„Instant articles“ sind ein Segen.
Julian hat schon wieder acht Sekunden Lebenszeit gespart, weil
Facebook jetzt Artikel nicht mehr zu den lahmen Webseiten der
Medienhäuser verlinkt, sondern gleich selbst anzeigt. Acht Sekunden!
„Das läppert sich“, meint auch Katharina.
Endlich! Springer feiert den
Pulitzer-Preis. Für das Aufklärer-Stück „Zehn Kampagnen für ein
Halleluja“. Es hatte sich gelohnt, die Huffington Post zu kaufen.
Der Freie spricht mit dem
Gewerkschaftsanwalt: „Die meisten Klicks für meine Texte kommen
jetzt über Facebook. Da müssten die Verleger doch mehr Honorar
zahlen, oder?“ Beide weinen lange in den Wein.
Google schenkt Verlagen 150 Millionen
Euro, zur Förderung digitaler Nachrichten: "Wir werden Hand in
Hand arbeiten". Heißt übersetzt: Wir hatten noch was in der
Portokasse, und die verzweifelten Burschen fingen an zu nerven.
Der Amazon-Chef schickt den Lesern der
von ihm gekauften Washington Post jetzt nicht mehr nur
maßgeschneiderte Anzeigen in die App, sondern auch zu ihren Wünschen
passende Texte. Ja, Service wird groß geschrieben.
Facebook ändert die Algorithmen für
die schnell löslichen Artikel. Katzen-Inhalt hat ja auch wirklich
viel mehr Klicks als Polit-Texte. Muschi statt Mutti. Die
Medienhäuser ändern ihre Zulieferung. Schließlich geht es ums
Überleben.
Rückschlag für Springers Döpfner. Er
gehört laut Huff-Post nicht mehr zu den zehn größten Medienbossen
auf Erden. Für die neue Welt-Nummer eins ändert man in Rio gerade
den Namen des felsigen Wahrzeichens – in Zuckerberg.
Kaum haben sich die Verleger in
„instant articles“ verliebt („Keine Mehrkosten, nur
Zusatzgewinne, hurra“), da kürzt Facebook plötzlich ihre
Anzeigenerlöse. Empörte Manager: „Zusagen nicht einhalten,
einfach immer weniger zahlen – die behandeln uns ja wie wir unsere
Leute.“
Julian nimmt sich, mit dem Smartphone
in der Hand, richtig Zeit für einen Gang zum Klo. Mit den zehn
Artikeln zum Frühstück hatte er dank Facebook ja achtzig Sekunden
gespart.