Anfang des Jahres warf die damalige WAZ-Mediengruppe Hunderte feste und freie Journalisten auf einen Schlag raus, schloss sämtliche eigenen Redaktionen - und ließ die WR aber weiter erscheinen. Mit Fremdinhalten verschiedener Verlage. Sprich: eine Zeitung ohne Redaktion, mindestens zwei füllende Verlage. Das war neu für die Branche.
Zombie-Zeitung WR ... Karikatur: Karlheinz Stannies |
Die Funke-Mediengruppe hat die Westfälische Rundschau in der Region Unna, Fröndenberg, Holzwickede, Kamen und Bergkamen an den Rubens-Verlag verkauft, der seit 170 Jahren in der Region den Hellweger Anzeiger herausgibt. Das berichtet newsroom.de hier. Nun besitzen also zwei Verlage Teile derselben Westfälischen Rundschau.
Für die rund 8000 Abonnenten der betroffenen WR-Ausgaben ändert sich angeblich nichts. Die Mantelseiten der örtlichen Westfälischen Rundschau kommen weiterhin vom Essener ContentDesk der WAZ, die Lokalseiten liefert weiterhin (wie bereits seit Januar) die Redaktion des Hellweger Anzeigers.
Während die Funke-Mediengruppe verzweifelt versucht, Doppel-Redaktionen seiner Verlage in einzelnen Städten zu vermeiden, will der familiengeführte Verlag Rubens anscheinend zwei Zeitungen vor Ort herausgeben. In einer gemeinsamen Presseerklärung betonen Funke und Rubens, die sich die Anzeigenvermarktung "ihrer" WR teilen wollen, beide Zeitungen sollen "mit ihren unterschiedlichen Ausrichtungen und Schwerpunkten die vielfältigen Bedürfnisse im Lesermarkt bedienen". Wohlgemerkt: der Unterschied besteht lediglich im Hauptteil. Lokal ist Einheitsbrei.
"Zeitungsvielfalt sieht anders aus", kommentierte DJV-NRW-Geschäftsführerin Anja Zimmer. Für manche Gewerkschafter könnte der Deal - "nach all den Hiobsbotschaften und Zombie-Zeitungsausgaben der letzten Zeit" - durchaus auch der Anfang vom endgültigen Ende der Westfälischen Rundschau sein - sprich: der Auftakt zu weiteren Verkäufen, zunächst an den Rändern des Verbreitungsgebiets.
Anja Zimmer: "Aus unserer Sicht wäre das ein schönes Thema für die Kartellbehörden."