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Karikatur: Jan Tomaschoff |
Montag, 30. Dezember 2013
Solidarität mit Femen
Samstag, 28. Dezember 2013
Betriebsratswahl: Wofür denn?
Diesmal waren mal wieder die Kollegen vom anderen Medienhaus mit am Stammtisch. Lange nicht gesehen. Weil die kaum rauskommen aus ihrem Laden. Aber solche Querkontakte unter Kollegen sind einfach wichtig. Schnell wurde der Tresen zur Klage-Theke.
„Die haben meinen Urlaub einfach nicht genehmigt“, maulte Peter. „Und zwar kommentarlos. Dabei legen wir Urlaub schon immer so, dass nur einer weg ist.“
Manni rieb sein blaues Auge, das uns schon aufgefallen war: „Gestürzt“, erklärte er. „über den Kabelsalat im Büro.“
Kathi nickte und blickt auf ihr verbundenes verstauchtes Handgelenk. Sie sah geschafft aus, hatte dunkle Ringe unter den Augen. „Bei uns kümmert sich ja niemand um die ausufernden Arbeitszeiten. Obwohl die Belastungen ständig steigen. Wir kloppen Überstunden ohne Ende.“ Heinz assistierte: „Einige von uns gehen am Stock, sind fast ausgebrannt. Die sollten bei uns mal eine Risiko-Analyse für die Gesundheit machen.“
„Für uns gilt ja der Tarifvertrag nicht“, sagte Dieter. Stimmt, sein Arbeitgeber war einer dieser Tarifflüchtlinge, die ihren Leute nicht einmal die Mindeststandards der Branche gönnen – weder den Festen noch den Freien. „Mich würde ja mal interessieren, ob die wirklich nach Nase bezahlen – und Handverlesene dicke Prämien kriegen. Aber das ist ja geheim.“
Fehlende Fortbildungen, die Angst vor Leiharbeit und Rauswurf – da kamen noch mehr Beispiele. Frank, unser strammster Gewerkschafter, hatte lange schweigend zugehört. Dann fragte er die Kollegen vom anderen Medienhaus: „Habt ihr denn keinen Betriebsrat?“
Große fragende Augen schauten in seine Richtung. Blanke Ratlosigkeit. Man stammelte: „Wofür denn?“
Franks Kopf knallte auf den Tresen. Seine Bissspuren im Holz sind bestimmt noch immer zu sehen.
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Kollege Meyer versuchte wirklich alles, um auf die Betriebsratswahl hinzuweisen
Karikatur: Karlheinz Stannies
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„Für uns gilt ja der Tarifvertrag nicht“, sagte Dieter. Stimmt, sein Arbeitgeber war einer dieser Tarifflüchtlinge, die ihren Leute nicht einmal die Mindeststandards der Branche gönnen – weder den Festen noch den Freien. „Mich würde ja mal interessieren, ob die wirklich nach Nase bezahlen – und Handverlesene dicke Prämien kriegen. Aber das ist ja geheim.“
Fehlende Fortbildungen, die Angst vor Leiharbeit und Rauswurf – da kamen noch mehr Beispiele. Frank, unser strammster Gewerkschafter, hatte lange schweigend zugehört. Dann fragte er die Kollegen vom anderen Medienhaus: „Habt ihr denn keinen Betriebsrat?“
Große fragende Augen schauten in seine Richtung. Blanke Ratlosigkeit. Man stammelte: „Wofür denn?“
Franks Kopf knallte auf den Tresen. Seine Bissspuren im Holz sind bestimmt noch immer zu sehen.
***
P.S.: Wer keinen Betriebsrat hat, verzichtet auf wichtige Arbeitnehmerrechte. Vor allem auch auf Information. Im März 2014 sind wieder Betriebsratswahlen. Kandidiert! Wählt!
Dienstag, 24. Dezember 2013
Macht es Euch schön und gemütlich!
Frohe Weihnachten allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs! Ich wünsche entspannte Tage, wenn es irgendwie geht: mal ohne Stress und Ärger. Das haben wir uns doch verdient, oder?
