... und warum man fürs Geschäft einen Geschäftsführer braucht
Stefan Laurin Der Ober-Ruhrbaron schrieb hier schon einmal, ebenfalls proudly presented, warum Blogs keine Lokalredaktion ersetzen können. |
Auf der DJV-Konferenz „Besser Online“
in Berlin habe ich gesagt, dass Online-Medien
Boulevard-Medien sind und Journalisten gut daran tun, sich jemanden
für Geschäftliche zu holen, wenn Sie mit Blogs und anderen
Online-Medien Geld verdienen wollen. Karlheinz bat mich, dazu etwas
zu schreiben, und wer kann ihm schon einen Wunsch abschlagen?
Der Grund, warum ich gesagt habe, dass
Online-Medien Boulevard Medien sind, ist eigentlich ganz einfach und
kommt noch aus der Print-Ära. Es gibt Abonnement-Zeitungen, die
einen sehr großen Teil ihrer Auflage an Abonnenten ausliefern, die
das Blatt jeden Tag bekommen. Der einzelne Artikel, die Überschrift
des Aufmachers spielt eine Rolle im Verkauf, aber nur eine
untergeordnete: Die meisten Leser haben sich für eine längerfristige
Bindung an das Blatt entschieden.
Bei Boulevardmedien ist das anders.
Bild oder Express erzielen einen großen Teil ihrer Auflage durch den
Straßenverkauf. Wie viele Exemplare verkauft werden, hängt stark
von der Aufmacher-Geschichte ab. Es gibt Stammleser, aber die
Schlagzeile der Aufmacher-Geschichte ist für den Erfolg wichtiger als
bei den klassischen Abonnentenzeitungen wie der Welt, der FAZ oder
der Süddeutschen.
Online-Medien sind deshalb eher mit
Boulevard-Medien vergleichbar, weil sie zwar auch einen gewissen
Anteil an Stammlesern haben, aber sich einen sehr großen Teil der
Leser jeden Tag neu erobern müssen. Die Bedeutung der Homepage sinkt
seit Jahren, immer mehr Leser kommen via Facebook und Twitter – und
da kommt es auf das richtige Thema und die Schlagzeile an.
Sicher, die Stammleser gewinnt man über die großen, ausführlichen und exklusiven Geschichten. Aber viele, die heute unsere Stammleser- und Stammkommentatoren sind, haben uns genau über reichweitenstarke Inhalte gefunden.
Und dass es Sinn macht, einen
Geschäftsführer an Bord zu holen, der Ahnung von den
wirtschaftlichen Aspekten von Medien hat, ist eigentlich eine
Selbstverständlichkeit. Und das aus mehreren Gründen.
Der Verkauf von Anzeigen und die
Redaktion müssen aus guten Gründe getrennt sein. Allein das
rechtfertigt einen Spezialisten für alles Geschäftliche. Aber es
gibt noch einen anderen Grund: Ein Unternehmen zu führen ist ein
anderer Beruf als Artikel zu schreiben oder ein Medium redaktionell zu
leiten. Will man erfolgreich sein, muss man das trennen.
Verleger wie
Axel Springer oder Gerd Bucerius waren Unternehmer mit einer
Leidenschaft für Journalismus – kurzum ideale Verleger. Genau
solche Leute braucht man an Bord, will man nicht nur publizistisch,
sondern auch wirtschaftliche erfolgreich sein.