Wir
schielten hoch zum Kneipen-Fernseher. Da lief gerade das Casting für
Deutschland sucht den Super-Verleger. Irgendwelche Kölner stellten
ihren Plan vor, aus Freien Profis kaum honorierte Amateure zu machen.
Und Bohlen polterte: „Für mich seid ihr im Finale – im finalen
Endstadium. Wir sind Talentsucher und keine Müllsortierer.“
Hey,
Wirt, schalt um. Der drückte uns lieber gleich die Fernbedienung in die
Hand.
Zapp.
Richter Kartell schaute skeptisch zur Anklagebank: „Was denn, schon
wieder Notwehr? Wieder Sanierungsfusion?“ Der Wiederholungstäter
tat zerknirscht: „Doch nur wegen der … ähm … medialen
Vielfalt“.
Zapp.
Fernsehköche kippten in alle Töpfe und Pfannen dasselbe. „Ab
heute gibt’s“, sagten sie mit Sparsabber in den Mundwinkeln, „nur
Einheitsbrei“.
Zapp.
Jetzt flimmerte eine dieser endlosen Soaps über den Schirm: Print vs
Online. In der Folge „Wer im Glashaus sitzt“ zerfleischte sich
eine Nachrichtenmagazin-Redaktion. Wandelnde Greise, gestützt auf
Radiergummi-Bleistifte, gegen von Akkus getriebene junge Hoodies mit
nachtaktiven glühenden Augen.
Horror.
Zapp.
Der Propheten-Kanal sang das Mantra von der siegreichen Digitalen
Revolution.
Zapp.
Der Prediger-Sender betete ultimative Lösungen für den Journalismus
runter: mobile, urban, Daten, Roboter, Drohnen, Crowdfunding, interaktiv,
investigativ, native...
Dativ. Akkusativ. Aus.
„Inzwischen gibt’s Comics-Journalismus. Was sollen wir noch alles
testen, um den Journalismus zu retten?“ rang Peter nach Fassung.
„Und alles unter Druck. Dabei hat der olle Henry Ford schon
gewusst: Der größte Feind der Qualität ist die Eile“, rief er.
„Aber alle wollen Echtzeit, Echtzeit, Echtzeit.“
Die Tür ging
auf, und Peters Frau stand neben ihm. „Stimmt“, sagte sie. Wir
horchten auf. Peters Frau stand nicht im Verdacht, ihm immer Recht zu
geben. Sie schnappte sich den Gatten: „Ab nach Hause. Es ist echt
Zeit.“