Kneipengast
Peter hatte schon leicht einen im Tee. Er wankte an unseren
Stammtisch, nuschelte: „Was ist eigentlich dieses Schtorritälling?
Die anne Theke sagen, Ihr müsst das jetzt können. Sonst klappt's
nicht mit dem Internetz.“
Wir
steckten gerade mitten in der weltmeisterlichen Nachlese. Kann man
eigentlich nochmal nur mit Verteidigern zur Tarif-WM fahren? Ist es
auf Dauer gut, wenn die Akteure aus so wenigen Vereinen kommen? Und:
Was tun, wenn der Gegner vom Platz geht? Bis in die Kabine verfolgen?
Solche Sachen. Hinterher sind ja alle Trainer.
Klaus
nahm sich Peters Frage an: „Wenn Deine Frau Dich nachher fragt, wo
Du her kommst, was sagst Du dann?“ Peter blies die Backen auf:
„Öhm, ich sage: Ich komme aus der Kneipe.“ Klaus nickte:
„Siehste, das wäre eine Meldung, höchstens ein Bericht. Knapp,
nachrichtlich. Wenn Du ihr aber eine Geschichte aus der Kneipe
erzählst und die schön ausmalst mit Gesten und Mimik – das ist
dann Storytelling.“
In
Peters Augen glitzerte Verstehen auf. Lothar setzte nach: „Am
besten, Du erzählst dazu noch den neuesten Brüller-Witz vom Wirt
und bringst als Beweis Deinen Deckel mit.“ Katrin machte die Story
rund: „Und Zeugenaussagen, dass Du diesmal die Finger von Wanda
gelassen hast.“ Die Kellerin lächelte im Vorbeigehen und
schüttelte sanft den Kopf.
Peter
strahlte: „Ach, so geht das. Na, die wird begeistert sein.“ Er
dreht ab: „Muss jetzt los. Meine Frau hat Geburtstag.“ Stefan
giggelte: „Singt da bei der Pressekonferenz auch ein ZDF-Mann ein
Ständchen?“ Martina winkte ab: „Nur wenn wir sie im Ranking
vorher zu Deutschlands Drittbester machen.“
Wir
fassten uns prustend an den Schultern, zogen in von Zukunftssorgen
und Tariffluchten tiefgebückter Polonäse durch die Kneipe: „So
spotten Journalisten, Journalisten spotten so...“ Ein
weltmeisterlicher Auftritt.