Wir waren mitten im Spiel. Plötzlich
fragte Frank quer über den Stammtisch: „Habt ihr das auch gelesen?
In England zahlt Lidl jetzt den Mitarbeitern freiwillig höhere
Löhne, nur um dem Konkurrenten Aldi eins auszuwischen.“ Ein
interessanter Ansatz, fanden wir: In die Belegschaft investieren.
Mehr Geld motiviert, lockt die besseren Leute an. „Das könnten
unsere Medienhäuser auch mal probieren“, fand Helene.
Wir waren leicht abzulenken, der Faden
wurde sofort weitergesponnen: Transfermarkt für Journalisten –
hohe Ablösesummen für echte Lokal-Experten und Edelfedern –
Bleibe-Prämien für zigmediale Wollmilchsäue – fette
Honorar-Handgelder für alle Freie – Wechselfenster in der
Saure-Gurken-Zeit...
Helene blieb cool: „Hört auf. Die
Verleger haben doch ihre soziale Verantwortung verlegt. Und ihre
Manager kommen fast nur noch aus dem Rotstift-Milieu.“
„Apropos“, holte uns Manfred wieder
zum Lieblingsspiel des Stammtischs zurück: Medienhaus-Scharade. Ein
Ratespiel mit bitterem Hintergrund, bei dem uns leider seit langem
die Beispiele für Arbeitgeber-Zumutungen nicht ausgingen. Manfred
ließ eine imaginäre Spendenbüchse herumgehen. „Gebt, gebt“,
schüttelte er die Hand. „Mein Medienhaus ist so bitter bitter arm,
wegen der vielen Sozialpläne.“ Wir grinsten: Funke.
Benedikt reichte einen Kuli und einen
Zettel herum: „Unterschreibt! Für die Auflage! Abonniert endlich
Eure einen Blätter. Das wird doch vom inzwischen tariflosen Gehalt noch drin
sein...“ Wir prusteten: Aschendorff.
Dann war Kurt an der Reihe. Er
pantomimte einen rennenden Mann, die Hand vor den Augen: „Ich
mach's, weil's alle machen.“ Wir lächelten wissend: Bauer, auf
Tarifflucht.
Als Alfred dran war, sammelte er unsere Bierdeckel ein und legte sie auf einen Haufen – natürlich nicht ohne ein paar davon
auszusortieren. Wir rätselten: Okay, Redaktionsfusionen, Zentralredaktion. Aber wer?
Schon wieder Funke? Alfred hob die Handkante zum Gruß, an die
falsche Schläfe: „Tätääää“. Wir lachten laut: DuMont. Und
dann wurde geschunkelt. Genug für heute.