Samstag, 9. August 2014

Erzähl mal 'ne Schtorri

Kneipengast Peter hatte schon leicht einen im Tee. Er wankte an unseren Stammtisch, nuschelte: „Was ist eigentlich dieses Schtorritälling? Die anne Theke sagen, Ihr müsst das jetzt können. Sonst klappt's nicht mit dem Internetz.“

Wir steckten gerade mitten in der weltmeisterlichen Nachlese. Kann man eigentlich nochmal nur mit Verteidigern zur Tarif-WM fahren? Ist es auf Dauer gut, wenn die Akteure aus so wenigen Vereinen kommen? Und: Was tun, wenn der Gegner vom Platz geht? Bis in die Kabine verfolgen? Solche Sachen. Hinterher sind ja alle Trainer.

Klaus nahm sich Peters Frage an: „Wenn Deine Frau Dich nachher fragt, wo Du her kommst, was sagst Du dann?“ Peter blies die Backen auf: „Öhm, ich sage: Ich komme aus der Kneipe.“ Klaus nickte: „Siehste, das wäre eine Meldung, höchstens ein Bericht. Knapp, nachrichtlich. Wenn Du ihr aber eine Geschichte aus der Kneipe erzählst und die schön ausmalst mit Gesten und Mimik – das ist dann Storytelling.“

In Peters Augen glitzerte Verstehen auf. Lothar setzte nach: „Am besten, Du erzählst dazu noch den neuesten Brüller-Witz vom Wirt und bringst als Beweis Deinen Deckel mit.“ Katrin machte die Story rund: „Und Zeugenaussagen, dass Du diesmal die Finger von Wanda gelassen hast.“ Die Kellerin lächelte im Vorbeigehen und schüttelte sanft den Kopf.

Peter strahlte: „Ach, so geht das. Na, die wird begeistert sein.“ Er dreht ab: „Muss jetzt los. Meine Frau hat Geburtstag.“ Stefan giggelte: „Singt da bei der Pressekonferenz auch ein ZDF-Mann ein Ständchen?“ Martina winkte ab: „Nur wenn wir sie im Ranking vorher zu Deutschlands Drittbester machen.“

Wir fassten uns prustend an den Schultern, zogen in von Zukunftssorgen und Tariffluchten tiefgebückter Polonäse durch die Kneipe: „So spotten Journalisten, Journalisten spotten so...“ Ein weltmeisterlicher Auftritt.