Die Rettung naht Karikatur: Karlheinz Stannies |
Seit kurzem gab es wieder diese Livestreams, bei denen man kleine eklige Aufgaben erfüllen musste. Ich bin mal eben die Zukunft des Journalismus und so. Gerade lief der Kampf der Krautreporter gegen die Prinzessinnenreporter. Die Mädels machten sich über die Krauter nur lustig: „Wir planen ein Abo nur für Kommentare – da muss man die Artikel nicht lesen. Hach, wir sind schon ganz aus dem Schlösschen.“
Mir kam das ganze Netz-Camp vor wie eine riesige Dschungel-Spielwiese, auf der alle mal was ausprobieren. Schwester Inge nahm mich zur Seite, flüsterte: „Die meisten ahnen gar nicht, dass dies hier eigentlich ein Medien-Hospital ist. Wir gaukeln allen den Live-Auftritt nur vor. Aber pssst.“
Gellende Schreie zerrissen die Stille: „Hilfe, die Handys sind weg!“ Das waren die MoJos, mobile Journalisten, bei der Entwöhnung. Nebenan stöberten Journalismus-Retter unbeirrt durch gewaltige Big-Data-Haufen. Irgendeiner rief immer mal: „Hey, Crowd, ich habe eine Idee. Fundiere mich.“ Jedes Mal, wenn eine dieser scheuen Stiftungen auftauchte, sprangen alle hinterher: „Wir überleben, wenn wir steuerlich absetzbar sind.“ Enthemmt grinsende Medienmanager hüpften um uns herum. „Vorsicht“, warnte Schwester Inge, „die wollen unbedingt betriebsbedingt sündigen.“
Plötzlich standen Karsten und Franzi vor mir: „Wir müssen an die Zukunft denken, deshalb haben wir jetzt das Besser Online Reporter Kollektiv gegründet. Kurz: BORK.“ Und ihr Schlachtruf wäre, legte Franzi mit nachgeahmter Star-Trek-Stimme nach: „Wir sind BORK. Ergebt Euch, Ihr Offliner. Ihr werdet alle sozialmedialisiert. Widerstand ist zwecklos.“
Ihre Augen flackerten. Schwester Inge lächelte nachsichtig, gab uns allen die Medikamente und tätschelte unsere Köpfe. Ich wollte gerade den erlösenden Satz rufen, da begann das Mittel zu wirken.