Samstag, 21. Dezember 2013
Westfälische Rundschau: "Es tut noch immer weh"
Ein Jahr danach. Am 15. Januar 2014 werden sich viele Ehemalige der Westfälischen Rundschau (WR) treffen. Nicht zum üblichen Stammtisch, sondern zum Jahrestag. Zum Wiedersehen, Quatschen, Erfahrungsaustausch. Das gemeinsame Wundenlecken findet ab 19.30 Uhr in der Dortmunder WR-Stammkneipe Anno 1900 statt.
„Es tut noch immer weh“, sagt Mark Sonneborn, der sechs Jahre für die Rundschau arbeitete, die meiste Zeit als Pauschalist in Lüdenscheid. „Ich weiß noch genau, wo ich war, als die Nachricht kam – auf dem Weg zu Roller, Möbel kaufen. Da erreichte mich der Anruf eines Kollegen. Eine Bombe, ein Knaller.“
Der 15. Januar 2013. In einer Betriebsversammlung überraschten die Chefs der Funke-Mediengruppe die WR-Belegschaft, die auf vieles gefasst war, nur nicht darauf, die gesamte Branche und mehr als 100.000 Abonnenten: Alle WR-Redaktionen werden zum Monatsende geschlossen, die 120 Redakteurinnen und Redakteure rausgeworfen, die 180 freien Mitarbeiter stehen hopplahopp auf der Straße. Wie zum Hohn darf die Rundschau als „Zombie“ weiter erscheinen, ohne eigene Redaktion, abgefüllt mit Material von (man muss wohl sagen: ehemaligen) Konkurrenten.
„Das war ein ganz schrecklicher Tag“, erinnert sich auch Karl Dittrich, knapp zwei Jahrzehnte WR-Fotograf in Unna, zuletzt zum WAZ Fotopool abgeschoben. „Mir kam es vor, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Da sind bittere Tränen geflossen, womöglich auch Existenzen vernichtet worden.“
Was wurde aus den vielen Menschen?
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Morgen, Leute, soll's nichts geben...
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Der Weihnachtsmann und die Weihnachtsfrau - in Essen waren sie gestern orange. Fotos: Karlheinz Stannies |
Begeistert mitgesungen wurde (nach der Melodie des bekannten Weihnachtsliedes) dieser Text:
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Dichteten und organisierten die gelungene Streik-Demo: Inge und Uwe |
morgen
soll'n wir uns nicht freu'n.
Welch
ein elends Schreiberleben,
kaum
noch Zeit, es ist zum Heul'n.
Qualität
sieht anders aus,
drum
steh'n wir heut vor dem Haus.
Morgen
Leute soll's nichts geben,
Rotstift
kürzt, was uns gehört.
Wovon
soll der Nachwuchs leben,
ist
Tarifwerk erst zerstört.
Doch
Verleger gebt fein Acht,
ist
nicht gut, was ihr da macht.
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Der Weihnachts-Toni und Knecht Lü zogen die Verleger-Zumutungen aus dem Sack |
Weniger
Urlaub, weniger Knete
und
die Kaufkraft obendrauf,
Weihnachtsgeld
nur noch für Miete,
für
Geschenke zahl'n wir drauf.
Fairer
Lohn sieht anders aus,
drum
steh'n wir heut' vor dem Haus.
Doch
Verleger lasst euch sagen,
unser
Job hat seinen Preis.
Ihr
dürft nicht am Mantel nagen,
Finger
weg, lasst sein den Scheiß.
Denn
Verleger gebt fein Acht,
großer
Streik sonst angesagt!
Überstunden
ohne Ende,
Ausgleich
Null, das kann nicht sein.
Wenig
Geld für's Wochenende,
glaubt
uns, das ist gar nicht fein.
Leute
schlagt mit uns jetzt Krach,
bis
Verleger aufgewacht!
Und jetzt noch: ein Video von der Aktion. Wer möchte, darf mitsingen.
Und jetzt noch: ein Video von der Aktion. Wer möchte, darf mitsingen.
Dienstag, 10. Dezember 2013
Hach, ein Buch... mein Erstling
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Die Titelseite meines erste Buchs - Schmunzelstoff nicht nur für DJV-Mitglieder |
Hach, mein erstes Buch. Heute knackfrisch ausgeliefert. Wie das riecht! Wie sich das anfühlt! Da kommt kein eBook mit. Schönes Gefühl, jetzt auch "Buchautor" zu sein. So richtig mit Namen auf dem Rücken. Auch wenn es nur ein kleines Buch ist. Mit Softcover. Kein weltbewegender Roman. Bärig stolz bin ich trotzdem.
