verlagsmanager würden zwar Studium und Volontariat und langjährige Mitarbeit verlangen, junge Kolleginnen und Kollegen dann aber vorzugsweise mit Billiglohn in tariflose Tochtergesellschaften abschieben. Auch das dauernde Honorardumping bei den Freien trage dazu bei, dass sich eine ganze Branche ins Abseits manövriert.

Übrigens: Gerade ist das Medienhaus Bauer vom OLG Hamm dazu verdonnert worden, einem Freien für die Jahre 2009 bis 2012 insgesamt 66.000 Euro Honorar nachzuzahlen, siehe hier. Weil Bauer sich nicht an die zwischen Zeitungsverlegern und Gewerkschaften vereinbarten Vergütungsregeln gehalten hat. Gerechtigkeit dauert manchmal. Aber wenn Betroffene mitziehen, hilft der DJV zuverlässig.

Zurück zur Tarifrunde für die 13.000 Redakteurinnen und Redakteure sowie die festen Freien an Tageszeitungen: Der DJV fordert 4,5 Prozent mehr Einkommen sowie mindestens 200 Euro mehr für junge Journalist(inn)en bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 12 Monaten. Und was haben die Verleger bisher angeboten? Insgesamt 2,6 Prozent mehr verteilt auf 30 Monate (entspricht gut 1 Prozent pro Jahr). Und eine drollige Entgeltumwandlung zur Steuerersparnis (wie seit 2002 möglich für eine zusätzliche Altersversorgung). Nach ihrer Vorstellung soll der DJV einer Öffnungsklausel zustimmen, damit ein Redakteur oder eine Redakteurin per Gehaltsumwandlung in einen Leasingvertrag für ein Fahrrad (!) einsteigen kann.

Wie die Verleger gerade auf ein Fahrrad kommen? Keine Ahnung. Okay, "Radfahrer" gibt's in unserer Branche sicher auch ein paar. Sonst würden ja noch mehr streiken...