Der Titel sagt alles: "Du bist nicht allein!" Ist das nicht das Beste, was man von der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft erwarten kann? In über 20 Glossen und mehr als 60 Karikaturen geht es auf knapp 100 Seiten um die bewegte Medienwelt, um Journalistinnen und Journalisten und ihre Macken, um in Rendite verliebte Medienmanager ohne zukunftszündende Ideen, um Gewerkschafter und nicht organisierte Trittbrettfah... ähm: Einzelkämpfer. Ich hoffe: ein geballter Riesenspaß, längst nicht nur für DJV-Mitglieder. Wenn Sie also ein schönes Geschenk für Medienleute suchen...
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Karikatur: Karlheinz Stannies |
Sonntag, 8. Dezember 2013
Timo fragt: Was müssen Journalisten heute lernen?
Mein junger Kollege im DJV-Landesvorstand, Timo Stoppacher, startete in seinem Blog - siehe hier - eine Blogparade zur Frage: Was müssen Journalisten heute lernen? Hier meine kurze Antwort:
Überleben.
Es begann schon vor der digitalen Revolution, wurde durch die enorme Wirkkraft des Internets drastisch beschleunigt: Der journalistische Job-Abbau geht gerade ins massive Redaktionssterben über, das nach und nach zum Printprodukte-Sterben wird, dem vor allem Zeitungen zum Opfer fallen werden. Bis auf Zeitschriften und Spezialtitel gilt wohl: Alles, was gedruckt werden muss und in weitestem Sinne mit Nachrichten zu tun hat, ist in der schönen neuen Welt zu langsam. (Dabei täten "slow media" bzw. Entschleunigen unserem Berufsstand wirklich gut, aber das ist eine andere Geschichte.)
Journalistinnen und Journalisten müssen, um zu überleben (im Sinne von: davon zu leben), nicht nur ihr übliches Handwerk "können". Dazu zähle ich inzwischen längst auch ganz selbstverständlich das grundsätzliche Beherrschen der medialen Möglichkeiten im Netz - und den veränderten Umgang mit Lesern/Hörern/Sehern. Übrigens, falls es eine Art Online-Zurückhaltung bei Journalisten gab, dann hauptsächlich deshalb, weil man ihnen (zudem in dezimierten Redaktionen) zumuten wollte, alles auf einmal und zusätzlich und gleichzeitig zu erledigen.
Überleben lernen.
Das bedeutet für mich: Junge Journalistinnen und Journalisten müssen in Zeiten schwindender Angestellten-Jobs bereits während der Ausbildungsphase unbedingt darauf vorbereitet werden, sich irgendwann als Einzelkämpfer durchzuschlagen. Sie müssen lernen, als Unternehmer zu denken und zu arbeiten - von der Eigenvermarktung über die Buchhaltung bis hin zur Akquise. Nur, wer das bei Bedarf "kann", wird künftig als Journalist im Hauptberuf "überleben".
Überleben.
Es begann schon vor der digitalen Revolution, wurde durch die enorme Wirkkraft des Internets drastisch beschleunigt: Der journalistische Job-Abbau geht gerade ins massive Redaktionssterben über, das nach und nach zum Printprodukte-Sterben wird, dem vor allem Zeitungen zum Opfer fallen werden. Bis auf Zeitschriften und Spezialtitel gilt wohl: Alles, was gedruckt werden muss und in weitestem Sinne mit Nachrichten zu tun hat, ist in der schönen neuen Welt zu langsam. (Dabei täten "slow media" bzw. Entschleunigen unserem Berufsstand wirklich gut, aber das ist eine andere Geschichte.)
Journalistinnen und Journalisten müssen, um zu überleben (im Sinne von: davon zu leben), nicht nur ihr übliches Handwerk "können". Dazu zähle ich inzwischen längst auch ganz selbstverständlich das grundsätzliche Beherrschen der medialen Möglichkeiten im Netz - und den veränderten Umgang mit Lesern/Hörern/Sehern. Übrigens, falls es eine Art Online-Zurückhaltung bei Journalisten gab, dann hauptsächlich deshalb, weil man ihnen (zudem in dezimierten Redaktionen) zumuten wollte, alles auf einmal und zusätzlich und gleichzeitig zu erledigen.
Überleben lernen.
Das bedeutet für mich: Junge Journalistinnen und Journalisten müssen in Zeiten schwindender Angestellten-Jobs bereits während der Ausbildungsphase unbedingt darauf vorbereitet werden, sich irgendwann als Einzelkämpfer durchzuschlagen. Sie müssen lernen, als Unternehmer zu denken und zu arbeiten - von der Eigenvermarktung über die Buchhaltung bis hin zur Akquise. Nur, wer das bei Bedarf "kann", wird künftig als Journalist im Hauptberuf "überleben".
Sonntag, 1. Dezember 2013
Journalisten? Was der Fensterrentner sagt...
JessesMariaundJosef! (Im Advent ist so ein Einstieg sicher möglich.) Und ich hatte gedacht, wir kriegen es umme Ohren, wenn ich den Fensterrentner bitte, mal was über Journalisten zu schreiben. Und was liefert dieser Otto Redenkämper? Die perfekte Weihnachtssalbe für die geschundenen Journalistinnen- und Journalisten-Seelen. Hach. Danke dafür, proudly presented:
Von OTTO REDENKÄMPER (Fensterrenter)
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Otto sacht, wie et iss (auch in seinem Blog Ottos Revier) |
Mein alter Kumpel Karlheinz hat mich gefragt, ob ich nicht einen Gastbeitrag über „Journalisten“ für sein Blog schreiben möchte. „Kein Thema“ hab ich gesagt und dann stand ich da. Über Journalisten an sich hatte ich so auch noch nicht nachgedacht und datt obwohl sie ja immer um einen rum sind. Ob du die Zeitung aufmachst, datt Internetz einschaltest oder in die Glotze guckst.
Und ich glaub, et gibt da irgendwo einen geheimen Journalistenkalender, wo wir alle nicht kennen. Da steht ganz genau drin, watt wann wie abgefeiert werden muss. Ab Herbst geht datt zum Beispiel so: „Winterreifen“, „Schneechaos“, „Grippeimpfung“, „Weihnachtsgeldvergleich“, „Umtauschregelungen“, „Todes-Silvesterknaller aus Polen“, „Tierseuche“, „Politikerskandal“, „Prominentenaffäre“.
Und zwischendurch gibt et dann noch astreine Regeln für den kleinen Mann. Aktuell sollen wir ja alle unsere Kohle komplett aus dem Fenster schmeißen, weil et ja keine Zinsen gibt. Da frag ich mich, wenn getz ne Oma mühsam 5.723 Euro unter ihr Kopfkissen gespart hat. Ob sie da getz 0,5 Prozent oder 5 Prozent Zinsen drauf kriegt, datt macht die Rheumasalbe auch nicht schärfer.
Und so gern ich die ganzen Quasselbuden in der Glotze gucke und Zeitungen lesen und mich über de Sportreporter ärgere, so genau weiß ich, datt ich an allererster Stelle immer mein gesunden Menschenverstand vertraue. Dann häng ich meinen Kopp aus dem Fenster, denk ein bissken nach und merke, datt die Welt doch noch nich so hart am untergehen dran ist, wie die Medienhysterie uns datt erzählen will.
Aber wenn du die paar Zeitungsseiten oder Sendeminuten mal zur Seite läßt, wo sich nur um Hysterie drehen, dann kannst du dich wirklich tip top über alles informieren und bekommst, dank unsere Journalisten, richtig was an Informationen und Wissen in die Birne gefeuert. Und dafür möchte ich an diese Stelle mal allen ein herzlichet Dankeschön sagen, von den Journalisten, die direkt aus und über unsern Ruhrpott berichten, über die Sportreporter, die mal gucken, wie so eine WM-Vergabe wirklich abläuft, bis zu den Medienleuten, die den hohen Damen und Herren in Politik und Wirtschaft auf die Finger gucken und uns darüber berichten. Ich find datt toll watt ihr macht und lese, gucke und höre euch immer gerne!
Glück auf!
Euern Otto
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